Bis er durch Zufall jenen Käfig fand,
Aus dem der Löwe stammte. Ganz er-
schöpft
Mit einem Sprunge rettete er sich
In das Gelass und schlug das Gitter zu
Just noch, eh’ ihn des Löwen Tatze traf,
Der dann die Freiheit suchte und auch
fand.
Am Tage d’rauf entdeckte man den
Cäsar
Im Löwenkäfig. Da erschöpften sich
Die Höflinge in tiefsten Schmerzens-
lauten,
In einem Wortschwall von Beteuerungen,
Wie sie es doch so sehr bedauerten,
Dass der erhabene Nero eine Nacht
Auf hartem Stein im Käfig schlafen
musste.
Er aber, blass von überstand’ner Angst
Und doch der Rettung froh, sprach hinterlistig:
„Ihr Toren! Niemals noch schlief Kaiser Nero
So königlich, so köstlich und so ruhig
Als in des stammverwandten Löwen Heim !
D’rum melde der sich, der dies Werk verursacht,
Dass ich ihn, würdig seiner Tat, belohne!“
Der Sklave aber, der den Ruf vernahm,
Blieb im Verborgenen und sprach zu sich:
„Nicht lockt die Tücke mich. Denn Du, o Nero —
Trieb Dich die Angst gleich in des Löwen Haus
Bist nimmer selber ein gross m ii t i ge r Leu!
Des Tigers Blutgier glüht aus Deinem Blick!“
W. Herbert.
B c i der Schmiere.
Direktor: „Das „Gretchen" in der gestrigen Faustaufführung hat so großen Beifall gefunden, daß es auf
allgemeinen Wunsch in demselben Kostüm und mit dem prachtvollen Zopf heute als „Maria Stuart" auftreten mußte!"
„Nicht wahr, Herr Förster, da muß man doch wirklich ideal werden, wenn man
immer so durch die schöne Natur wandert." — „Ja, früher war ick/s auch, aber bei dem
jetzigen Bier und bei den miserablen Tarockcn, da vergeht's oan schon."
A n s d e m B r iefe eine s Ferien-
lindes.
... Es gefällt uns hier sehr gut!
Wir tun den ganzen Tag nichts wie
essen und. trinken. Leider fangen die
Tage schon an, kürzer zu werden.
Herbe Enttäuschung.
„Denken Sie sich nur, Frau Regi-
strator, frage ich da kürzlich bei meinen
Verwandten, die in Hiuterkirchen einen
Bauernhof haben, schriftlich an, ob sic
uns nicht mit Lebensmitteln unterstützen
möchten — und was schicken sie uns?
Ein Kochbuch: „Die sparsame Kriegs-
last"." _
Facha u s d r u cf.
„. . . Hat die ältliche Postbeamtin
endlich den ersehnten Gatten gefunden,
der sie ans ihrem Dienstverhältnis in
sein Heim führte?" — „Nein, sie ist
noch immer postlagernd."
23b
Aus dem der Löwe stammte. Ganz er-
schöpft
Mit einem Sprunge rettete er sich
In das Gelass und schlug das Gitter zu
Just noch, eh’ ihn des Löwen Tatze traf,
Der dann die Freiheit suchte und auch
fand.
Am Tage d’rauf entdeckte man den
Cäsar
Im Löwenkäfig. Da erschöpften sich
Die Höflinge in tiefsten Schmerzens-
lauten,
In einem Wortschwall von Beteuerungen,
Wie sie es doch so sehr bedauerten,
Dass der erhabene Nero eine Nacht
Auf hartem Stein im Käfig schlafen
musste.
Er aber, blass von überstand’ner Angst
Und doch der Rettung froh, sprach hinterlistig:
„Ihr Toren! Niemals noch schlief Kaiser Nero
So königlich, so köstlich und so ruhig
Als in des stammverwandten Löwen Heim !
D’rum melde der sich, der dies Werk verursacht,
Dass ich ihn, würdig seiner Tat, belohne!“
Der Sklave aber, der den Ruf vernahm,
Blieb im Verborgenen und sprach zu sich:
„Nicht lockt die Tücke mich. Denn Du, o Nero —
Trieb Dich die Angst gleich in des Löwen Haus
Bist nimmer selber ein gross m ii t i ge r Leu!
Des Tigers Blutgier glüht aus Deinem Blick!“
W. Herbert.
B c i der Schmiere.
Direktor: „Das „Gretchen" in der gestrigen Faustaufführung hat so großen Beifall gefunden, daß es auf
allgemeinen Wunsch in demselben Kostüm und mit dem prachtvollen Zopf heute als „Maria Stuart" auftreten mußte!"
„Nicht wahr, Herr Förster, da muß man doch wirklich ideal werden, wenn man
immer so durch die schöne Natur wandert." — „Ja, früher war ick/s auch, aber bei dem
jetzigen Bier und bei den miserablen Tarockcn, da vergeht's oan schon."
A n s d e m B r iefe eine s Ferien-
lindes.
... Es gefällt uns hier sehr gut!
Wir tun den ganzen Tag nichts wie
essen und. trinken. Leider fangen die
Tage schon an, kürzer zu werden.
Herbe Enttäuschung.
„Denken Sie sich nur, Frau Regi-
strator, frage ich da kürzlich bei meinen
Verwandten, die in Hiuterkirchen einen
Bauernhof haben, schriftlich an, ob sic
uns nicht mit Lebensmitteln unterstützen
möchten — und was schicken sie uns?
Ein Kochbuch: „Die sparsame Kriegs-
last"." _
Facha u s d r u cf.
„. . . Hat die ältliche Postbeamtin
endlich den ersehnten Gatten gefunden,
der sie ans ihrem Dienstverhältnis in
sein Heim führte?" — „Nein, sie ist
noch immer postlagernd."
23b
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Neros Nachtlager" "Der Idealist"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Objektbeschreibung
Verschlagwortung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1917 - 1917
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 147.1917, Nr. 3773, S. 235
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg