De plätschert leicht no' übers Jahr,
Weils nämli' gar koa Trauf'n war.
Naa, naa, der Röhrlbrunna, Freind,
Vorm' Läusl is, und d' Sunna scheint.
Lernian» Franz.
W i r s ch ü t t e l n l> i S z u r B e w u ß t l o s i g k c i t.
„Hrei Dagc lernste nu am „Erlgeenig" ;
Wann werste endlich mit dem...?"
fl. Ält).
Im Maien tauscht man viele Kisse
lind holt sich dabei. 3. #.
„Jnm Schreiben halt dein Schiefertaferl,
Gefälligst etwas.I" «. vichl.
„Ich muß es sagen, leider, Klans,
Hier find' ich eine.I" u. c.
A.ie gab ihm so viel Kosenamen,
Daß sie ihm in die. $. r.tfn.
.Sin Schmetterlinge-Attentäter,
Der braucht zu seinen.
„Koch' Früchte und Risotto ich,
Dann überißt mein." tj. Kch.
In China liebt man anders als im Kaukasus,
Dort kriegt sogar die schönste.’ . . .!
H. fl-t.
Mißglückte Vorsicht.
mnsere Bemühungen, Galeriesperrsitze zur Aufführung von
Rossinis „Wilhelm Teil" bei der Theaterkasse zu bekommen,
waren vergeblich. Meine Freunde und ich wollten aber diese herr-
liche Dper nach Jahren wieder einmal hören, da sie auch unsere
revolutionären Gefühle so angenehm kitzelte, wir eroberten also
Billette für Stehplätze, flogen auf die vierte Galerie und landeten
glücklich als die ersten knapp hinter der letzten Reihe der Sperrsitze.
Das hatte speziell für mich den großen vorteil, daß ich meinen Cjnt
unter dem Sitzbrett vor mir, gegen allzu enthusiastische vergleiche
mit Geßlers lfnt schützend, wohlverwahren konnte. Mein laut
war zwar kein leichter Sommerhut, wie es die Jahreszeit gefordert
hätte, aber er stammte noch aus der Friedenszeit, war von feinstem
Filz, nicht monarchisch und nicht republikanisch gefärbt, so angenehni
grau und wenn ich vor den Butmacherläden stand und die Preise
zwischen 600— ;ooo Kr. betrachtete, hielt ich ihn immer zärtlich in
der tsand und freute niich königlich, denn er hatte nur ;n Kr. ge
kostet — war viel feiner als jene teueren und trotz seines Alters
noch fast wie neu.
Die Galerie glich einem Menschenmeere, dessen wogen sich
drängend hin und her bewegten. Endlich erbrauste die göttliche
Muvertüre und nahm unsere ganze seelische Aufmerksamkeit gefangen.
Eben hatte das Eellosolo eingesetzt, meine Augen schlossen sich voll
trunkener Begeisterung; aber wie sie sich wieder halb öffneten, fiel
mein Blick unter den Sperrsitz und ich bemerkte eine ksand, die
meinen But erfaßte! Ich erwachte entsetzt, griff nach der Band,
aber sie entschwand samt cincni Jüngling, der sich ertappt fühlend,
eilends den Ansgang suchte. Meine freunde rasch verständigend,
stürzten wir ihm nach; eine wilde Jagd über die endlosen Treppen
entwickelte sich; auf dem Kopfe des Frevlers sah ich nur nieinen
Isut; ich sah nicht die hinaufeilenden Nachzügler, die ich überranntc,
und mit Verwünschungen überladen erreichten wir die Straße, ivo
der lsutdicb eben angelangt, stehen blieb, tief atmete, seinen re-
spektive meinen lffnt abnahm, sich den Schweiß von der Stirne
abwischte und ganz entsetzt ausrief: „Teufel, da Hab' ich in der
Eile einen fremden put erwischt!" — „Und zwar meinen", brüllte
ich, ihm den put entreißend, der aber sogleich meinen pänden
entfiel, denn es war ein grauer Strohhut und nicht mein weicher
Friedensfilzhut!
