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von Silberdrachmen. Ja, gar manches Goldstück blitzte dazwischen
heraus. „Sieh" — sagte er — „und laß Dein Schelten sein! Das
alles habe ich für Dich eingenommen!"

Jetzt freilich riß der Töpfer Mund und Augen auf vor Glück
und Erstaunen, als sich der Bildhauer längst schon lächelnd in
eine Seitengasse weggestohlen hatte.

ksabgierig verbarg der Alte das Geld unter seinen Kleidern
und ging nachdenklich und kopfschüttelnd heim.

Zu ksaus aber erzählte er alles seiner Frau und zeigte ihr
den lsaufen Gold- und Silbermünzen.

Statt sich indessen zu freuen, fing da sie gewaltig zu schelten
an. „Da siehst Du jetzt, Du Einfaltspinsel, was ich Dir immer
gesagt habe, viel zu billig hast Du allzeit Deine Ware verkauft
und eine Masse Geld verloren, das Du hättest heimbringen können.
Wenn so ein hergelaufener Faulenzer, der aus Langeweile sich auf

Deinen Schemel hockt, solche Gelder herausschlägt — und weiß Zeus
was er noch eingcschoben hat — um wieviel mehr hattest erst
Du kriegen können, der Du doch das Geschäft von Jugend auf
gelernt hast und Deine Kunden kennst. Wenn Dir Deine Augen
lieb sind, hoffe ich, daß Du das versäumte von morgen an ganz
gründlich nachholcn wirst!"

Der alte Töpfer steckte den Kopf zwischen die Schultern. Denn
es gab nichts Klügeres als sein Weib. Auch er selber sah ja nur
zu gerne ein, daß er seine vortrefflichen Arbeiten immer viel zu
billig weggegeben hatte.

So forderte er denn vom nächsten Morgen an das Zehnfache
dessen, was er seither begehrt hatte.

Seine Kunden, die das hörten, schalten oder lachten, nannten
ihn verrückt und verliefen sich von Tag zu Tag mehr. . .

Und wieder ging eines Morgens der berühmte Phidias über
den Markt und blieb vor dem Töpfertische stehen. Denn er merkte,
daß ihn der Alte, der auch nicht mehr gut sah. längst aus dem Ge-
dächtnis verloren hatte. Der Künstler freute sich darauf, ihn unbe-
kannterweise ausforschen zu können und zu hören, wie wohl der
scklichte Mann mit Rührung und Anerkennung von ihm reden würde.

„Nun, lieber Freund I" fragte er. „Wie geht's? Wie stcht's?
Immer gesund und wohlauf? Bist Du mit Deinem Geschäft zu-
frieden?"

„Ach, das Geschäft!" brummte der Alte mürrisch und ver-
bissen. „Ja, ich hatte einmal ein glänzendes Geschäft. Das ist

wahr. Aber da kam eines Tages so ein Faulenzer, so ein Tage-
dieb, so ein kferumstreicher, so ein Dummkopf, den ich auf seine
dringenden Bitten — weil ich gerade einen wichtigen Gang zu
machen hatte — hier an meine Stelle sitzen ließ. Seitdem 'ist alle
Kundschaft wie weggeblasen. Der Esel, der von der Töpferei
just soviel verstand wie eine Laus vom Saitenspiel, hat mir in
einer Stunde mehr verdorben, als ich in Monaten wieder gut-
machen kann. Mögen ihn die Mänaden beißen! Hätte ich doch
seinen Bitten nicht nachgegeben I Aber es geschieht mir schon recht.
Warum dachte ich nicht an das alte, ewig wahre Sprichwort:
„Undank ist der Welt Lohn!"...?!"

„Beim Zeus I" murmelte Phidias. „Du hast ganz recht!"...
und ging schnell und verblüfft von dannen.

Wilhelm Herbert.

Vogerl und Dirndl.

' Hali' a lnstis, kloans Vogrrl g'habt,

AnLjatz' hupft's unki fingt's nimma!

Mas soll i' nur toan, üatz's roirira singt,

Bafj’a wirkia hupft und lusti' springt,
hin' Bogrrl?"

„Stell's vor de!' Fensta infSunnaschei',

Steck' eahm a Lucker! ins Häusl 'nri'

And pfeif' rahm a Schnadahiipferi vor,
ha werd's wirda lusti' als wia zuvor,

Dei' Vogrrl?"

„ff' had' a luftis, kloans Dirndl g'habt,

And jatz' lacht's und fpringt's nimma!

Was fang' i' denn o, dast's wirda springt,

Dast's wirda lacht und lusti' singt,

Mri' Dirndl?"

„hack's bei da Hand und lach' rahm zua,

Gib rahm a hussrrl, du dumma hua
And sag' rahm hoamli' was liab's ins hhr,
ha wrrd's wirda lusti' als wia zuvor,

Dri' Dirndl."

Jjmitnmt ffrnnf.

Woher nehmen ititb nicht stehlen.

„Zwei neue Kleider muß ich haben, Männchen, und noch ver-
schiedenes andere, weil ich eine Reise zu machen gedenke! . . . Und
Du fragst nicht mal „wohin"?" — „Nein. . . woher?"

Ein Heuchler.

Gattin: „Fünfundzwanzig Jahre schon sind wir nun bald
verheiratet, Franz." — Gatte (seufzend): „Erst?"

In der Schaubude.

„Ist die Dame ohne Unterleib nicht mehr bei Ihnen?" —
„Nein, die hat umgesattclt, die ist jetzt Bauchtänzerin "

G e m n t l i ch.

„Herr, Sie sitzen ja auf meinem Hund!" — „So! Na, hoffent-
lich hat er einen Maulkorb um?"
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Der Töpfer"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Hoffmann, Anton
Entstehungsdatum
um 1920
Entstehungsdatum (normiert)
1910 - 1930
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 152.1920, Nr. 3906, S. 251
 
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