Da lag in einem Winkel d'rein
Ein grüner Klotz im Morgenschein,
Gesprenkelt und bewachsen.
Mit cinemmal gab's einen Krach.
Der Meister guckte um danach:
„Was treibt man hier für Faxen?"
Es war der Klotz ein Drachenei,
Fünfhundert Jahr' alt und derlei,
Von Kraut und Moos behütet.
Da kroch, noch schläfrig, bunt und kraus
Ein blutjung' Drachenkind heraus.
Vom Sonnenschein gebrütet.
Das schlängelte sich aus dem Eck
Lin zum Professor traulich keck
Und leckte ihm die Lände.
Der mit verdutztem Angesicht
Sprach: „So etwas begreif' ich nicht.
Rar ist mein' Seel' die Spende!"
Die Lundeleine zog er für
And knüpfte d'ran das Drachentier
And führte es nach Lause.
Das Volk lief schreiend hinterdrein.
Der Büttel sprach: „Was soll das sein?
And sah's doch mit Gegrause.
Der Drache wuchs von Tag zu Tag,
Indes' er faul vor'm Tore lag,
And lebte sonder Mühen.
Doch wenn er nachts den Atem sog,
Weithin an allen Lausern flog
Ein Sprühen und ein Glühen.
Vom Magistrat die hohen Lerr'n
Befanden, daß auf die Latern'
Man füglich könnt' verzichten.
Der Drach' ward für drei Leller Geld
'Als Stadtbeleuchtung angestellt
And hielt's mit seinen Pflichten.
Das nahm man baß in übel.
Er wurde deshalb eingesperrt
And saß, daß man ihn Mores lehrt,
Licht Tag' im engen Stübel.
Am neunten hielt cr's nimmer aus.
Er brach bei Nacht und Nebel 'raus
Zu walhverschwiegenen Pfaden.
Professor Grammathusius
Empfand darüber viel Verdruß
And klagt' die Stadt auf Schaden.
Die Mägdlein aber hießen's gut.
Denn trauter als bei Drachenglut
War's beim Laternenscheine.
Da fand sich still zum Stelldichein
Doch als er größer ward, zum Spaß
Er eines Lufschmieds Mägdlein fraß.
15
2*
Ein grüner Klotz im Morgenschein,
Gesprenkelt und bewachsen.
Mit cinemmal gab's einen Krach.
Der Meister guckte um danach:
„Was treibt man hier für Faxen?"
Es war der Klotz ein Drachenei,
Fünfhundert Jahr' alt und derlei,
Von Kraut und Moos behütet.
Da kroch, noch schläfrig, bunt und kraus
Ein blutjung' Drachenkind heraus.
Vom Sonnenschein gebrütet.
Das schlängelte sich aus dem Eck
Lin zum Professor traulich keck
Und leckte ihm die Lände.
Der mit verdutztem Angesicht
Sprach: „So etwas begreif' ich nicht.
Rar ist mein' Seel' die Spende!"
Die Lundeleine zog er für
And knüpfte d'ran das Drachentier
And führte es nach Lause.
Das Volk lief schreiend hinterdrein.
Der Büttel sprach: „Was soll das sein?
And sah's doch mit Gegrause.
Der Drache wuchs von Tag zu Tag,
Indes' er faul vor'm Tore lag,
And lebte sonder Mühen.
Doch wenn er nachts den Atem sog,
Weithin an allen Lausern flog
Ein Sprühen und ein Glühen.
Vom Magistrat die hohen Lerr'n
Befanden, daß auf die Latern'
Man füglich könnt' verzichten.
Der Drach' ward für drei Leller Geld
'Als Stadtbeleuchtung angestellt
And hielt's mit seinen Pflichten.
Das nahm man baß in übel.
Er wurde deshalb eingesperrt
And saß, daß man ihn Mores lehrt,
Licht Tag' im engen Stübel.
Am neunten hielt cr's nimmer aus.
Er brach bei Nacht und Nebel 'raus
Zu walhverschwiegenen Pfaden.
Professor Grammathusius
Empfand darüber viel Verdruß
And klagt' die Stadt auf Schaden.
Die Mägdlein aber hießen's gut.
Denn trauter als bei Drachenglut
War's beim Laternenscheine.
Da fand sich still zum Stelldichein
Doch als er größer ward, zum Spaß
Er eines Lufschmieds Mägdlein fraß.
15
2*
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Das Drachenei"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1918 - 1918
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 149.1918, Nr. 3807, S. 15
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg