Narrenweisbeit. gc
Es fpracf) zum Weifen der Narr voll Lift:
„leb weiß, daß Du weißt, daß Du weife di ft!
Verzeihe, wenn ich fo fpreebe:
Das ift Deine Schwäche.
Ich aber in meinem Narrenfinn,
Ich weiß, daß ich weiß, daß ich närrifch bin!
Erlaube, daß ich bemerke:
Das ift meine Stärke.“
Alb. Roderich.
Die erltflete NacbrruHe.
nd abermals tappte der behäbige Ejerr Blasius, des edlen
Ivcingoltes voll, mit hochgerötetem Antlitze um 3 Uhr
morgens nach krause. — Pfauchend und keuchend entledigte er
sich seiner irdischen Pülle, während seine, ob der Unverbesserlichkcit
ihres rebenbegeisterten Gesponses, wütende Gattin, Frau Trude,
sich empört im Bett anfrichtete und ihre gewohnte stahlkräftige
Gardinenpredigt wieder über sein „schwerbeladencs" Paupt zu
ergießen begann.
Mehr als sonst empfand perr Blasius heute nach einem
besonders opulenten Gebnrtstagsgelage seines Deteranen-
Dereinspräsidenten ein kalmierendes Ruhebedürfnis. — Mit den
mühsam hervorgestammelten Worten: „pst! — 2f 11 e, fei still —
t’ Hab' 'was g'fundcn"— unterbrach er die Einleitung des ihm
wohlbekannten Aloral-Sermons. — Frau Trude beendete sofort
ihre Rede. Neugierig spitzte sie die (Uhren, indem sie ihr nied-
liches Nachthäubchen etwas zur Leite schob. — Als der Schwall
ihrer Fragen nach der Natur, dem werte »nd dem (!)rte des
mysteriösen Fundgegenftandcs an dem Geschnarche ihres „Laufans"
gescheitert war, sprang sie, von Ungeduld schier verzehrt, ans dem
Bett und visitierte ans das gründlichste sämtliche Taschen der
Rleidcr ihres perrn Gemahles.
Nichts — nichts! Alles vergeblich! —
Auf's höchste erbittert — zumal Blasius trotz Beutelns und
Schüttelns nicht zu erwecken war, legte sich die Enttäuschte auf
die dem „elenden Betrüger" entgegengesetzte Seite und entschlief
endlich, schmolletid und brummend.-—
Die Sonne hatte schon tief in den Tag geguckt, als der kater-
behaftete Nachtschwärmer die müden Äuglein ausschlug und seinen
in drohender paltung vor seinem Schmerzenslager stehenden paus-
drachen mit stiller Besorgnis anzwinkerte.
„Du altes Lügenmaul!" kreischte die Entrüstete mit geballter
Faust. „Augenblicklich gestehst Du reumütig ein, daß Du mich mit
dem angeblichen ,Fund' beschwindelt hast!" —
„Aber Weiberll" stotterte der vcrduselte Angeklagte. —
„Beruhige DichI Bei meiner armen Seele — ich hab' heut' nacht
'was g'funden." —
„Also red' — red' — ohne Ausflüchte: Was hast Du ge-
funden?" — Blasius, der die Gefahr eines weiteren Schweigens
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Es fpracf) zum Weifen der Narr voll Lift:
„leb weiß, daß Du weißt, daß Du weife di ft!
Verzeihe, wenn ich fo fpreebe:
Das ift Deine Schwäche.
Ich aber in meinem Narrenfinn,
Ich weiß, daß ich weiß, daß ich närrifch bin!
Erlaube, daß ich bemerke:
Das ift meine Stärke.“
Alb. Roderich.
Die erltflete NacbrruHe.
nd abermals tappte der behäbige Ejerr Blasius, des edlen
Ivcingoltes voll, mit hochgerötetem Antlitze um 3 Uhr
morgens nach krause. — Pfauchend und keuchend entledigte er
sich seiner irdischen Pülle, während seine, ob der Unverbesserlichkcit
ihres rebenbegeisterten Gesponses, wütende Gattin, Frau Trude,
sich empört im Bett anfrichtete und ihre gewohnte stahlkräftige
Gardinenpredigt wieder über sein „schwerbeladencs" Paupt zu
ergießen begann.
Mehr als sonst empfand perr Blasius heute nach einem
besonders opulenten Gebnrtstagsgelage seines Deteranen-
Dereinspräsidenten ein kalmierendes Ruhebedürfnis. — Mit den
mühsam hervorgestammelten Worten: „pst! — 2f 11 e, fei still —
t’ Hab' 'was g'fundcn"— unterbrach er die Einleitung des ihm
wohlbekannten Aloral-Sermons. — Frau Trude beendete sofort
ihre Rede. Neugierig spitzte sie die (Uhren, indem sie ihr nied-
liches Nachthäubchen etwas zur Leite schob. — Als der Schwall
ihrer Fragen nach der Natur, dem werte »nd dem (!)rte des
mysteriösen Fundgegenftandcs an dem Geschnarche ihres „Laufans"
gescheitert war, sprang sie, von Ungeduld schier verzehrt, ans dem
Bett und visitierte ans das gründlichste sämtliche Taschen der
Rleidcr ihres perrn Gemahles.
Nichts — nichts! Alles vergeblich! —
Auf's höchste erbittert — zumal Blasius trotz Beutelns und
Schüttelns nicht zu erwecken war, legte sich die Enttäuschte auf
die dem „elenden Betrüger" entgegengesetzte Seite und entschlief
endlich, schmolletid und brummend.-—
Die Sonne hatte schon tief in den Tag geguckt, als der kater-
behaftete Nachtschwärmer die müden Äuglein ausschlug und seinen
in drohender paltung vor seinem Schmerzenslager stehenden paus-
drachen mit stiller Besorgnis anzwinkerte.
„Du altes Lügenmaul!" kreischte die Entrüstete mit geballter
Faust. „Augenblicklich gestehst Du reumütig ein, daß Du mich mit
dem angeblichen ,Fund' beschwindelt hast!" —
„Aber Weiberll" stotterte der vcrduselte Angeklagte. —
„Beruhige DichI Bei meiner armen Seele — ich hab' heut' nacht
'was g'funden." —
„Also red' — red' — ohne Ausflüchte: Was hast Du ge-
funden?" — Blasius, der die Gefahr eines weiteren Schweigens
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Narrenweisheit"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Objektbeschreibung
Verschlagwortung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1917
Entstehungsdatum (normiert)
1912 - 1922
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 146.1917, Nr. 3736, S. 100
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg