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D i c H n u d c st e »c r.

„Das Vieh muß aus dem Haus."
sagte Herr Zündhütl und warf seinen
rechten Filzschuh unter das Kanapee.
„Jetzt hat er den ganzen Vordcrfuß
herausgcbissen und gefressen — Du
meinst wohl, ich zahl' für die Bestie auch
uoch die erhöhte Steuer — zum Schin-
der muß er!"

Die Steuer lag ja auch seiner Frau
schwer auf der Seele und sic hatte ins-
geheim betrübten Herzens schon ähnliche
Gedanken auskommen lassen. Aber die
Gewalttätigkeit, mit der ihr Gatte auf-
trat, reizte sie zum Widerspruch.

„Wegen dem alten Filzschuh" — be-
gann sie und ließ ihre Augen blitzen —
„wegen dem alten Filzschuh bringt man
doch kein treues Tier um." — „Treues
Tier?" höhnte er. „Das wäre mir das
rechte treue Tier, das immer nur tut,
was einen ärgert. Hilft er vielleicht je zu
mir? Nie hilft er zu mir — immer nur
zu Dir. So ein Weibersklavc — so ein
Zwischenträger — so ein Komplottvieh!"
— „Komplottvieh?!" fragte sie empört.
„Was ist denn das für ein neues häß-
liches Wort?!" — „Nun!" antwortete
er und warf auch den zweiten Filzschuh
unter das Kanapee. „Ist er vielleicht
nicht mit Dir im Komplott — tut Ihr
beide miteinander nicht vielleicht alles,
was mich um meine Gesundheit bringen
kann — was mir das Leben verkürzen
kann — nein, keinen Pfennig zahle ich
mehr für ihn — aus dem Haus muß
er — zum Schinder kommt er."

Ami stand in der Mitte des Kampf-
platzes und schaute zweifelnd von einem
zum andern. „Eher geh' ich selbst."
rief sie daun mit dramatischer Leiden-
schaft. „Nein, Ann, das geschieht nicht.
Lieber esse ich selber nichts mehr —
lieber verhungere ich — ja, daß Du cs
weißt, Du Tyrann, Du gefühlloser Ticr-
schinder — ich bezahle die Steuer —
aus meinem Haushaltungsgeld zahle ich
sie — jetzt gleich richt' ich das Geld her."

Und mit einem vernichtenden Blick
rauschte sie hinaus in die geheimen
Gründe des Schlafgemachs, wo sic ihre
Erübrigüngen aufgespcichert hatte.

Als man dort die Türe hatte zu-
klappcn hören, lockte Zündhütl dem Hund.
„Komm her, Ami!" sagte er. „Gott sei
DankI Für heuer bist du wieder
gerettet! Ja, schlau muß man halt
sein!" Und Ami rieb sich verschmitzt
am Knie seines Herrl und tvedelte mit
dem Schweif.

O diese Männer,!

^anrtr U)r^t fril1 vom Munde.

nur E Mühsal rückt
Lh' >„ . ^ Ütund' für Stunde.

Aust ^?r>iiigt, ist er erstickt.

®Ünff °n 0118 luausigen Tiefen
Saa v ^tvar; und gurgelnd an,

Den? Ir Mächtigen Jfrinür riefen,

0 olles untertan."

Blickes sah dem sstlten
-ns Gesicht.-

®in h r Mächte wähnst Du walten?
fflhrr rnn h^r lhrrrin nicht?!"...
»Ti ^.m>t scheuem Grauen:

ist hier der -werge lhaus.
ü den Sahn Du ledend schauen,

^ ihren Meister aus!"

Trotzig wehrte ihre Tücke:

„jstimmer fleh' ich ;u dem Wicht!"

Doch da hingen ihre Lücke
An des Kindes Angesicht.

And mit heißem Muttervangen
Lat sie still: „L Komm geschwind!
iherr der Lrrgr, Komm gegangen!
Kamm und rette mir mein Kind!"

Sieh da! Sieh! Aus Klamm und Klüften
Glonim es leuchtend im Gestein.

Aus den Spalten, aus den Grüften
Drang der Lwergr Volk herein.

Tausend, adrrtausrnü Hände
Kafften, schafften Udrrall
And vom Liltzrrglanz der Wände
klang des Werkes Widerhall.

Llotzgelrgt, siefreit, gerettet,

Tag der Gräfin einng' Kind.

Sauft in ihren Arm grdettet,

Wuchs sein Letzen froh und lind.

Doch der Lwrrge ihrrr und Meister
hat des Dankes Lall gewehrt:

„Arrund sind dem der Erde Geister,

Der ihr stilles Walten ehrt."

Wilhelm Herbert.


SS
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Die Gräfin und der Zwerg"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Stockmann, Hermann
Entstehungsdatum
um 1920
Entstehungsdatum (normiert)
1910 - 1930
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 152.1920, Nr. 3888, S. 55

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Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
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