Wütend, daß der Elende nicht meinen Put gestohlen hatte,
denn dann hätte ich ihn ja wieder in den pänden gehabt, eilte ich
auf die vierte Galerie zurück. Da ich keine Retourniarke.genommen
und mein Billett weiß Galt wo verstreut hatte, verwehrte mir der
Theaterdiencr den Eintritt in den Zuschauerraum. Die Duvertüre
war längst zu Ende, der erste Akt, auf den ich mich so gefreut, in
vollem Gange und ich saß traurig in der Garderobe, den Aktschluß
abwartend.
Endlich erscholl stürniischer Applaus und ich ging, vom Theater-
diener eskortiert, zu dem Platz, wo niein put liegen sollte sollte!
Aber er lag nicht da; ich kroch, immer unter Aufsicht des Theater-
dieners und einer Meute höhnender Zuschauer, unter die Bank und
weiter vorw.rts, hoffend, daß der fjut von den unmusikalischen
Füßen zum.Zeitvertreib weitergeschoben worden sei, wurde dabei
von den Leuten, die ihre Plätze nicht verlassen wollten, getreten,
beschimpft und ausgelacht, geriet mit den Bänden in Drangen-
schalen, Zuckerhüllen, Staubwölkchen, Wursthäutchen und endlich zn
ein paar feuchten Galloschen, die ein vorsichtiger hier deponiert
halte und welche Freude, daneben lag, ivie an einer Wehr —
mein I^nt, aber in einer desparaten Verfassung. Triumphierend
kan> ich ans Licht und wollte den staubigen put reinigen; aber
der Theaterdiener wies niich hinaus, nahm mir ihn ab und be-
fahl in mißtrauischeni Tone: „So, jetzt werden Sie hier bis zum
Ende der Vorstellung warten, und falls nieniand anderer diesen
put reklamiert, können Sie ihn bekommen I" Sprachlos fügte ich
mich in mein Schicksal und nie hat eine Aufführung von „Wilhelm
Teil" so lange gedauert wie diese. $. ®.
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Weils nämli' gar koa Trauf'n war.
Naa, naa, der Röhrlbrunna, Freind,
Vorm' Läusl is, und d' Sunna scheint.
Lernian» Franz.
W i r s ch ü t t e l n l> i S z u r B e w u ß t l o s i g k c i t.
„Hrei Dagc lernste nu am „Erlgeenig" ;
Wann werste endlich mit dem...?"
fl. Ält).
Im Maien tauscht man viele Kisse
lind holt sich dabei. 3. #.
„Jnm Schreiben halt dein Schiefertaferl,
Gefälligst etwas.I" «. vichl.
„Ich muß es sagen, leider, Klans,
Hier find' ich eine.I" u. c.
A.ie gab ihm so viel Kosenamen,
Daß sie ihm in die. $. r.tfn.
.Sin Schmetterlinge-Attentäter,
Der braucht zu seinen.
„Koch' Früchte und Risotto ich,
Dann überißt mein." tj. Kch.
In China liebt man anders als im Kaukasus,
Dort kriegt sogar die schönste.’ . . .!
H. fl-t.
Mißglückte Vorsicht.
mnsere Bemühungen, Galeriesperrsitze zur Aufführung von
Rossinis „Wilhelm Teil" bei der Theaterkasse zu bekommen,
waren vergeblich. Meine Freunde und ich wollten aber diese herr-
liche Dper nach Jahren wieder einmal hören, da sie auch unsere
revolutionären Gefühle so angenehm kitzelte, wir eroberten also
Billette für Stehplätze, flogen auf die vierte Galerie und landeten
glücklich als die ersten knapp hinter der letzten Reihe der Sperrsitze.
Das hatte speziell für mich den großen vorteil, daß ich meinen Cjnt
unter dem Sitzbrett vor mir, gegen allzu enthusiastische vergleiche
mit Geßlers lfnt schützend, wohlverwahren konnte. Mein laut
war zwar kein leichter Sommerhut, wie es die Jahreszeit gefordert
hätte, aber er stammte noch aus der Friedenszeit, war von feinstem
Filz, nicht monarchisch und nicht republikanisch gefärbt, so angenehni
grau und wenn ich vor den Butmacherläden stand und die Preise
zwischen 600— ;ooo Kr. betrachtete, hielt ich ihn immer zärtlich in
der tsand und freute niich königlich, denn er hatte nur ;n Kr. ge
kostet — war viel feiner als jene teueren und trotz seines Alters
noch fast wie neu.
Die Galerie glich einem Menschenmeere, dessen wogen sich
drängend hin und her bewegten. Endlich erbrauste die göttliche
Muvertüre und nahm unsere ganze seelische Aufmerksamkeit gefangen.
Eben hatte das Eellosolo eingesetzt, meine Augen schlossen sich voll
trunkener Begeisterung; aber wie sie sich wieder halb öffneten, fiel
mein Blick unter den Sperrsitz und ich bemerkte eine ksand, die
meinen But erfaßte! Ich erwachte entsetzt, griff nach der Band,
aber sie entschwand samt cincni Jüngling, der sich ertappt fühlend,
eilends den Ansgang suchte. Meine freunde rasch verständigend,
stürzten wir ihm nach; eine wilde Jagd über die endlosen Treppen
entwickelte sich; auf dem Kopfe des Frevlers sah ich nur nieinen
Isut; ich sah nicht die hinaufeilenden Nachzügler, die ich überranntc,
und mit Verwünschungen überladen erreichten wir die Straße, ivo
der lsutdicb eben angelangt, stehen blieb, tief atmete, seinen re-
spektive meinen lffnt abnahm, sich den Schweiß von der Stirne
abwischte und ganz entsetzt ausrief: „Teufel, da Hab' ich in der
Eile einen fremden put erwischt!" — „Und zwar meinen", brüllte
ich, ihm den put entreißend, der aber sogleich meinen pänden
entfiel, denn es war ein grauer Strohhut und nicht mein weicher
Friedensfilzhut!
Wütend, daß der Elende nicht meinen Put gestohlen hatte,
denn dann hätte ich ihn ja wieder in den pänden gehabt, eilte ich
auf die vierte Galerie zurück. Da ich keine Retourniarke.genommen
und mein Billett weiß Galt wo verstreut hatte, verwehrte mir der
Theaterdiencr den Eintritt in den Zuschauerraum. Die Duvertüre
war längst zu Ende, der erste Akt, auf den ich mich so gefreut, in
vollem Gange und ich saß traurig in der Garderobe, den Aktschluß
abwartend.
Endlich erscholl stürniischer Applaus und ich ging, vom Theater-
diener eskortiert, zu dem Platz, wo niein put liegen sollte sollte!
Aber er lag nicht da; ich kroch, immer unter Aufsicht des Theater-
dieners und einer Meute höhnender Zuschauer, unter die Bank und
weiter vorw.rts, hoffend, daß der fjut von den unmusikalischen
Füßen zum.Zeitvertreib weitergeschoben worden sei, wurde dabei
von den Leuten, die ihre Plätze nicht verlassen wollten, getreten,
beschimpft und ausgelacht, geriet mit den Bänden in Drangen-
schalen, Zuckerhüllen, Staubwölkchen, Wursthäutchen und endlich zn
ein paar feuchten Galloschen, die ein vorsichtiger hier deponiert
halte und welche Freude, daneben lag, ivie an einer Wehr —
mein I^nt, aber in einer desparaten Verfassung. Triumphierend
kan> ich ans Licht und wollte den staubigen put reinigen; aber
der Theaterdiener wies niich hinaus, nahm mir ihn ab und be-
fahl in mißtrauischeni Tone: „So, jetzt werden Sie hier bis zum
Ende der Vorstellung warten, und falls nieniand anderer diesen
put reklamiert, können Sie ihn bekommen I" Sprachlos fügte ich
mich in mein Schicksal und nie hat eine Aufführung von „Wilhelm
Teil" so lange gedauert wie diese. $. ®.
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"De Dachtrauf'n"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1920
Entstehungsdatum (normiert)
1910 - 1930
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 152.1920, Nr. 3895, S. 138
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg