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Der
pfl all menhandel.
'dj möchte die Menschen kennen lernen!" sagte der Kalif.
„Mie mache ich das am besten?!" — „Mir wollen da-
rüber Nachdenken!" antworteten seine Räte
und Gelehrten, haben untereinander weise und lang-
atmige Streitreben an, schleppten mächtige Bände
herbei und warfen sich mit größtem Eifer auf das
Studium.
„£?in!" meinte der Fürst für sich, während er
ihr Treiben beobachtete. „Das scheint mir aber eine
zeitraubende Geschichte zu werden — und ob sie
damit überhaupt auf das Richtige kommen?!"
Da klopfte der Narr auf feine Schulter. „Ge-
vatter!" sagte er. „Ich weiß Dir ein schnelleres
und kurzweiligeres Mittel: Zieh' einen Bauernkittel
an, binde Dir einen falschen Bart vor, nimm einen
Sack Pflaumen und setz' Dich morgen früh auf den
Mbstmarkt, um die Früchte zu verkaufen ... so wirst
Du die Menschen kennen lernen!"
„Hm!" meinte der Kalif wieder, wie das so
seine Art war. „Es ist mir nicht recht klar, wie
das zugehen soll — aber Dein Mittel
ist einfach und obendrein eigenartig . . .
ich will es versuchen!"
So saß er denn am andern Mor-
gen zu früher Stunde an einer be-
scheidenen Ecke als Pstaumenbäuerlein
am Markt und pries mit halblauter
Stimme seine Mare an. Indes nie-
mand beachtete ihn, sondern die Leute
gingen zu den ihnen schon bekannten
Händlern und kauften dort, so daß
er immer mißmutiger wurde und ins-
geheim den Rat seines Narren und
die eigene Bereitwilligkeit verwünschte,
mit der er sich darauf eingelassen hatte.
Aber allmählich wurde die Sache anders
und es ging nicht lange her, da stau-
ten sich die Käufer vor ihm und er
hatte bald den größten Zulauf von
allen Obsthändlern überhaupt. Nicht
ohne eine gewisse Eitelkeit nahm er
das wahr und freute sich, wie nett
sich die Kunden betrugen und wie sie
seine Früchte lobten. „Ich habe noch
niemals" - sagte der eine, der eine
Pflaume versucht hatte, und verdrehte
die Augen entzückt — „ich habe noch
niemals so süße und wohlschmeckende
Pflaumen gegessen!" — „Das sieht
inan auch schon dem Mann an —
erwiderte ihm ein zweiter — „der sie
feilhält! Schau nur, dieses würdige
und grundehrliche Gesicht! Mie sollte
er nicht auch prächtige Pflaumen ver-
kaufen!" — „Ach" —- seufzte eine alle
Hausbesorgerin süß, und es war dem
Kalifen gerade, wie wenn er sie als
die alte treue Dienerin eines seiner
wesiere kennen sollte — „ach, wie
schade, daß er bloß einen Sack voll
feil hält — ich würde ihm gern allein
ein Dutzend Säcke abkaufen; denn mein Gebieter ißt reife und
süße Pflaumen leidenschaftlich gern — und was würde ich nicht
Der
pfl all menhandel.
'dj möchte die Menschen kennen lernen!" sagte der Kalif.
„Mie mache ich das am besten?!" — „Mir wollen da-
rüber Nachdenken!" antworteten seine Räte
und Gelehrten, haben untereinander weise und lang-
atmige Streitreben an, schleppten mächtige Bände
herbei und warfen sich mit größtem Eifer auf das
Studium.
„£?in!" meinte der Fürst für sich, während er
ihr Treiben beobachtete. „Das scheint mir aber eine
zeitraubende Geschichte zu werden — und ob sie
damit überhaupt auf das Richtige kommen?!"
Da klopfte der Narr auf feine Schulter. „Ge-
vatter!" sagte er. „Ich weiß Dir ein schnelleres
und kurzweiligeres Mittel: Zieh' einen Bauernkittel
an, binde Dir einen falschen Bart vor, nimm einen
Sack Pflaumen und setz' Dich morgen früh auf den
Mbstmarkt, um die Früchte zu verkaufen ... so wirst
Du die Menschen kennen lernen!"
„Hm!" meinte der Kalif wieder, wie das so
seine Art war. „Es ist mir nicht recht klar, wie
das zugehen soll — aber Dein Mittel
ist einfach und obendrein eigenartig . . .
ich will es versuchen!"
So saß er denn am andern Mor-
gen zu früher Stunde an einer be-
scheidenen Ecke als Pstaumenbäuerlein
am Markt und pries mit halblauter
Stimme seine Mare an. Indes nie-
mand beachtete ihn, sondern die Leute
gingen zu den ihnen schon bekannten
Händlern und kauften dort, so daß
er immer mißmutiger wurde und ins-
geheim den Rat seines Narren und
die eigene Bereitwilligkeit verwünschte,
mit der er sich darauf eingelassen hatte.
Aber allmählich wurde die Sache anders
und es ging nicht lange her, da stau-
ten sich die Käufer vor ihm und er
hatte bald den größten Zulauf von
allen Obsthändlern überhaupt. Nicht
ohne eine gewisse Eitelkeit nahm er
das wahr und freute sich, wie nett
sich die Kunden betrugen und wie sie
seine Früchte lobten. „Ich habe noch
niemals" - sagte der eine, der eine
Pflaume versucht hatte, und verdrehte
die Augen entzückt — „ich habe noch
niemals so süße und wohlschmeckende
Pflaumen gegessen!" — „Das sieht
inan auch schon dem Mann an —
erwiderte ihm ein zweiter — „der sie
feilhält! Schau nur, dieses würdige
und grundehrliche Gesicht! Mie sollte
er nicht auch prächtige Pflaumen ver-
kaufen!" — „Ach" —- seufzte eine alle
Hausbesorgerin süß, und es war dem
Kalifen gerade, wie wenn er sie als
die alte treue Dienerin eines seiner
wesiere kennen sollte — „ach, wie
schade, daß er bloß einen Sack voll
feil hält — ich würde ihm gern allein
ein Dutzend Säcke abkaufen; denn mein Gebieter ißt reife und
süße Pflaumen leidenschaftlich gern — und was würde ich nicht
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der Pflaumenhandel"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Objektbeschreibung
Verschlagwortung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1916
Entstehungsdatum (normiert)
1911 - 1921
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 145.1916, Nr. 3723, S. 260
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg