Stil« m t.
Seine Prozente.
„Mutta, schnell 'n Topf for
de Marmelade — aber ’n recht
f(eenen, bet ’n bisken wat
überlooft!"
„Dieser Tümpel wimmelt nur
so von Fröschen!" — „Ja, das
reinste Qnakqnakarinm!"
Zu zartfühlend.
„Warum gehen Sie denn gar nicht mehr an's Telephon/
Fräulein Eulalia?" — „Denken Sie nur, rufe ich neulich das
Fernamt mit Nummer 00 an — da sagt das schreckliche Frauen-
zimmer: „Bedaure, besetzt!" • .
Warnung.
Sorglose Stunden, überglänzt vom Schimmer
Des Glücks, vergönne dir von Zeit zu Zeit!
Doch nicht zu oft, mein Freund, auf daß sie nimmer
Des Alltag’s grauer Stempel dir entweiht.
®. s. W.
Zeitgemäß.
„Müller, Sie begreifen aber
auch rem gar nichts, Sie Laub-
henpferd!"
B c r u h i g u n g s g r u » d.
„Aber, Sara, reg' Dich doch
nicht so auf! Merleben doch in
der gemäßigten Zone!"
Strafe.
Ärtnr war ein reizender Mensch. Nur zwei unangenehme
Eigenschaften trübten sein Bild. Für's erste war er ein Angsthuber
sondergleichen, der sich vor dem Krankwerden in einer geradezu
lächerlichen Weise fürchtete. Dann — und das empfanden seine
Freunde und Bekannten noch viel lästiger — hatte er eine ganz
ungewöhnliche Vorliebe für fremde Bücher, die er mit Leidenschaft
auslieh und niemals wiederbrachte. Man konnte ihn noch so schonend
und dringend auffvrdern, doch das ausgeliehene Werk wiederzu-
bringen. Er versprach es für morgen oder noch für heute nach-
mittags. Aber es kehrte unter keinen Umständen zu seinem Besitzer
zurück. — Als er neulich bei seinem Freunde Otto vorsprach, sah cr
dort ein neues und sehr wertvolles Buch liegen und wußte natür-
lich nichts Eiligeres zu tun, als es sich auszubitten. Obwohl Ottos
Frau und ein eben anwesender Bekannter mit den heftigsten Ge
bärden warnten, war Otto so unvorsichtig, der Bitte zu willfahren,
und Artur nahm das Buch mit höflichem Danke und einer Miene
unter den Arm, die zu sagen schien: „Das hast du gesehen und
siehst es niemals wieder!"
. Otto aber begegnete den Vorwürfen, die nachher ans ihn
niederregneten, mit Seelenruhe und sagte: „Wartet nur! Morgen
habe ich das Buch wieder und er leiht sich — von mir wenig-
stens — so bald keines mehr ans I"
Als er andern Morgens dem Bücherhamster begegnete, fragte
er diesen mit der harmlosesten Miene von der Welt: „Na, hast
Du schon angefangen zu lesen? Nicht ivahr, ein prächtiges Buch?"
— „O!" sagte Artur und verdrehte die Augen. „Entzückend!
Du brauchst es doch nicht so schnell wieder?" — „Ganz und gar
nicht!" erwiderte Otto. „Denk' Dir nur, der arme Teufel, der
es vor Dir ausgeliehen hatte und mir's erst gestern brachte, mußte
heute an der Grippe in's Krankenhaus!"
Ein Blick — ein Schrei — Artur stürzte davon, nahm das
Buch mit der Feuerzange, schickte es zurück und lieh keines wieder.
Der Vorhang.
^011 aller Kaufmannschaft in dem Basar
Besaß den größten Zulauf Soliman,
Der Teppichhändler, der in den Gewölben
Das Beste bot, was seine Zunft verstand.
Doch mehr noch als mit solcher Ware selbst
Erreichte er mit einer feinen List,
Die nie versagte und ihn just den Teppich
Verkaufen ließ, um den es ihm zu tun war.
Also geschah's: Wenn er im Dämmerlicht
Der Wölbungen mit seinem Kunden schritt.
Der prüfte, feilschte, zögerte und auswich.
Dann lenkte Soliman mit schlauem Wort
Ihn langsam hin, wo er ihn haben wollte.
And stand der and're vor dem Teppich still,
So löste sich dahinter aus dem Vorhang
Mit einem Mal bei sanftem Rosenschimmer
Ein wunderbares Mädchenangesicht,
Das lächelnd und aus dunklen Märchenaugen
Seine Prozente.
