Sepp[
idue ueppi
fine Ferienerinnerung non tjamlct,
Mer erste schöne Tag, den ich im Salzkammer-
Sß gut erleben sollte, dämmerte heraus, 3"!
hatte mich in der langen Schnürlregenzert sorg-
sältig aus das sreudige Lreignis des Wetter-
Umschlags vorbereitet und begann daher ,n)c
um (, Uhr das überaus schwierige Werk des Lrweckens niemer
Frau. Mit Geduld und deutscher Ausdauer brachte ich es dahin,
daß sie bereits um halb 9 Uhr im Frühstückszimmer des Yoteis
erschieir. Ich sragte inzwischen den Zählkellner nach einem ver
lässigen Führer aus den Saarstein. Der Schwalbenschwänzrge
sührte mich in die Schwemme und deutete aus einen kleinen t eit
Mann mit ausgedunsenem Gesicht, der eben der Kellnerin t
Maßkrug zur erneuten Füllung reichte. Mein Zutrauen n
nicht sehr groß, aber bescheiden fragte ich: „Wollen 5ie uns c
den Saarstein führen?"
Statt einerAntwort musterte Seppl — so hieß der Wackere
mit einem verächtlichen Blick meine fünf Kilo schweren Bergschi
und bemerkte da:
„MitdeneSchuache:
woll'n 5’ am Sa
stoa geh'n?" —
lanben Sie mir," w
dete ich entrüstet c
„die sind vom ers
Bergstieselschuster 1
haben vierundsieb
Mark gekostet
ja, i' Han ja aa' nui
g'moant", beschw
tigte mich der Se;
der wohl merkte, >
meine Stiefel me
Achillesferse war
Lr leerte den Maßkrug, langte nach dem an der wand hängem
Eispickel und sagte trocken: „Alsdann geh'n ma halt in Go,
Nam'l" Als wir die Stube verließen, gewahrte ich, wie
Kellnerin eigentümlich mit den Augen zwinkerte, dachte mir a
nichts Böses dabei.
Um so Uhr standen wir am Fuße des 2000 Meter hohen
Saarsteins. Der Aufstieg begann. Unser Führer, der schon beim
Beginn des Marsches ziemlich wortkarg war, schwieg nun vollends.
Immer höher stieg die Sonne, immer heißer wurde es. Unser'm
Seppl wurde es sichtlich ungemütlich. Dicke Schweißtropfen rannen
ihm über Gesicht und pals; sein Marschtempo wurde immer lang-
samer. Als wir etwa eine Stunde gegangen waren, kratzte sich
Seppl hinter'm Ghr und brach das Schweigen: „Teifi, Teifi, jetzt
Han i' erscht recht dös vabandzeng vageff'nl" —
„welches Verbandszeug denn?" fragte meine Frau ängstlich.
„No, dös zum vabind'n halt!"
„Ja, wen wollen Sie denn verbinden?"
„No, Sö, wenn S' vielleicht abipurz'ln sollt'n,"
Meiner Frau stockte der Atem, nrir wurde der kjalskragen
zu eng. „Geschehen denn hier häufig Unglücksfälle?"
„woll, woll, erscht unlängst, wia i’ mit dem kjerrn vo' Müller
'ganga bi', hat er si' dös Schlüss'lboa' und no' irgend an' Knoch'n
brocha."
Ich klammerte mich an einen letzten Hoffnungsstrahl: „Der
Herr war wohl sehr unvorsichtig?"
„Na, na, dös war er nit; no, weil ma halt g'rad' davo'
red'n, fallt mir der Herr Professer Englhart ans München ei'.
Sie san ja eh von durt, da wer'n S' eahm sicher kenna, gel'n S'?"
Da ich verneinte, brummte er ärgerlich vor sich hin: „Und
da moant ma Wunder wia g'scheit als d' Stadtleut' san. I'
kenn' a jed's Kind dees i' auf der Straß'n siech, und Sie kenna
net amal an Professer, der bei Eahna dahoam is."
„Nun, was ist denn mit dem Professor?" drängte meine Fra».
„Ja, ja, i' sag's eh scho'; alsdann, mir san halt so 'ganga,
i', da Professer und sei' Familie, war sonst a seiner Mann, der
Professer. Da hat si' nix g'seit. All',veil lusti' und fidel und guat
mit ’« Geld beinand'."
„lvas geht denn das uns an?" unterbrach ich ungeduldig
diese Lobeshymne unseres Führers.
„Ja, ja, laff'n S' Lahna no' Zeit, mg' woaß ja gar net,
wo ma' o'fanga soll! Alsdann, wia mir halt so 'ganga san,
da bin i', weil i' do' alleweil so schnell geh', so a vierz'g, fuchz'g
Meter voranganga und der professer is nachkemma."
Ich hatte zwar noch nicht bemerkt, daß unser Seppl so schnell
zu gehen gewohnt war, aber um endlich die Geschichte von dein
Professor zu erfahren, unterließ ich jede weitere Einwendung.
„Der Herr Professer hat g'rad' g'red't über die Verpflanzung
des Edelweiß in die Ebene. Alsdann, hat er g'sagt — —"
Da riß mir doch die Geduld. „Das ist mir doch ganz gleich,
was der Professor gesagt hat, ich will nur wissen, wie er ver-
unglückt ist."
Line Zeitlang schwieg der Mann gekränkt. „No wia mir
halt so 'ganga san", Hub er endlich wieder an, „und der Herr
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fine Ferienerinnerung non tjamlct,
Mer erste schöne Tag, den ich im Salzkammer-
Sß gut erleben sollte, dämmerte heraus, 3"!
hatte mich in der langen Schnürlregenzert sorg-
sältig aus das sreudige Lreignis des Wetter-
Umschlags vorbereitet und begann daher ,n)c
um (, Uhr das überaus schwierige Werk des Lrweckens niemer
Frau. Mit Geduld und deutscher Ausdauer brachte ich es dahin,
daß sie bereits um halb 9 Uhr im Frühstückszimmer des Yoteis
erschieir. Ich sragte inzwischen den Zählkellner nach einem ver
lässigen Führer aus den Saarstein. Der Schwalbenschwänzrge
sührte mich in die Schwemme und deutete aus einen kleinen t eit
Mann mit ausgedunsenem Gesicht, der eben der Kellnerin t
Maßkrug zur erneuten Füllung reichte. Mein Zutrauen n
nicht sehr groß, aber bescheiden fragte ich: „Wollen 5ie uns c
den Saarstein führen?"
Statt einerAntwort musterte Seppl — so hieß der Wackere
mit einem verächtlichen Blick meine fünf Kilo schweren Bergschi
und bemerkte da:
„MitdeneSchuache:
woll'n 5’ am Sa
stoa geh'n?" —
lanben Sie mir," w
dete ich entrüstet c
„die sind vom ers
Bergstieselschuster 1
haben vierundsieb
Mark gekostet
ja, i' Han ja aa' nui
g'moant", beschw
tigte mich der Se;
der wohl merkte, >
meine Stiefel me
Achillesferse war
Lr leerte den Maßkrug, langte nach dem an der wand hängem
Eispickel und sagte trocken: „Alsdann geh'n ma halt in Go,
Nam'l" Als wir die Stube verließen, gewahrte ich, wie
Kellnerin eigentümlich mit den Augen zwinkerte, dachte mir a
nichts Böses dabei.
Um so Uhr standen wir am Fuße des 2000 Meter hohen
Saarsteins. Der Aufstieg begann. Unser Führer, der schon beim
Beginn des Marsches ziemlich wortkarg war, schwieg nun vollends.
Immer höher stieg die Sonne, immer heißer wurde es. Unser'm
Seppl wurde es sichtlich ungemütlich. Dicke Schweißtropfen rannen
ihm über Gesicht und pals; sein Marschtempo wurde immer lang-
samer. Als wir etwa eine Stunde gegangen waren, kratzte sich
Seppl hinter'm Ghr und brach das Schweigen: „Teifi, Teifi, jetzt
Han i' erscht recht dös vabandzeng vageff'nl" —
„welches Verbandszeug denn?" fragte meine Frau ängstlich.
„No, dös zum vabind'n halt!"
„Ja, wen wollen Sie denn verbinden?"
„No, Sö, wenn S' vielleicht abipurz'ln sollt'n,"
Meiner Frau stockte der Atem, nrir wurde der kjalskragen
zu eng. „Geschehen denn hier häufig Unglücksfälle?"
„woll, woll, erscht unlängst, wia i’ mit dem kjerrn vo' Müller
'ganga bi', hat er si' dös Schlüss'lboa' und no' irgend an' Knoch'n
brocha."
Ich klammerte mich an einen letzten Hoffnungsstrahl: „Der
Herr war wohl sehr unvorsichtig?"
„Na, na, dös war er nit; no, weil ma halt g'rad' davo'
red'n, fallt mir der Herr Professer Englhart ans München ei'.
Sie san ja eh von durt, da wer'n S' eahm sicher kenna, gel'n S'?"
Da ich verneinte, brummte er ärgerlich vor sich hin: „Und
da moant ma Wunder wia g'scheit als d' Stadtleut' san. I'
kenn' a jed's Kind dees i' auf der Straß'n siech, und Sie kenna
net amal an Professer, der bei Eahna dahoam is."
„Nun, was ist denn mit dem Professor?" drängte meine Fra».
„Ja, ja, i' sag's eh scho'; alsdann, mir san halt so 'ganga,
i', da Professer und sei' Familie, war sonst a seiner Mann, der
Professer. Da hat si' nix g'seit. All',veil lusti' und fidel und guat
mit ’« Geld beinand'."
„lvas geht denn das uns an?" unterbrach ich ungeduldig
diese Lobeshymne unseres Führers.
„Ja, ja, laff'n S' Lahna no' Zeit, mg' woaß ja gar net,
wo ma' o'fanga soll! Alsdann, wia mir halt so 'ganga san,
da bin i', weil i' do' alleweil so schnell geh', so a vierz'g, fuchz'g
Meter voranganga und der professer is nachkemma."
Ich hatte zwar noch nicht bemerkt, daß unser Seppl so schnell
zu gehen gewohnt war, aber um endlich die Geschichte von dein
Professor zu erfahren, unterließ ich jede weitere Einwendung.
„Der Herr Professer hat g'rad' g'red't über die Verpflanzung
des Edelweiß in die Ebene. Alsdann, hat er g'sagt — —"
Da riß mir doch die Geduld. „Das ist mir doch ganz gleich,
was der Professor gesagt hat, ich will nur wissen, wie er ver-
unglückt ist."
Line Zeitlang schwieg der Mann gekränkt. „No wia mir
halt so 'ganga san", Hub er endlich wieder an, „und der Herr
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der schlaue Seppl"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Objektbeschreibung
Verschlagwortung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1917
Entstehungsdatum (normiert)
1912 - 1922
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 146.1917, Nr. 3729, S. 21
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg