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erre

jaum.

■£V Kropftaler-Lerdl stapft vom Wald
herein gegen den Markt zu. Der
wind treibt ihm die Lunken aus
dem Pfeif! und betrübfame Ge-
danken gehen ihm durch das kfirn.
„wann i' den Baam der Rucken-
mirtin brächt' — ja, d' Rucken-
wirtin fragt net lang, woher und warum — und an' halben
Gulden is er unter Brüader wert, der Baam . .

wie er dabei über die Schulter umfchaut nach der grünen,
feuchtduftenden Tanne, die auf seinen Achseln schwankt und weht,
sieht er den Schandarm Greifaus
neben sich.

„wo hast D' denn den Baun,
wieder her, Lerdl? G'stohl'n,
gel' ?"

Der Lerdl ist keiner von denen,
die unnötige Umstände machen.

„No ja!" sagt er, in sein Schicksal
ergeben. Line Weihnachtsunter-
kunft im Marktarrest ist das
schlechteste noch nicht und die
Knödel von der Frau Verwalterin
schmecken zehnmal besser als die
Bettelsuppen, die ihn außerdem
als vermutlicher Lesttagsschmaus
erwarten.

So trabt er denn gemütlich
durch den knarrenden Schnee neben
dem Schandarmen her, der den
Lerdl im Arrest und den Bauni
im Landgericht abliefert.

Denn der Baum ist beschlag-
nahmt.

Zuerst entdecken ihn die Buben
vom Landgerichtsboten hinter der

eisenbeschlagenen Tür. wie sic sich aber schon d'rüber Hermacheu
wollen, verscheucht sie ihr Vater und schleppt die Tanne mit ge-
strenger Amtsmiene in die Registratur.

Denn der Baum ist beschlagnahmt.

wie ani andern Morgen der verr Registrator mit seinen zwei
Schreibern in's Büro kommt, weht's ihnen zwischen dem Aktenstaub
wie Waldluft entgegen. „Sapperment!" sagt der jüngere Gehilf'.
„Riecht's da gut nach 'n> Christkindl!"

Dann bauen er und sein Kolleg aus Akten, den urältesten und
dicksten „Schinken", einen wall auf, in den sie den Baum hinein-
stecken. wunderschön, kräftig und frisch steht er da, wie aus dem

Boden gewachsen, und weint vor
Rührung und Freud' die letzten
Schncetränen in seinen grünen
Zottelbart.

Am Nachmittag, wie sie
wieder in's Büro kommen, hängen
drei goldene und zwei silberne
Nüff' dran. Die hat dem Land-
gerichtsboten seine Rosl über
Mittag beim Aufräumen hinauf-
gehängt — aus 3m- halt. 3hr
Vater niacht freilich beim Akten-
tragen ein bedenkliches und steifes
Gesicht dazu.

Denn der Baum ist beschlag-
nahmt.

Das hindert aber den jüngeren
Gehilfen — der sieht die Rosl
gern — keineswegs, daß er am
andern Morgen sechs frischbackige
Äpfel hinaufhängt und im dich-
testen Gestrüpp ein kleines Briest
hineinschiebt.

Die Rosl findet's abends beim
Aufräumen, hängt als Porto drei
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Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Der gestohlene Baum"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Objektbeschreibung
Verschlagwortung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Stockmann, Hermann
Entstehungsdatum
um 1918
Entstehungsdatum (normiert)
1913 - 1923
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Weltkrieg <1914-1918>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 149.1918, Nr. 3830, S. 229

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
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