Dort trank er aus dem süßen Schuh drei Tage
And ward von Weltschmerz derart übermannt,
Daß er mit einemmal vom Zechgelage
Nicht zahlend sowie ohne Schuh verschwand.
Weil auf der Sohle lesbar „Kunigunde",
Kam mit der Rechnung d'rauf der Wirt in's Schloß,
Wo vor dem Fräulein just mit heißem Munde
Der Sänger Leinz von Liedern überfloß.
Als dieser hörte von dem Schuh der Dolden
And von der Schuld von fünfundsechzig Maß,
Die Tränen schwer ihm aus den Augen rollte»
And seine Wangen wurden kreideblaß.
„O!" rief er. „Du, die selbst so hold gesungen
And Dir mit Falschheit meine Lieder kaufst,
Du, Kunigund' — hält' mich die Erd' verschlungen! —
Du trinkst und zahlst nicht einmal, was Du säufst?!
Den süßen Schuh verpfändest Du, den kleinen?!" ....
Er lachte grauenvoll und floh davon.
„Nein!" schrie sie. „Nein!" - Doch was half ihr Verneinen?
Auf ewig war er zürnend schon entfloh'».
Da blickte sie sich um in den vier Wänden,
Tat einen Schwur und ging auf den Altan.
O weh! Wie wird wohl die Ballade enden?!
Sprang sie hinunter im Verzweiflungswahn?!
Dat ob des Anrechts sie sich dort erstochen?!
Dat sie an einer Tanne sich erhängt?! —
O, nicht doch! Schlimmer ward das Weh gerochen.
Weit schlimmer, als das schärfste Dirn cs denkt.
Sie nahm den Schuh und trank von süßem Weine
Aus ihm so viel mit düsterem Gemüt,
Daß jede Nacht mit Hellem Feuerscheine
Die Nase tief in's Tal hinabgeglüht.
Dort schlichen scheu vorbei am Schloß die Wand'rcr
And leise schauernd mit verzagtem Mund
Sprach einer — manchmal sprach es auch ein and'rer —
Nichts als das bleiche Wort: „O Kunigund'!"
ß.
u*
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And ward von Weltschmerz derart übermannt,
Daß er mit einemmal vom Zechgelage
Nicht zahlend sowie ohne Schuh verschwand.
Weil auf der Sohle lesbar „Kunigunde",
Kam mit der Rechnung d'rauf der Wirt in's Schloß,
Wo vor dem Fräulein just mit heißem Munde
Der Sänger Leinz von Liedern überfloß.
Als dieser hörte von dem Schuh der Dolden
And von der Schuld von fünfundsechzig Maß,
Die Tränen schwer ihm aus den Augen rollte»
And seine Wangen wurden kreideblaß.
„O!" rief er. „Du, die selbst so hold gesungen
And Dir mit Falschheit meine Lieder kaufst,
Du, Kunigund' — hält' mich die Erd' verschlungen! —
Du trinkst und zahlst nicht einmal, was Du säufst?!
Den süßen Schuh verpfändest Du, den kleinen?!" ....
Er lachte grauenvoll und floh davon.
„Nein!" schrie sie. „Nein!" - Doch was half ihr Verneinen?
Auf ewig war er zürnend schon entfloh'».
Da blickte sie sich um in den vier Wänden,
Tat einen Schwur und ging auf den Altan.
O weh! Wie wird wohl die Ballade enden?!
Sprang sie hinunter im Verzweiflungswahn?!
Dat ob des Anrechts sie sich dort erstochen?!
Dat sie an einer Tanne sich erhängt?! —
O, nicht doch! Schlimmer ward das Weh gerochen.
Weit schlimmer, als das schärfste Dirn cs denkt.
Sie nahm den Schuh und trank von süßem Weine
Aus ihm so viel mit düsterem Gemüt,
Daß jede Nacht mit Hellem Feuerscheine
Die Nase tief in's Tal hinabgeglüht.
Dort schlichen scheu vorbei am Schloß die Wand'rcr
And leise schauernd mit verzagtem Mund
Sprach einer — manchmal sprach es auch ein and'rer —
Nichts als das bleiche Wort: „O Kunigund'!"
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der Schuh"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Objektbeschreibung
Verschlagwortung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1918
Entstehungsdatum (normiert)
1913 - 1923
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 149.1918, Nr. 3819, S. 135
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg