Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
„Sie behaupten, schon seit fünf Jahren keine Beschäftigung mehr gefunden zu haben? Das ist doch unglaublich.
Was sind Sie denn eigentlich, Fräulein?" — „Domino!"

Heilige Einfalt.

»ls ich als Vberjäger in einem Iägerbataillon stand, oblag es
mir, meiner Inspektion morgens von sieben bis acht Uhr
Unterricht zu geben. Diese Aufgabe war eine besonders schwierige,
wenn die neuen Rekruten eingerückt waren. Nach dem Reglement
nämlich waren sie verpflichtet, vor ihrem Landesherrn, einem leut-
seligen jungen kserrn, Front zu machen. Und dieses Frontmachcn
war geeignet, den Mannschaften tiefen Kummer zu bereiten.

Übrigens fällt mir in, Zusammenhang damit eine andere Ge-
schichte ein, die dem Vater dieses jungen Fürsten zustieß. Der alte
Fürst mar eines Tages zu einem Wohltätigkeitsbazar gegangen und
hatte auch das Liebhabertheater besucht, in welchem von den Damen
und Herren der kleinen Residenz Schillers „Räuber" gegeben wurden.
Sie spielten eine Parodie auf diese „Räuber", und die erhabensten
Gedanken von Freiheit und Gerechtigkeit von „unserm Schiller"
wurde in schlimmster weise ins Lächerliche gezogen. Es gab
manchen lustigen Moment bei der Sache, Nach der Darstellung
wurden die Darsteller in die Loge des alten Fürsten befohlen, der
ihnen feine Anerkennung und seinen tiefgefühlten Dank ausdrückte.
Er sagte: „Nun bin ich schon in den verschiedensten Städten der
Welt in dieser Aufführung gewesen, in Berlin, London, Paris,

Petersburg. Ich muß aber offen gestehen, daß keine Vorstellung
einen solch tiefen und erhebenden Eindruck auf mich gemacht hat
wie die heutige. Noch niemals sah ich die herrlichen Gedanken dieses
deutschen Dichters so wundervoll ausgedrückt,"

Dieser Fürst also war gestorben, und der junge Fürst hatte seinen
Thron bestiegen. Als die neuen Rekruten ihren Einzug gehalten
hatten, war der alte Fürst gerade tot. Nun war sein Sohn unser
Landesherr und nun hatten wir vor ihm Front zu machen. Dies
fiel uns nicht schwer. Das hätten wir gern getan. Aber wie sollte
man den Fürsten erkennen, wenn er über die Straße ging, wie war
dies nur möglich, wenn er sich nicht durch besondere äußere Gescheit-
heit auszeichnete? Und unser Fürst war leutselig und sah daher
nicht anders und bemerkenswerter aus als die übrigen Menschen,
Der Zufall kam.uns zu Hilfe. Der Fürst trug nämlich ein Monokel,
Nun wollte es avcr ein anderer teuflischer Zufall, daß in der kleinen
Garnison noch ein anderer Herr ein Monokel trug. Selbst aus diesem
komplizierten Fall gab es einen Ausweg, Das Monokel unseres Fürsten
war ein besonderes Monokel, Es war schwarz umrändert.

Nun war es meine Aufgabe, den Rekruten beizubringen, woran
man mit tödlicher Sicherheit den Fürsten erkennen konnte. Eines

06
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Sie behaupten, schon seit fünf Jahren keine Beschäftigung mehr gefunden zu haben?"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Stubenrauch, Hans
Entstehungsdatum
um 1920
Entstehungsdatum (normiert)
1910 - 1930
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 152.1920, Nr. 3889, S. 66

Beziehungen

Erschließung

Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg
 
Annotationen