Fliegende Blätter (147.1917 (Nr. 3754-3779))

Goldene Abendsonne - wie bist du schön ...

PH l cgmatis ch.

Frau: „Warum gabst Du dem Fremden
keine Antwort, als er Dich nach dem Weg
fragte?" — Bauer: „I' Hab' g'rad' die
Hand' in der Tasch' g'habt — und i' kann
so schlecht sprechen, wenn i' d' Pfeif' iin Maul
Hab'!" _

Jabel.

Der Morgen graute über'm Ried,

Lin Vogel sang sein erstes Lied,

Da sprach der Glühwurm arbeitsmüü':
„So rackert man sich immerzu!

Jetzt aber leg' ich mich zur Ruh —

Nun, liebe Sonne, leuchte du!"

H Scharpf.

Hangend und bangend.

Sonntagsreiter (auf dem durchgehen-
den Pferde, verzweifelt): „Wenn ich nur müßt',
Hab' ich noch die Mähne in der Hand . . oder
ist das schon der Schweif?"

Vorsichtig.

„Komm' schnell, Papa, Mama ist ohn-
mächtig geworden!" — „Sag' ihr in's Ohr,
daß ich ihr das Kostüm kaufen werde!" —
„Papa, sie sagt, Du sollst cs ihr schriftlich
geben!"

Hyperbel.

„Wie schmutzig die Person aussieht — als
ob sie sich heute schon zehnmal mit Kriegs-
seife gewaschen hätte!"

Hn der stacht.

Schwär; dehnt sich Draußen ine tiefe stovembernacht,
6ei meine» güchern halt' ich noch ein>am wacht.

Lausche, wie endlos liegen die Welt umspinnt,

Und denke, denke derer, die nicht mehr sind.

Und hör' es komme», höre zwei leichte füfie geh'»,
vor meiner für drunten bleiben sie skeh'n.

lind aus der tiefen Mitternacht, rührend bang,

Lönt einer süßen Stimme leiser besang.

6ebt ein hauch, flüsternd: 0 laß mich ein!

Und es klopft flehend mit scheuen fingerlein.

Sch stürz' an's fenster, von pochender Sehnsucht heiß:
stichts.. . stichts! fernab nur weht's wie ein Schleier

weih.

Sonst alles schwarz.. ohn' knd' der Regen rinnt..
Und ich denke, denke derer, die nicht mehr sind.

N. Volker.