Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Papierersparnis.

^)P^or fft'nf5'S Jahren war's. An der Türe des Direktors klopfte
^0? es ehrerbietig und auf fein „herein!" trat der Sekretär
(Puastelmaier mit einer sonst im Dienst an ihm unbekannten Auf-
regung in's Zimmer. „Lferr Direktor" — sagte er und hielt mit
zwei zitternden Fingerspitzen ein Papier vor sich hin, als ob er
von dessen Berührung einen schweren Gesundheitsnachteil für
sich befürchtete — „perr Direktor, da schickt der Amtmann von
Grobhausen die Bestätigung über den Empfang Ihres hohen
Erlasses, betreffend Papierersparnis!" Der Direktor drehte sich in
seinem Stuhl um und betrachtete den Untergebenen hinter der
Brille hervor mit erstaunten Augen: „Ja, warum soll er sie

denn nicht schicken, die Empfangsbestätigung über den Erlaß,
betreffend Papierersparnis? Er muß sie ja doch schicken, lieber
Vuastelmaier. Sonst wissen wir ja nicht, ob er sie wirklich er-
halten hat, und können ihn soinit, wenn er amtlich Papier nicht
spart, sondern verschwendet, nicht gebührend auf die Finger
klopfen."

„Das schon, das schon, Herr Direktor! Aber" — die Stimme
des Sekretärs nahm den Ausdruck des Entsetzens und der Em-
pörung an — „aber er schickt die Empfangsbestätigung in dem
nämlichen Kuvert, in den: wir ihm den Erlaß geschickt haben
— er hat es einfach u in ge wendet und unsere Adresse auf die
Rückseite geschrieben. Eine solche Respektlosigkeit war doch noch
nicht da!"

Der Herr Direktor fährt aus dem Stuhl auf, setzt sich aber
wieder, nimmt das Kuvert und untersucht es genau auf beiden
Seiten: „Das ist wirklich stark! Dem werden wir aber einmal
zeigen, Vuastelmaier, was sich der Vorgesetzten Dienstbehörde
gegenüber schickt. Bitte, setzen Sie sich und schreiben Sie:

„An den Amtmann von Grobhausen.

Betreff: Papierersparnis.

Sie werden hiemit veranlaßt, binnen drei Tagen
anher zu berichten, wie Sie sich haben unterfangen können,
zu Ihrem Schreiben nebenbezeichneten Betreffs vom zweiten
hujus ein altes, bereits beschriebenes Kuvert zu benützen."

Zwei Tage später zur gleichen Morgenstunde betritt Sekretär
(Duastelmaier das Zimmer seines Vorgesetzten wieder unter den
Zeichen einer noch größeren Aufregung als das erstemal, „Herr
Direktor! Herr Direktor! Jetzt schickt der Amtmann von Grob-
hausen seine Verantwortung auf Ihren vorgestrigen hohen Erlaß."

„Ja — und?"

„Ja, und er hat wieder unser Kuvert — unser Kuvert
von vorgestern — einfach umgedreht und benützt!"

„Da hört sich doch schon alles auf!" schreit der Direktor, jetzt
wirklich selber erbost. „Eine solche Renitenz ist mir noch nicht
vorgekommen, seit ich im Amte bin; und was schreibt denn der
Mensch dazu?"

„Bitte, hier! Er hat einfach auf Ihren eigenen hohen Er-
laß, von dein er noch dazu unten die Hälfte weggeschnitten hat,
zwei Worte darauf gesetzt und seinen Namen!"

„Auf meinen Erlaß — zwei Worte und seinen Namen?"

Der Herr Direktor setzt die Brille auf und liest seinen eigenen
Erlaß noch einmal durch: „Binnen drei Tagen anher zu berichten,
wie Sie sich haben unterstehen können, zu Ihrem Schreiben neben-
bezeichneten Betreffs vom zweiten hujus ein altes bereits beschrie-
benes Kuvert zu benützen."

Darunter steht nichts weiter als: „Aus Papierersparnisi"

Line halbe Minute herrscht Totenstille in der Amtsstube.

287

„(puastelmaier!" sagt datin der Direktor streng. „Ich sehe
es Ihnen an, Sie denken sich etwas!"

„Herr Direktor!" stammelt der Sekretär. „Ich detike mir
nichts — ganz gewiß nichts — ich denke mir nie etwas!"

„Doch! Doch, Ouastelmaier! Sie denken sich etwas!"

„Aber, Herr Direktor, wenn ich versichern darf. . ."

„versichern Sie nichts, (puastelmaier! Und wissen Sie, was
Sie sich denken: „Recht hat er!" denken Sie sich. „Recht hat
er, der Amtmann von Grobhausen'""

„Aber, Herr Direktor!"

Da verzieht sein Vorgesetzter das Gesicht zu einem leisen
Schmunzeln: „Ich will Ihnen noch etwas sagen: Denken Sie

sich's ruhig weiter — ich denk' m i r' s nämlich auch: Recht
hat er!"

„Und, Herr Direktor" — fragt der Sekretär, der sich nun
auch ein leises ehrerbietiges Schmunzeln erlaubt — „was wollen
wir ihm denn antworten?"

„Antworten?" entgegnet der Direktor und lacht jetzt mit dem
ganzen Gesicht. „Nichts! Der Kerl ist sonst imstande und schickt
uns unser Kuvert zum drittenmal"

Kleines M i ß v e r st ä n d n i s.

„Seitdem Sie verheiratet sind, kommen Sie jeden Tag zu
spät in's Geschäft; das darf nicht mehr Vorkommen!" — „Nein,
nein, ich heirate nicht wieder."

Die Attraktion.

„ - - . Und das Geheinmis bleibt auf jeden Fall unter uns
Kränzchenschwestern. Das ist das beste Mittel, um die Montags-
kränzchenschwestern zu zwingen, in unser Dienstagskränzchen ein-
zutreten." _

Unter Feldgraue n.

„. . Mein Lieber, ich war jetzt in Rußland, o mell, da gibt's
Ungeziefer!" — „Sei zufrieden, ich kenne Rußland. Aber das ist
noch gar nichts gegen Rumänien: Dort haben sogar die Wanzen
Läus'!" __

Klassisch.

Unteroffizier Krause hält Unterricht über Gelvehr-
reinigen: „Also, dann wird das Gewehr zum Schluß eingeölt. Der
Lateiner bezeichnet das mit: Firnis coronat opus!"
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Kleines Mißverständnis"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Objektbeschreibung
Verschlagwortung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Hesse, Rudolf
Entstehungsdatum
um 1916
Entstehungsdatum (normiert)
1911 - 1921
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Weltkrieg <1914-1918>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 145.1916, Nr. 3725, S. 287

Beziehungen

Erschließung

Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg
 
Annotationen