Dankbarkeit.
(Die Tochter des Justizrates heiratet.) „Wer ist denn der alte Bauer da am Ende der Tafel?" fragt einer
der Tischgäste. — „Der Prvzeßhnnsl, von dem die Mitgift der Braut stammt."
.>->)• Da6 Hundshätlsl.
Wor dem bissigen ksunde wird gewarnt I" steht in großen
Buchstaben auf einer mächtigen Tafel am Eingang
der neuen Billa, die sich Freund Artur gekauft hat.
Artur steht daneben und betrachtet den „bissigen" lsund, der —
fünfzehn Zentimeter lang — gerade mit seiner dünnen Stimme
einen „reisenden ksandwerksburschen" wütend ankneift, weil er
ihn ja doch nicht beißen kann. Da findet Artur, daß der Ein-
druck der Warnung noch bedeutend erhöht werden würde, wenn
eine ansehnliche ksundehütte in der Nähe stünde. Foxl braucht sic
ja nie zu beziehen; denn er hat sein warmes bequeines Bett auf
dem Fnßteppich vor der Liegerstatt seines lherru. Aber nach
außen hin wirkt es jedenfalls sehr gut und abschreckend, wenn
am Villeneingang eine Hundehütte steht — „und ich stelle mir
cs zudem sehr hübsch vor, wenn da so ein artiges, sauber ge-
bautes Hundshäusl aus dem grünen Buschwerk lugtl" sagt Artur,
von seiner eigenen Idee begeistert, zu seiner Frau, die ein wenig
entzücktes Gesicht macht und bloß meint: „Wird schon wieder
eine schöne Dummheit herauskommen wie bei allen Deinen „großen
Ideen"!"
Das Hundshäusl wird also in Auftrag gegeben, Lieferung
binnen acht Tagen zugesichert — und prompt sechs Wochen nach
Bestellung trifft es auch schon mit einem kleinen Rechnungs-
zuschlag ein: Ls soll statt der vereinbarten fünfzehn Mark deren
zwanzig kosten.
Die Familie ist um die Hundehütte versammelt und betrachtet
sie noch in stnnnner Kritik. Nur Foxl selbst wagt sich entschlossen
vor und gibt seiner abfälligen Meinung in sehr unehrerbietiger
Weise Ausdruck, „Hm!" sagt die Frau des Hauses. „Das ist ja ein
Ratzeukäfig, aber kein HundshänsII Die ganze Villa ist befchau-
delt damit. Darfst gleich meinen Namen von der Vorderfront
heruntermachen lassen I Ich möcht' nicht, daß jeder da noch „Villa
Maria" liest, wenn ein solcher Flohzirkus davor aufgestellt ist l
Kannst sie ja gleich besser „Villa Maikäferschachtel" nennen !"
Dieser grimmige Spott schlägt der an sich schon bedrohlich
augehäuften Wut Arturs den Boden ans. „So eine Pfuscherei!"
schreit er. „Eine solche Patzerci war ja noch gar nicht dal Aber
dem schreib' ich einen Brief!" Und seht sich tatsächlich hin und
führt den Vorsatz auch gleich in einer entsprechenden weise aus.
Aber er hat die Rechnung ohne den Hundcpalastarchitekteu ge-
macht. Denn der schreibt ihm am nächsten Tag einen noch
gröberen Brief zurück, worin „Trottelhaftigkeit" einer der objek-
tivsten und sanftesten Ausdrücke ist.
Darauf rennt Artur zum Advokaten - - und der Prozeß ist
fertig. Im Laufe der nächsten sechs Wochen finden sich in der
„Villa Maria" nach und nach vier würdige und ernsthafte Männer
ein, die — und zwar ein jeder für sich — lange und eingehend
das Hundshäusl betrachten, abmeffen, aufheben, befühlen, be-
tasten, photographieren. Kurz und gut, es sind die Herren Sach-
220
(Die Tochter des Justizrates heiratet.) „Wer ist denn der alte Bauer da am Ende der Tafel?" fragt einer
der Tischgäste. — „Der Prvzeßhnnsl, von dem die Mitgift der Braut stammt."
.>->)• Da6 Hundshätlsl.
Wor dem bissigen ksunde wird gewarnt I" steht in großen
Buchstaben auf einer mächtigen Tafel am Eingang
der neuen Billa, die sich Freund Artur gekauft hat.
Artur steht daneben und betrachtet den „bissigen" lsund, der —
fünfzehn Zentimeter lang — gerade mit seiner dünnen Stimme
einen „reisenden ksandwerksburschen" wütend ankneift, weil er
ihn ja doch nicht beißen kann. Da findet Artur, daß der Ein-
druck der Warnung noch bedeutend erhöht werden würde, wenn
eine ansehnliche ksundehütte in der Nähe stünde. Foxl braucht sic
ja nie zu beziehen; denn er hat sein warmes bequeines Bett auf
dem Fnßteppich vor der Liegerstatt seines lherru. Aber nach
außen hin wirkt es jedenfalls sehr gut und abschreckend, wenn
am Villeneingang eine Hundehütte steht — „und ich stelle mir
cs zudem sehr hübsch vor, wenn da so ein artiges, sauber ge-
bautes Hundshäusl aus dem grünen Buschwerk lugtl" sagt Artur,
von seiner eigenen Idee begeistert, zu seiner Frau, die ein wenig
entzücktes Gesicht macht und bloß meint: „Wird schon wieder
eine schöne Dummheit herauskommen wie bei allen Deinen „großen
Ideen"!"
Das Hundshäusl wird also in Auftrag gegeben, Lieferung
binnen acht Tagen zugesichert — und prompt sechs Wochen nach
Bestellung trifft es auch schon mit einem kleinen Rechnungs-
zuschlag ein: Ls soll statt der vereinbarten fünfzehn Mark deren
zwanzig kosten.
Die Familie ist um die Hundehütte versammelt und betrachtet
sie noch in stnnnner Kritik. Nur Foxl selbst wagt sich entschlossen
vor und gibt seiner abfälligen Meinung in sehr unehrerbietiger
Weise Ausdruck, „Hm!" sagt die Frau des Hauses. „Das ist ja ein
Ratzeukäfig, aber kein HundshänsII Die ganze Villa ist befchau-
delt damit. Darfst gleich meinen Namen von der Vorderfront
heruntermachen lassen I Ich möcht' nicht, daß jeder da noch „Villa
Maria" liest, wenn ein solcher Flohzirkus davor aufgestellt ist l
Kannst sie ja gleich besser „Villa Maikäferschachtel" nennen !"
Dieser grimmige Spott schlägt der an sich schon bedrohlich
augehäuften Wut Arturs den Boden ans. „So eine Pfuscherei!"
schreit er. „Eine solche Patzerci war ja noch gar nicht dal Aber
dem schreib' ich einen Brief!" Und seht sich tatsächlich hin und
führt den Vorsatz auch gleich in einer entsprechenden weise aus.
Aber er hat die Rechnung ohne den Hundcpalastarchitekteu ge-
macht. Denn der schreibt ihm am nächsten Tag einen noch
gröberen Brief zurück, worin „Trottelhaftigkeit" einer der objek-
tivsten und sanftesten Ausdrücke ist.
Darauf rennt Artur zum Advokaten - - und der Prozeß ist
fertig. Im Laufe der nächsten sechs Wochen finden sich in der
„Villa Maria" nach und nach vier würdige und ernsthafte Männer
ein, die — und zwar ein jeder für sich — lange und eingehend
das Hundshäusl betrachten, abmeffen, aufheben, befühlen, be-
tasten, photographieren. Kurz und gut, es sind die Herren Sach-
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Dankbarkeit"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Objektbeschreibung
Verschlagwortung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1917
Entstehungsdatum (normiert)
1912 - 1922
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 146.1917, Nr. 3746, S. 220
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg