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feine Uhr in der lsand hält und alle fünf Sekunden darauf
sieht. —

„Bitte, drei!" verbessert der andere ihm gegenüber.

„Nein! Nicht doch ! Zwei I Ich habe meine Uhr erst auf dem
lsauptbahnhof gerichtet!"

„Es sind drei!" versichert der andere und macht ein gereiztes
Gesicht. „Meine Uhr braucht nicht richten. Sie geht seit zehn
Jahren von selber aus eigenem Pflichtbewußtsein tadellos."

„Also, in Gottes Namen, drei!" stöhnt der erste. „Aber wenn
sie nur endlich abfahren wollten! Und dazu immer dieses entsetzliche
schebbernde klappernde Geräusch!"

„Milchkübell" sagt eine Baßstimme in der Ecke.

„Milchkübel?!" fragen drei, vier Fremde gespannt. „Milch-
kübel?! Mas heißt denn das?!"

„Das heißt" — sagt der Baß — „daß
es in dieser Gegend viel Milch gibt — daß
die Bauern in der Früh' ihre Milch in den
Kübeln zur Stadt fahren lassen — daß
abends die Kübel leer zurückkommen —
und daß jedesmal bei dem Lin- und Aus-
laden zehn Minuten Verspätung entstehen!"

„Siebenundvierzig I" zählt einer beim
nächsten Kübelwurf. „Achtundvierzig I —

Neunundvierzig 1"

„Aber das ist ja fürchterlich I" seufzt
eine Dame. „Das wehrlos mit anhören zu
müssen! Jeder Murf geht einem durch Leib
und Seele!"

„Und jeder nächste noch eine Station
weiter!" selbstironisiert sich ihr Gegenüber.

„Trösten Sie sich!" sagt der Baß. „S i e
machen das nur einmal mit! Mahrschein-
lich nur einmal in Ihrem ganzen Leben!

I ch aber — i ch habe zweimal jeden
Tag die Lhre und das Vergnügen — ein-
mal hin, einmal her — im ganzen unge-
fähr dreihundertmall"

„Ach!" seufzen fünf Damen zugleich
entsetzt auf.

„Ich wohne nämlich hier draußen zur
.Erholung'" — ergänzt der Baß gleichmütig

— „zur Erholung für meine.. Familie!"

„Jetzt haben wir schon acht Minuten"

— schreit der Nervöse mit der genau gehen-
den Uhr — „und immer noch dieses mono-
tone Geschebber und Geklapper! lvenn sie
wenigstens einmal einen d an eben werfen
würden, daß es eine kleine Katastrophe
geben würde, eine Abwechslung, eine Aus-
spannung, einen Ruhepunkt I"

Ein anderer, der bis jetzt still war,
aber nun die angesammelte lvut verpuffen
muß, hängt sich in's Fenster und brüllt:

„Zugführer! lfe, Zugführer! In Kuckucks-
namen I Geht denn die Geschichte noch nicht
bald los?! wieviel Billionen Milchkübel sind
denn das eigentlich?!"

„Gleich werden wir's haben!" sagt der
Zugführer mit der müden Ruhe der in das
Schicksal ergebenen gewohnten Pflicht.

„Es ist zum verzweifeln!" meckert

einer, den noch niemand bemerkt hatte, und macht mit zwei langen
mageren Armen eine Zickzackbewegung in der Lust.

Jetzt wird die Aufregung epidemisch. Der ganze Magen
zappelt, schimpft, seufzt, höhnt, stöhnt durcheinander. Die Ruhigsten
lassen wenigstens den Zeigefinger um den Daumen laufen oder
trommeln mit den kfänden oder den Stiefelabsätzen.

„Diese verflixten Milchkübel!" rast alles durcheinander.

Da wird der Magenschlag plötzlich geöffnet und einer, der um
zehn Minuten zu spät die Station erreicht hat und nur durch den
Aufenthalt jetzt noch mitkommt, purzelt herein. „Gott sei Dank!"
murmelt er mit hochrotem Kopf. „Es ist doch was Herrliches
um diese MilchkübelI"

„Trillili!" pfeift-da der Zugführer. y.

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„Wohin wünschen Sie?" — „Entschuldigen Sie, wir möchten unsere Hochzeits-
reise machen — was könnten Sie uns da am besten empfehlen?"
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Der junge Ehemann"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Flashar, Max
Entstehungsdatum
um 1918
Entstehungsdatum (normiert)
1913 - 1923
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Ehepaar <Motiv>
Hochzeitsreise <Motiv>
Bahnhof <Motiv>
Fahrkartenschalter
Reiseziel
Beratung <Motiv>
Koffer <Motiv>
Älterer Mann
Ältere Frau <Motiv>

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 149.1918, Nr. 3814, S. 84

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
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