„Nein!" seufzen zarte Damen stets von neuem.
„Nein! Dieser Edelsinn des stolzen Leuen!
Nein, diese Kühnheit eines Fröschleins seht!
Sie sind zum Küsse»! So viel Majestät,
Mit so viel Mut des kleinsten Wichts gekreuzt!
Es hat vor Rührung alles sich geschneuzt
And ging hinweg, in tiefster Seel' erfaßt.
Stets neue Scharen drängten 'rein voll .Hast ...
Doch abends saßen froh beim reiche» Schmause
Der Löwe und der Frosch in ihrer Klause.
Auch der Berater kam gut weg dabei.
Auf seiner Stange fraß er mancherlei
Und hat de» Äerrn Direktor nachgeäfft:
„Da, seht Ihr, Kinder: Das ist ei» Geschäft!"
ft.
Theorie »nd P raxi s.
„Sehen Sie, der Schleichhandel und die Hamsterei, das sind
die Krebsschäden, die ausgerotter werden müßten — übrigens fällt
mir bei dieser Gelegenheit ein, daß Sie gestern von Schinken
sprachen. Können Sie mir nicht einige Pfund unter Diskretion
Massen?"
Il » w n I) v s rl) c i n 1 i ch.
rofiüätei'djcit und Großmütterchen saßen an einem schönen lauen
V&l Sommersonntagaüend nach alter lieber Gewohnheit vor ihrem
Häuslein auf dem Bänkchen, das von der stattlichen Kastanie vor
dem kleinen Anwesen Schuh und Schatten cnipfing. Langsam schleu-
derten einige rotweise Wölkchen am Himmelszelt entlang und die
liebe Sonne traf zögernde Anstalten, sich allmählich zur Ruhe zu
begeben.
Vor den Augen der alten Leutchen breiteten sich jenseits des mit
reichtragenden Kirschbäumen bestandenen Feldweges wallende nickende
Getreideflächen aus, Kartoffeläcker, Kleefelder und Wiesenstllcke. Ein
auf hohem Ast thronender Edelfink schmetterte seinen Pfiff, dem
er einen sonderbaren Schnörkel anhängte; sonst herrschte Feicr-
tagsstille.
Da begann im Grase des nahen Wegrains eine Grille zu
zirpen, der von der Wiese her bald mehrere andere antworteten.
Sinnend und iiachdcnkend lauschte das bejahrte Pärchen diesem
Naturkonzert, dem besonders der alte Herr seine ganze Aufmerk-
samkeit widmete.
Von dem entfernten Kirchlein wehte der linde Wind die
Schallwellen des Glockengeläuts, gefolgt von feierlichem Orgelspiel
und dem Gesang der gläubigen Gemeinde, herüber.
„Hör' nur, Väterchen, wie schön !" flüsterte Großmütterchcn hin-
gerissen.
„Ja, ja, ja," erwiderte, mehrmals langsam mit dem Kopfe
nickend, Großväterchen, dessen Gedanken sich noch vollständig mit
den Grillen beschäftigten, „und dieses ganze Geräusch erzeugen sie
nur mit Hilfe ihrer Hinterbeine."
Heinrich ©tte.
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„Nein! Dieser Edelsinn des stolzen Leuen!
Nein, diese Kühnheit eines Fröschleins seht!
Sie sind zum Küsse»! So viel Majestät,
Mit so viel Mut des kleinsten Wichts gekreuzt!
Es hat vor Rührung alles sich geschneuzt
And ging hinweg, in tiefster Seel' erfaßt.
Stets neue Scharen drängten 'rein voll .Hast ...
Doch abends saßen froh beim reiche» Schmause
Der Löwe und der Frosch in ihrer Klause.
Auch der Berater kam gut weg dabei.
Auf seiner Stange fraß er mancherlei
Und hat de» Äerrn Direktor nachgeäfft:
„Da, seht Ihr, Kinder: Das ist ei» Geschäft!"
ft.
Theorie »nd P raxi s.
„Sehen Sie, der Schleichhandel und die Hamsterei, das sind
die Krebsschäden, die ausgerotter werden müßten — übrigens fällt
mir bei dieser Gelegenheit ein, daß Sie gestern von Schinken
sprachen. Können Sie mir nicht einige Pfund unter Diskretion
Massen?"
Il » w n I) v s rl) c i n 1 i ch.
rofiüätei'djcit und Großmütterchen saßen an einem schönen lauen
V&l Sommersonntagaüend nach alter lieber Gewohnheit vor ihrem
Häuslein auf dem Bänkchen, das von der stattlichen Kastanie vor
dem kleinen Anwesen Schuh und Schatten cnipfing. Langsam schleu-
derten einige rotweise Wölkchen am Himmelszelt entlang und die
liebe Sonne traf zögernde Anstalten, sich allmählich zur Ruhe zu
begeben.
Vor den Augen der alten Leutchen breiteten sich jenseits des mit
reichtragenden Kirschbäumen bestandenen Feldweges wallende nickende
Getreideflächen aus, Kartoffeläcker, Kleefelder und Wiesenstllcke. Ein
auf hohem Ast thronender Edelfink schmetterte seinen Pfiff, dem
er einen sonderbaren Schnörkel anhängte; sonst herrschte Feicr-
tagsstille.
Da begann im Grase des nahen Wegrains eine Grille zu
zirpen, der von der Wiese her bald mehrere andere antworteten.
Sinnend und iiachdcnkend lauschte das bejahrte Pärchen diesem
Naturkonzert, dem besonders der alte Herr seine ganze Aufmerk-
samkeit widmete.
Von dem entfernten Kirchlein wehte der linde Wind die
Schallwellen des Glockengeläuts, gefolgt von feierlichem Orgelspiel
und dem Gesang der gläubigen Gemeinde, herüber.
„Hör' nur, Väterchen, wie schön !" flüsterte Großmütterchcn hin-
gerissen.
„Ja, ja, ja," erwiderte, mehrmals langsam mit dem Kopfe
nickend, Großväterchen, dessen Gedanken sich noch vollständig mit
den Grillen beschäftigten, „und dieses ganze Geräusch erzeugen sie
nur mit Hilfe ihrer Hinterbeine."
Heinrich ©tte.
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der gute Rat" "Theorie und Praxis"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Objektbeschreibung
Verschlagwortung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1917 - 1917
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 147.1917, Nr. 3767, S. 162
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg