Zeitvertreib.
.Und was machen
Sie sonst immer, Fräulein
Helene?"
„Nun, Verschiedenes —
gestern zum Beispiel habe ich
mich verlobt."
„So, so . . na, da gra-
tulier^ ich."
„Sehen Sie — und so
vergeht ein Tag wie der
andere."
Zer st reut.
„Unsere Köchin soll meine Abwesenheit gestern abend dazu be-
nützt haben, ihren Geliebten, den berittenen Schutzmann, in der
Küche zu empfangen — Du warst doch zu Hause, hast Du nichts
bemerkt?" — Professor: „Nein! Ich glaube es auch nicht —
ich hätte doch das Pferdcgetrappel hiiren müssen."
Besuche.
Hie unwillkommensten Besuche, die wir empfangen müssen, sind
oft unsere eigenest Gedanken.
Kon einem Weisen Hab' ich jüngst
Dies wahre Wort vernommen:
Wer uns nicht stets willkommen ist,
Ist uns nie ganz willkommen.
Manche Besuche sind eigentlich Heimsuchungen.
G. E. W.
Begründ» ng.
„Was? Zwei Mark kost't so ein Feuer-Salamander? Den
hat man doch früher um dreißig Pfennig bekommen." — „Ja, was
glauben denn Sic, bei den heutigen Brennmaterialpreiscn!"
Das Fest.
der kleine Fritzl kam sehr unglücklich nach Hause.
„Was hat's denn gegeben?" fragte die besorgte Mutter. „Hat
Dich einer durchgeprügelt?" — „Oder hast Du einen Vierer bekom-
men?" forschte der mißtrauischere Vater mit Stirnrunzeln.
„Nein!" sagte Fritzl betrübt. „Aber ich bin dem Karl so neidig."
„Pfui!" rief die Mutter und nahm den Augenblick wahr,
erzieherisch zu wirken. „Wie oft habe ich Dir schon gesagt, daß
Neid die häßlichste Eigenschaft ist, die cs gibt. Man darf nie
jemandem neidig sein." — „Warum bist Du denn überhaupt dem
Karl so neidig?" setzte sie mit begreiflicher Neugierde, hinzu.
„Sie haben heut' ein Familienfest." sagte Fritzl, dem Weinen
nahe. „Sie gehen nachmittags miteinander in den Zoologischen
Garten, weil sie nicht zu Hause sein können."
„Was?" meinte der Vater. „Was ist denn das für ein Un-
sinn? Sie haben ein Familienfest und können nicht zu Hause sein?!
Was ist denn das für ein Fest?"
„Desinfiziert wird bei ihnen." seufzte Fritzl. „Sie
haben Wanzen."
Da brachen Vater und Mutter in ein dröhnendes Gelächter ans.
Fritzl aber, der das auf sich bezog und darin eine Lieblosigkeit
sondergleichen sah, heulte geradehinaus: „Ihr braucht mich schon
noch auslachen auch! Mir geht es viel schlechter wie Karl.
Bei uns ist gar kein Fest. Wir haben nie Wanzen!"
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.Und was machen
Sie sonst immer, Fräulein
Helene?"
„Nun, Verschiedenes —
gestern zum Beispiel habe ich
mich verlobt."
„So, so . . na, da gra-
tulier^ ich."
„Sehen Sie — und so
vergeht ein Tag wie der
andere."
Zer st reut.
„Unsere Köchin soll meine Abwesenheit gestern abend dazu be-
nützt haben, ihren Geliebten, den berittenen Schutzmann, in der
Küche zu empfangen — Du warst doch zu Hause, hast Du nichts
bemerkt?" — Professor: „Nein! Ich glaube es auch nicht —
ich hätte doch das Pferdcgetrappel hiiren müssen."
Besuche.
Hie unwillkommensten Besuche, die wir empfangen müssen, sind
oft unsere eigenest Gedanken.
Kon einem Weisen Hab' ich jüngst
Dies wahre Wort vernommen:
Wer uns nicht stets willkommen ist,
Ist uns nie ganz willkommen.
Manche Besuche sind eigentlich Heimsuchungen.
G. E. W.
Begründ» ng.
„Was? Zwei Mark kost't so ein Feuer-Salamander? Den
hat man doch früher um dreißig Pfennig bekommen." — „Ja, was
glauben denn Sic, bei den heutigen Brennmaterialpreiscn!"
Das Fest.
der kleine Fritzl kam sehr unglücklich nach Hause.
„Was hat's denn gegeben?" fragte die besorgte Mutter. „Hat
Dich einer durchgeprügelt?" — „Oder hast Du einen Vierer bekom-
men?" forschte der mißtrauischere Vater mit Stirnrunzeln.
„Nein!" sagte Fritzl betrübt. „Aber ich bin dem Karl so neidig."
„Pfui!" rief die Mutter und nahm den Augenblick wahr,
erzieherisch zu wirken. „Wie oft habe ich Dir schon gesagt, daß
Neid die häßlichste Eigenschaft ist, die cs gibt. Man darf nie
jemandem neidig sein." — „Warum bist Du denn überhaupt dem
Karl so neidig?" setzte sie mit begreiflicher Neugierde, hinzu.
„Sie haben heut' ein Familienfest." sagte Fritzl, dem Weinen
nahe. „Sie gehen nachmittags miteinander in den Zoologischen
Garten, weil sie nicht zu Hause sein können."
„Was?" meinte der Vater. „Was ist denn das für ein Un-
sinn? Sie haben ein Familienfest und können nicht zu Hause sein?!
Was ist denn das für ein Fest?"
„Desinfiziert wird bei ihnen." seufzte Fritzl. „Sie
haben Wanzen."
Da brachen Vater und Mutter in ein dröhnendes Gelächter ans.
Fritzl aber, der das auf sich bezog und darin eine Lieblosigkeit
sondergleichen sah, heulte geradehinaus: „Ihr braucht mich schon
noch auslachen auch! Mir geht es viel schlechter wie Karl.
Bei uns ist gar kein Fest. Wir haben nie Wanzen!"
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Zeitvertreib"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1920
Entstehungsdatum (normiert)
1910 - 1930
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 152.1920, Nr. 3885, S. 22
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg