genommen und bist heimgcsaust wie ein Windhund, um mir den Rang
abzulaufen?! So ein kserrgottsdummrian!"
Aber der Kleine schüttelte bloß stumm das lfaupt und hielt
ihm das Fläschchen hin.
Der bedachte sich eine kurze weile. . . .
Dann wußte er, was tun.
Und tat's auch gleich.
Immer ungeduldiger warteten die Zuschauer und gaben ihren
Vermutungen Worte, „6) weh l" meinte einer, „lsat's der Lange
immer noch nicht gezwungen, so liegt der Zwerg gar schon eine
Elle Zeit irgendwo im freien Felde und tut keinen Schnaufer mehr!"
Etliche aber meinten, cs müßt' ani Ende doch noch irgendein
Wunder geschehen.
plötzlich sah man einen. Der Lange war's. Und schier noch
länger schien er gar, wie er weggelaufen.
„G je!" sagten da viele oder dachten sich's doch.
Mit einemmal aber ging ein Murmeln und Raunen, ein Deuten
und Schreien, ein Jauchzen und Jubeln durch die Menge. Sie brachen
aus den Reihen — sic stürmten ihn, entgegen — und im Triumph-
zug kam alles mit ihm vor den Altan, wo man mit Verwunderung
das seltsame und unerwartete Schauspiel sah: Zugleich da waren
sie alle zwei — der eine auf des anderen Schultern!
„Er ist's! Er ist's!" schrie aber der Kleine krebsrot, noch che
er zu Loden gekommen. Kaum daß er heruntergezaxpclt war,
sank er vor der Frau Herzogin auf das Knie, legte ihr den Güricl
zu Füßen und stammelte: „verzeiht! Aber cs ist nit gegangen
um's Leben und Sterben nit!"
Der Große aber schilderte, wie-alles gekommen, und Leifall
lief rundum und die lfintersten ließen's sich von denen sagen, die
weiter vorne standen, und riefen: „Bravo!"
Die Frau Herzogin lächelte und ihr junger Gemahl sprach,
„So habt Ihr beide gesiegt und sollt, dieweil Fhr Euch als
wackere Kameraden erwiesen, auch
fürderhin beisammcnbleiben — Du,
Langer, als mein — Du, Kur.
3 c r, als der Frau ls erzog in
Schnelläufer!" — wie das Volk
das vernahm, jauchzte cs laut. Keiner aber war glücklicher als der
Kleine. Sein ganzes Gesicht strahlte, wenn er hinfort seiner Herrin
nach zur Kirche ging und ihr das
Gebetbuch trug. Die Leute aber
schauten ihm lächelnd nach und sag-
ten und spotteten nicht: „Li, seht da,
der Frau Herzogin Schnelläufer!"
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abzulaufen?! So ein kserrgottsdummrian!"
Aber der Kleine schüttelte bloß stumm das lfaupt und hielt
ihm das Fläschchen hin.
Der bedachte sich eine kurze weile. . . .
Dann wußte er, was tun.
Und tat's auch gleich.
Immer ungeduldiger warteten die Zuschauer und gaben ihren
Vermutungen Worte, „6) weh l" meinte einer, „lsat's der Lange
immer noch nicht gezwungen, so liegt der Zwerg gar schon eine
Elle Zeit irgendwo im freien Felde und tut keinen Schnaufer mehr!"
Etliche aber meinten, cs müßt' ani Ende doch noch irgendein
Wunder geschehen.
plötzlich sah man einen. Der Lange war's. Und schier noch
länger schien er gar, wie er weggelaufen.
„G je!" sagten da viele oder dachten sich's doch.
Mit einemmal aber ging ein Murmeln und Raunen, ein Deuten
und Schreien, ein Jauchzen und Jubeln durch die Menge. Sie brachen
aus den Reihen — sic stürmten ihn, entgegen — und im Triumph-
zug kam alles mit ihm vor den Altan, wo man mit Verwunderung
das seltsame und unerwartete Schauspiel sah: Zugleich da waren
sie alle zwei — der eine auf des anderen Schultern!
„Er ist's! Er ist's!" schrie aber der Kleine krebsrot, noch che
er zu Loden gekommen. Kaum daß er heruntergezaxpclt war,
sank er vor der Frau Herzogin auf das Knie, legte ihr den Güricl
zu Füßen und stammelte: „verzeiht! Aber cs ist nit gegangen
um's Leben und Sterben nit!"
Der Große aber schilderte, wie-alles gekommen, und Leifall
lief rundum und die lfintersten ließen's sich von denen sagen, die
weiter vorne standen, und riefen: „Bravo!"
Die Frau Herzogin lächelte und ihr junger Gemahl sprach,
„So habt Ihr beide gesiegt und sollt, dieweil Fhr Euch als
wackere Kameraden erwiesen, auch
fürderhin beisammcnbleiben — Du,
Langer, als mein — Du, Kur.
3 c r, als der Frau ls erzog in
Schnelläufer!" — wie das Volk
das vernahm, jauchzte cs laut. Keiner aber war glücklicher als der
Kleine. Sein ganzes Gesicht strahlte, wenn er hinfort seiner Herrin
nach zur Kirche ging und ihr das
Gebetbuch trug. Die Leute aber
schauten ihm lächelnd nach und sag-
ten und spotteten nicht: „Li, seht da,
der Frau Herzogin Schnelläufer!"
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der Wettlauf"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Objektbeschreibung
Verschlagwortung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1918
Entstehungsdatum (normiert)
1913 - 1923
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 149.1918, Nr. 3831, S. 236
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg