Maikäferhirn und serbische Flohleber. Teier, kannst ZV Dir denken.
A Kaiwi reißt's Dir 'raus aus'm Stoi.
Der Bauer würgt und schlingt. Schier das bferz drückt's ihm
ab. Der Bader aber is unerbittlich, wie er merkt, daß der Bauer
schwankt, brunimt er: „Spiritismus marasmus", bis der Bauer zahlt.
„A teure lfundsfett'n", schmunzelt der Bader hernach, ohne Ge-
wissensbisse, denn er weiß, daß der Spiritismus Marasmus vergeht.
von Zeit zu Zeit unternahm der Bader lfeilreisen.
Die alte Sxitalkathl sitzt in der Sonne. Dem Bader xressiert's,
daß er die Post noch erwischt.
„wos gibt's denn so Notwendig's?" fragt die Kathl, in der
Hoffnung auf ein Gespräch.
„An Waggon Bluategel müaßt ma auf Unterberg treib'n."
Die Kathl schlägt die Händ' über dem Kopf z'sammen und
läuft ins Spital: „An ganz'n Waggon Bluategel." bind kann's
kaum glauben.
Beim Luiseder in Unterberg ist die Geiß besessen, Höchste
Zeit hat der Bader schon. Er nimmt sein Buch und fängt zu
beschwören an. Unter seinen Formeln verendet allmählich die Geiß-
Der Hütbub steht daneben und sieht's. Aber er läßt den Bader
weitersprücheln. wie der fertig ist, schreit der Bub: „Boda, hi'
is s'. Kannst a nir, Boda I"
Der Bader aber langt dem Bub'n flink eine hinter die Ghren:
„worum hast D' denn dös net glei' g'sogt. Jetzt hob' i' in da
Hitz' 's Gebet fürs Roß dawischt."
Auf dem Unterberg steht ein Nonnenkloster mit einem kühlen
schattigen Kirchlein. Der Bader geht nie dran vorbei, denn gleich
daneben ist ein kühler, schattiger Garten, wo das ausgezeichnete,
weltberühmte Bier verschenkt wird. Auch ein paar Fremde sitzen
unter den Kastanien. Der Bader setzt sich zu ihnen an den Tisch
und red't kein Wort.
Da läutet's zur Vesper. Der Bader zieht sein' Hut, macht ein
hnd'riges Kreuz und murmelt etwas wie ein Gebet.
Nach einigen Minuten läutet's wieder. Der Bader nimnrt
schnell noch einen Schluck, bekreuzt sich wieder und fackelt.
Die Nonnen sind sehr fromm und nicht lang, so läutet's wieder.
Der Bader tut wie zuvor.
Die Fremden sind neugierig geworden und einer fragt: „ver-
zeihen Sie, lieber Herr, was bedeutet denn das Läuten?"
„G'storb'n is oane."
Und es reißt ihn schon wieder, wie die Glocke anschlägt.
Die Fremden wundern sich und der Bader berichtet weiter:
„Sterb'n oft dreißgi an oan Dog."
Toternst leert er seinen Maßkrug zum drittenmal: ,,Ma' möcht's
net glaub'n."
Die Fremden schauert. Line kühle Luft weht vom Klösterl
her und wieder schlägt die Glocke an. Sie gehen. Der Bader aber
erzählt's lachend dem Biermädel: „Dene hob' i' weiterg'holf'n.
De Stadtfrack, de fad'n." —
Die Veteranen wurden immer weniger, der Marsch immer
weniger stramm und in den letzten Jahren zitterte der Vorstand
ganz bedenklich bei der Ansprache. Linen um den andern trug man
in die Grube und schoß ihm nach. Und endlich gingen die letzten
„veteraner" hinter ihrem Vorstand her. Aber er hielt diesmal
keine Ansprache mehr.
Liner legte einen Kranz nieder und wußte nicht, was er sagen
sollte. Da drängte ihn der andere weg: „Die vet'raner und ihr
Vorstand sie leben hoch l" —
Mir ist, als hätte man mit diesem Mann eine Zeit zu Grabe
getragen.
Ls ist Nacht geworden. Zwei müde Pferde ziehen den gelben
Postwagen die Straße herauf und dann bläst der Postillion. Lr
bläst ein altes Lied die schlafenden Häuser lang. Dann ziehen die
Sterne aus dem Himmel, der Hahn auf dem Kirchturm sieht schon
den Mond und von der Lcke blinken zwei Messingscheiben aus dem
Lindenlaub. - ©. h.
Ein falle.
A Kaiwi reißt's Dir 'raus aus'm Stoi.
Der Bauer würgt und schlingt. Schier das bferz drückt's ihm
ab. Der Bader aber is unerbittlich, wie er merkt, daß der Bauer
schwankt, brunimt er: „Spiritismus marasmus", bis der Bauer zahlt.
„A teure lfundsfett'n", schmunzelt der Bader hernach, ohne Ge-
wissensbisse, denn er weiß, daß der Spiritismus Marasmus vergeht.
von Zeit zu Zeit unternahm der Bader lfeilreisen.
Die alte Sxitalkathl sitzt in der Sonne. Dem Bader xressiert's,
daß er die Post noch erwischt.
„wos gibt's denn so Notwendig's?" fragt die Kathl, in der
Hoffnung auf ein Gespräch.
„An Waggon Bluategel müaßt ma auf Unterberg treib'n."
Die Kathl schlägt die Händ' über dem Kopf z'sammen und
läuft ins Spital: „An ganz'n Waggon Bluategel." bind kann's
kaum glauben.
Beim Luiseder in Unterberg ist die Geiß besessen, Höchste
Zeit hat der Bader schon. Er nimmt sein Buch und fängt zu
beschwören an. Unter seinen Formeln verendet allmählich die Geiß-
Der Hütbub steht daneben und sieht's. Aber er läßt den Bader
weitersprücheln. wie der fertig ist, schreit der Bub: „Boda, hi'
is s'. Kannst a nir, Boda I"
Der Bader aber langt dem Bub'n flink eine hinter die Ghren:
„worum hast D' denn dös net glei' g'sogt. Jetzt hob' i' in da
Hitz' 's Gebet fürs Roß dawischt."
Auf dem Unterberg steht ein Nonnenkloster mit einem kühlen
schattigen Kirchlein. Der Bader geht nie dran vorbei, denn gleich
daneben ist ein kühler, schattiger Garten, wo das ausgezeichnete,
weltberühmte Bier verschenkt wird. Auch ein paar Fremde sitzen
unter den Kastanien. Der Bader setzt sich zu ihnen an den Tisch
und red't kein Wort.
Da läutet's zur Vesper. Der Bader zieht sein' Hut, macht ein
hnd'riges Kreuz und murmelt etwas wie ein Gebet.
Nach einigen Minuten läutet's wieder. Der Bader nimnrt
schnell noch einen Schluck, bekreuzt sich wieder und fackelt.
Die Nonnen sind sehr fromm und nicht lang, so läutet's wieder.
Der Bader tut wie zuvor.
Die Fremden sind neugierig geworden und einer fragt: „ver-
zeihen Sie, lieber Herr, was bedeutet denn das Läuten?"
„G'storb'n is oane."
Und es reißt ihn schon wieder, wie die Glocke anschlägt.
Die Fremden wundern sich und der Bader berichtet weiter:
„Sterb'n oft dreißgi an oan Dog."
Toternst leert er seinen Maßkrug zum drittenmal: ,,Ma' möcht's
net glaub'n."
Die Fremden schauert. Line kühle Luft weht vom Klösterl
her und wieder schlägt die Glocke an. Sie gehen. Der Bader aber
erzählt's lachend dem Biermädel: „Dene hob' i' weiterg'holf'n.
De Stadtfrack, de fad'n." —
Die Veteranen wurden immer weniger, der Marsch immer
weniger stramm und in den letzten Jahren zitterte der Vorstand
ganz bedenklich bei der Ansprache. Linen um den andern trug man
in die Grube und schoß ihm nach. Und endlich gingen die letzten
„veteraner" hinter ihrem Vorstand her. Aber er hielt diesmal
keine Ansprache mehr.
Liner legte einen Kranz nieder und wußte nicht, was er sagen
sollte. Da drängte ihn der andere weg: „Die vet'raner und ihr
Vorstand sie leben hoch l" —
Mir ist, als hätte man mit diesem Mann eine Zeit zu Grabe
getragen.
Ls ist Nacht geworden. Zwei müde Pferde ziehen den gelben
Postwagen die Straße herauf und dann bläst der Postillion. Lr
bläst ein altes Lied die schlafenden Häuser lang. Dann ziehen die
Sterne aus dem Himmel, der Hahn auf dem Kirchturm sieht schon
den Mond und von der Lcke blinken zwei Messingscheiben aus dem
Lindenlaub. - ©. h.
Ein falle.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Einfälle. Schwüle"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1920
Entstehungsdatum (normiert)
1910 - 1930
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 152.1920, Nr. 3903, S. 221
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg