Die Spatzen pfeifen's aus dem Dach ...
^ie Lcrbstluft floß so weich in's Zimmer,
Als wehte noch des Maien Lauch,
Und durch den Abend ging ein Schimmer
Von echtem Sonnengolde auch.
Am Tische saß der Dichter Meier
Und schrieb und seufzte, seufzte, schrieb.
Es war die alte neue Leier:
Er hatte Lausherrns Töchter! lieb.
Da kam die Wirtin zu ihm 'rüber
Und riet: „Laßt mit dem Reimen nach!
Sie liebt den Schmiedssohn gegenüber!
Die Spatzen pfeifen's auf dem Dach!" .. .
Leiß tat' sich ihm die Seel' empören.
An's Fenster sprang er, schrie hinaus:
„Wollt ihr wohl auf zu pfeifen hören?!"
Sie aber zwitscherten ihn aus.
Wild schwang er da sich in die Rinne
Und mitten in den Sperlingschor.
Die Leute unten hielten inne:
„Ei seht! Ein Narr! Was hat er vor?!"
Er aber schalt die kecken Spatzen:
„Falsch Pfeift ihr, faljch! Gesteht's nur ein!"
Am Firste zwei verliebte Katzen
Vernahmen's und miauten d'rei».
Doch plötzlich ward dem Dichter enge.
Denn oben — wo im Abcndgold
Loch stand und stolz die Wäschanfhänge —
Erschien die Liebste jäh und hold.
Sie schleppte einen Korb voll Linnen.
Er sprang empor, half ihr galant
Und — tief beglückt im Äerzen drinnen —
Das Seil er und die Stricke wand.
Einträchtig wie im Äain der Rosen
Ling auf das Paar die Wäsche dort,
Die Lemden, Strümpfe, auch die Losen,
Die Decken, Tücher und so fort.
Indessen unten auf der Straße
Die Feuerwehr schon rasselnd kam,
Erschloß er ihr im Übermaße
Des Schmerzes seinen Licbesgram.
Sie hob errötend eine Windel
Zum Stricke und gestand ihm ein:
„Das mir dem Sohn des Schmieds ist Schwindel!
Dich, Meier, lieb' ich ganz allein!"
Sein Iarichzen klang durch's Reich der Dächer.
Es fand sich der Verliebten Mund —
Und um sie schützend wie ein Fächer
Stand all der Wäsche Äintergrund.
Da plötzlich fuhren von der Rinne
Die kecken Spatzen kreischend ans.
Den» mitten in die süße Minne
Klomm schon ibie Feuerwehr herauf.
„Lalt!" rief sie. „Lalt! Raubund Entführung!"
Ergriffen ward das junge Paar.
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^ie Lcrbstluft floß so weich in's Zimmer,
Als wehte noch des Maien Lauch,
Und durch den Abend ging ein Schimmer
Von echtem Sonnengolde auch.
Am Tische saß der Dichter Meier
Und schrieb und seufzte, seufzte, schrieb.
Es war die alte neue Leier:
Er hatte Lausherrns Töchter! lieb.
Da kam die Wirtin zu ihm 'rüber
Und riet: „Laßt mit dem Reimen nach!
Sie liebt den Schmiedssohn gegenüber!
Die Spatzen pfeifen's auf dem Dach!" .. .
Leiß tat' sich ihm die Seel' empören.
An's Fenster sprang er, schrie hinaus:
„Wollt ihr wohl auf zu pfeifen hören?!"
Sie aber zwitscherten ihn aus.
Wild schwang er da sich in die Rinne
Und mitten in den Sperlingschor.
Die Leute unten hielten inne:
„Ei seht! Ein Narr! Was hat er vor?!"
Er aber schalt die kecken Spatzen:
„Falsch Pfeift ihr, faljch! Gesteht's nur ein!"
Am Firste zwei verliebte Katzen
Vernahmen's und miauten d'rei».
Doch plötzlich ward dem Dichter enge.
Denn oben — wo im Abcndgold
Loch stand und stolz die Wäschanfhänge —
Erschien die Liebste jäh und hold.
Sie schleppte einen Korb voll Linnen.
Er sprang empor, half ihr galant
Und — tief beglückt im Äerzen drinnen —
Das Seil er und die Stricke wand.
Einträchtig wie im Äain der Rosen
Ling auf das Paar die Wäsche dort,
Die Lemden, Strümpfe, auch die Losen,
Die Decken, Tücher und so fort.
Indessen unten auf der Straße
Die Feuerwehr schon rasselnd kam,
Erschloß er ihr im Übermaße
Des Schmerzes seinen Licbesgram.
Sie hob errötend eine Windel
Zum Stricke und gestand ihm ein:
„Das mir dem Sohn des Schmieds ist Schwindel!
Dich, Meier, lieb' ich ganz allein!"
Sein Iarichzen klang durch's Reich der Dächer.
Es fand sich der Verliebten Mund —
Und um sie schützend wie ein Fächer
Stand all der Wäsche Äintergrund.
Da plötzlich fuhren von der Rinne
Die kecken Spatzen kreischend ans.
Den» mitten in die süße Minne
Klomm schon ibie Feuerwehr herauf.
„Lalt!" rief sie. „Lalt! Raubund Entführung!"
Ergriffen ward das junge Paar.
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Die Spatzen pfeifen`s auf dem Dach"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1917 - 1917
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 149.1918, Nr. 3818, S. 130
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg