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sichtig weiter und »ach zehn Schritte» wiederholte sich das Schau-
spiel. Er dauerte »>ich unendlich. Ich sprach ihn an und bot ihm
meine lsilfe an.

Er umarmte mich fast, nahm mich unter'm Arm und ging
ganz vergnügt und normal einige Schritte. Plötzlich zuckte er zu-
sammen, blieb stehen, wurde blaß, „verfl..., schon wieder einer!"
Aha, dachte ich, wieder ein Anfall I wahrhaftig, er hob den
linken Fuß hoch, beugte sich darüber, schüttelte den Kopf, hob den
rechten ... „Da, siehst Dul" Ich sah nichts; nur eine Sohle
unter seinem Schuh und einige Sohlenschoner d'runter, wie man
sie jetzt überall zu kaufen bekommt. „Da fehlt schon wieder einer!"
und verzweifelt rannte er zurück, stierte auf die Erde, stieß dann
einen Iubelruf aus und klaubte etwas Schmutziges auf. Dann
kam er langsam und vorsichtig wieder zu mir.

„Die vermaledeiten Sohlenschonerl" ächzte er. „Meine Frau
hat den Sparsamkeitsraxpel. Alle Schuhe hat sie selbst mit den
Dingern benagelt. Sie hat mir genau ausgerechnet, was wir
jährlich dabei sparen. Bei zehn Jahren Ariegsdauer reicht's ge-
rade für einen neuen lhut. Und jeden Abend ist Stiefelappcll.
Und wegen jedem Fleck, der fehlt, gibt's 'ne Szene I"

Ich empfahl ihm, sich einen Hammer und ein paar Dutzend
Sohlenschoner selbst anzuschasfen und jeden Abend... Da rannte

er schon jubelnd davon, in den nächsten Schuhladen, so hastig, daß
die ganze Straße mit Sohlcuschoueru besät war.

Nach acht Tagen traf ich ihn wieder, in trostloser Stim-
mung. Seine Frau hatte alles gemerkt, denn ihm war gekündigt
und er war wegen nächtlicher Ruhestörung angezeigt. Nun mußte
er weiter Sohlen schonen.

Ich riet ihm, sich ein Paar neue Schuhe zu kaufen, bei
seinem Portier die benagelten zu lassen und immer erst auf dem
Heimwege wieder anzuziehen. — Er tat es. [52 Mark so Pfennig
kosteten die auf Schleichwegen ohne Bezugsschein ergatterten Schuhe.
Der Portier bekam täglich ; Mark Trinkgeld für das Ausbewahren
und Schweigen. Bernart war glücklich. Friede und Eintracht
herrschten im Hause. Täglich waren alle Sohlenschoner fest und
wenig abgenützt an ihrem Platze, täglich bekam er vorgerechnet,
wieviel gespart wurde.

Bis der Schwindel 'rauskam. Da gab ich ihm wieder einen
meiner bewährten Ratschläge. Seitdem fährt er nur noch Droschke.
Ls kostet ihn zwar ein Heidengeld, aber ruhig und mit gutem
Gewissen sonnt er sich an der wohlverdienten Befriedigung seiner
Frau. Die hat ja ihren Willen durchgcsetzt: die selbstgenagclten
Sohlenschoner sitzen unverrückbar fest und ihr Mann spart Sohlen-
leder I L. CH.

-**£5JK4**-

A »fmcrksa in.

„Was ist denn hier los, Herr Wirt?!" — „Ach, es sind wieder drei Fremde wegen Hainsterns ausgewicsen
worden, und die begleitet die Kurkapellc mit Musik zum Bahnhof."

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

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Titel/Objekt
"Aufmerksam"
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Fliegende Blätter
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Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Objektbeschreibung
Verschlagwortung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Stubenrauch, Hans
Entstehungsdatum
um 1917
Entstehungsdatum (normiert)
1912 - 1922
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Weltkrieg <1914-1918>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
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Fliegende Blätter, 147.1917, Nr. 3768, S. 179

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