Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
A l> g e wendet c G efnh v.

Dien st Mädchen (während der Gesellschaft vertraulich zu ihrer
Herrin): „Gnädige Frau, der langhaarige junge Mensch, der eben
gekommen ist, hat Gedichte in seinem Überrock stecken, die er diesen
Abend gewiß vorlesen will •. soll ich s' ihm heimlich Lcransnchmcn?"

I in E i s e n l> a h n c o n P c.

„Du, gleich wird Deine Reisetasche der jungen Dame da a>»
Fenster ans den Kopf fallen!" — „Wenn schon! Ich möchte ja
gerne mit ihr anbändeln und weiß nicht, wie ich sie in's Gespräch
ziehen soll. . das wäre so ein famoser Anknüpfungspunkt!"

fnnstgrau der Himmel. Schwül durchnäßt.

Der liegen strippt und zwirnt. . ..

Ein Kopf, an’s Fensterglas gepreßt,

01 oW bohl und ausgebirnt. . . .

Die llochnieclagewesenlieit
In Stil und Con und ÜJoil,

Die tiefste ilnverständlichkeit
Aar dieses Kopfes Sport.

^ Aeiikünens ^ iide.

6r starrt hinaus und sucht und sinnt,
Und was er sinnt, ist (Zuatsch.

Der Kegen draußen rinnt und rinnt,
Und alles wird zu watsch. . , .

Und Matsch ist auch und aufgeweichl
Deutöners I)irn(ub(tanz —
er bat den Höhepunkt erreicht:

6r ist verblödet ganz! — —

Die Ileuton-Leier ist verstummt.

Der Kegen „strippt" nicht mehr —

Die Sonne, nicht mehr dunstvermummt,
Strahlt Klarheit ringsumher.

?rischgriiner Matter wiirz'ger Hauch
erquickt de» neuen Lag,

Und wieder tönt aus Kusch und Strauch
Der llachtigallen Schlag!

Mio Sonumrftctff.

Verscherzre Gunst.

Märchen von Friedrich S'orenjcn.

Regierung des wei-
Kalifen parnn al Ra-
schid lebte einst in Bagdad
ein alter Wucherer namens
Abraham Isaak, der wegen
seines Geizes und seiner
Hartherzigkeit überall auf's
äußerste verhaßt war. Er war gewiß der reichste Mann im
ganzen Lande und arbeitete so geschickt mit seinem Gelde, daß
sein Reichtum sich mit jedem Tage vermehrte. Ls gab wohl
keinen im Reiche, der ihm nicht schon einmal etwas schuldig
gewesen war; selbst der Kalif hatte einst in der Stunde der
Rot, als die Feinde über die Grenzen gedrungen waren, und es
ihm an Geld fehlte, um fein Heer neu ansrüsten zn können,
500 000 Zechinen von ihm geborgt. Er hatte diese Summe zwar
gleich nach dem glorreichen Siege, den seine Tapferkeit über die
Feinde davongetragen, mit hohen Zinsen wieder znrückbezahlt,
aber damit gab fick) Abraham Isaak nicht zufrieden. Gr meinte,
daß er Anspruch auf eine besondere Belohnung hätte, und als
ein Jahr nach der Zurückzahlung des Darleh'ns verflossen war
und er den erhofften reichen Lohn noch immer nicht in Händen
hatte, da entblödete er sich nicht, in einer Eingabe den Kalifen
an den Dienst zn erinnern, den er ihm und dem Lande geleistet
hatte. Zn seiner großen Freude erhielt er bald daraus schon ein

gnädiges Handschreiben des Fürsten mit der Aufforderung, an>
nächsten Morgen in den Palast zn kommen und sich seine
lohnnng zn holen.

Pünktlich zur festgesetzten Stunde mackste er sich auf den Weg-
Sein Herz pochte in freudigster Erregung. Die ganze Nacht hatte
er nicht schlafen können, so hatte ihn die Frage beschäftigt, was er
von dem Kalifen fordern sollte, lind trotzdem war er noch immer
nicht zn einer Entscheidung gekommen. Alles, was er in seine»
Gedanken in Vorschlag gebracht hatte, schien ihm viel zn gering
zn sein.

lvie er nun durch die Parkanlagen, die de» Palast in weitet»
Umfange umgaben, dahinschritt, stieß sein Fuß ans die Blätter
Hansen, die alle Wege ringsum bedeckten. In der letzten Naclst
hatte ein furchtbares Unwetter mit Sturm und wolkenbrnch ge°
wütet und die Bäume des Parkes entblättert. Und da dachte der
alte Wucherer: „wie schön wäre es dock), wenn dn für jedes
Blatt, das hier ans den wegen liegt, eine Zechine hättest! Da»»
wärest dn der reichste Mann der Welt, der mächtigste von alle»
Staubgeborenen."

Dieser Gedanke ließ ihn nicht los, beschäftigte ihn auch noch-
als er in die Vorhalle des Palastes trat und angewiesen wurde-
eine weile zn warten. Mit regem Interesse schaute er ans die
verschwenderische Pracht, mit der die weiten Räume ansgestattef
waren, und da kam es ihm in den Sinn: „Gewiß könnte der
Kalif dir diesen Wunsch erfüllen. Er muß ja über weit größere
Reichtümer gebieten, als dn angenommen hattest." Und er dachte
hin und her, berechnete im Kopf, wie groß wohl. die Zahl der
abgefallenen Blätter sein mochte, und schließlich gewann die Be°
gierde so überhand über ihn, daß er sich vornahm, dem Kalife»
allen Ernstes diese ungeheuerliche Forderung zn unterbreiten.

Kaum hatte er diesen Entschluß gefaßt, da führte ihn e»'
Sklave auch schon durch lange teppichbedeckte Gänge in ein*1'
prächtigen Marmorsaal, in dem Harn» al Raschid ans eine»'
hohen goldenen Throne inmitten seiner Würdenträger und Palas»
beamten saß.

„Nun, Abraham Isaak," redete der Kalif ihn huldvoll
„da bist Dn ja. Ls tut mir wirklich leid, daß ich im Dranl^

56
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Verscherzte Gunst"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Objektbeschreibung
Verschlagwortung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Stubenrauch, Hans
Entstehungsdatum
um 1917
Entstehungsdatum (normiert)
1912 - 1922
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Weltkrieg <1914-1918>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 146.1917, Nr. 3732, S. 56

Beziehungen

Erschließung

Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg
 
Annotationen