„Mutta, schnell 'n Topf for
de Marmelade — aber ’n recht
f(eenen, bet ’n bisken wat
überlooft!"
„Dieser Tümpel wimmelt nur
so von Fröschen!" — „Ja, das
reinste Qnakqnakarinm!"
Zu zartfühlend.
„Warum gehen Sie denn gar nicht mehr an's Telephon/
Fräulein Eulalia?" — „Denken Sie nur, rufe ich neulich das
Fernamt mit Nummer 00 an — da sagt das schreckliche Frauen-
zimmer: „Bedaure, besetzt!" • .
Warnung.
Sorglose Stunden, überglänzt vom Schimmer
Des Glücks, vergönne dir von Zeit zu Zeit!
Doch nicht zu oft, mein Freund, auf daß sie nimmer
Des Alltag’s grauer Stempel dir entweiht.
®. s. W.
Zeitgemäß.
„Müller, Sie begreifen aber
auch rem gar nichts, Sie Laub-
henpferd!"
B c r u h i g u n g s g r u » d.
„Aber, Sara, reg' Dich doch
nicht so auf! Merleben doch in
der gemäßigten Zone!"
Strafe.
Ärtnr war ein reizender Mensch. Nur zwei unangenehme
Eigenschaften trübten sein Bild. Für's erste war er ein Angsthuber
sondergleichen, der sich vor dem Krankwerden in einer geradezu
lächerlichen Weise fürchtete. Dann — und das empfanden seine
Freunde und Bekannten noch viel lästiger — hatte er eine ganz
ungewöhnliche Vorliebe für fremde Bücher, die er mit Leidenschaft
auslieh und niemals wiederbrachte. Man konnte ihn noch so schonend
und dringend auffvrdern, doch das ausgeliehene Werk wiederzu-
bringen. Er versprach es für morgen oder noch für heute nach-
mittags. Aber es kehrte unter keinen Umständen zu seinem Besitzer
zurück. — Als er neulich bei seinem Freunde Otto vorsprach, sah cr
dort ein neues und sehr wertvolles Buch liegen und wußte natür-
lich nichts Eiligeres zu tun, als es sich auszubitten. Obwohl Ottos
Frau und ein eben anwesender Bekannter mit den heftigsten Ge
bärden warnten, war Otto so unvorsichtig, der Bitte zu willfahren,
und Artur nahm das Buch mit höflichem Danke und einer Miene
unter den Arm, die zu sagen schien: „Das hast du gesehen und
siehst es niemals wieder!"
. Otto aber begegnete den Vorwürfen, die nachher ans ihn
niederregneten, mit Seelenruhe und sagte: „Wartet nur! Morgen
habe ich das Buch wieder und er leiht sich — von mir wenig-
stens — so bald keines mehr ans I"
Als er andern Morgens dem Bücherhamster begegnete, fragte
er diesen mit der harmlosesten Miene von der Welt: „Na, hast
Du schon angefangen zu lesen? Nicht ivahr, ein prächtiges Buch?"
— „O!" sagte Artur und verdrehte die Augen. „Entzückend!
Du brauchst es doch nicht so schnell wieder?" — „Ganz und gar
nicht!" erwiderte Otto. „Denk' Dir nur, der arme Teufel, der
es vor Dir ausgeliehen hatte und mir's erst gestern brachte, mußte
heute an der Grippe in's Krankenhaus!"
Ein Blick — ein Schrei — Artur stürzte davon, nahm das
Buch mit der Feuerzange, schickte es zurück und lieh keines wieder.
Der Vorhang.
^011 aller Kaufmannschaft in dem Basar
Besaß den größten Zulauf Soliman,
Der Teppichhändler, der in den Gewölben
Das Beste bot, was seine Zunft verstand.
Doch mehr noch als mit solcher Ware selbst
Erreichte er mit einer feinen List,
Die nie versagte und ihn just den Teppich
Verkaufen ließ, um den es ihm zu tun war.
Also geschah's: Wenn er im Dämmerlicht
Der Wölbungen mit seinem Kunden schritt.
Der prüfte, feilschte, zögerte und auswich.
Dann lenkte Soliman mit schlauem Wort
Ihn langsam hin, wo er ihn haben wollte.
And stand der and're vor dem Teppich still,
So löste sich dahinter aus dem Vorhang
Mit einem Mal bei sanftem Rosenschimmer
Ein wunderbares Mädchenangesicht,
Das lächelnd und aus dunklen Märchenaugen
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der Vorhang"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Objektbeschreibung
Verschlagwortung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1918 - 1918
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 149.1918, Nr. 3826, S. 196
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg