Fliegende Blätter (146.1917 (Nr. 3728-3753))

«s ragt auf Heilem leise» eine Burg im Abendschein.

Lief cfrunfe» rucke» die Bfitje — dort i(t der

l'r ' Bimmel rein.

Lief drunten drängen in Scharen die Menschen

immerzu,

Sie rasten nicht und jagen — dort oben ist die

Rub’.

6s tobt rings um den leisen des Lebens beiher Streit

In Sehnsucht und Uerzweiflung, in Bierde und in Leid.

Sie straucheln und sie stoben sich au des Abgrunds

Rand.

Sie greifen nach den Blüten mit ungeduldiger Rand.

Sie suchen stets auf’s neue des Dateins gold’nen Kern

Und bleiben ihm froh Reue und Leiden ewig fern.

Der folgt nur den Schalmeien der trügerischen Lust —

Dem sprengt der blinde Ehrgeiz die atemschwere

Brust —

Der strebt im Mahn des Holdes nach höchsten Reich-
tums Blanz —

Dem blendet Heid, der schlimme, die klaren Sinne ganz.

So drebt’s in tollem Wirbel, so gebt’s in wildem

Straub

Die Straften und die Pfade, die Lag’ und Dächte aus-
So baltet’s an den leisen empor mit fahlem Blick
Und stürzt und liegt im Brande mit brechendem

Benick,

Lief unten auf dem Rasen — da hält der bleiche Lod,
Reimst mühelos die Brate nach all’ der Rast und Hot.
Ihm lind sie all’ verfallen — die Ringer in dem

Streit;

Gr sieht ihr letztes Sehnen und hört ihr letztes Leid.
Dur Wenigen ift’s gegeben — die haben still erkannt
Inmitten steiler leisen des schmalen Pfades Band,

Der aus dem Reiben Brande, wo wild der Kampf sich

rührt,

Bmpor zu guter Stunde zur Burg des Lebens führt.
Dort oben winkt die Ruhe nach all’ der Last und Qual:
Die schau’n aus hellen lenstem hinaus ins weite Lall
Die wissen sieh geborgen vor Unrast, Bier und Do!

Und blicken ohne Sorgen in s gold’ne Abendrot.

IU. Herbert. jl