Fliegende Blätter (153.1920 (Nr. 3910-3935))

Heimat, heilige 6rde, wie ich dich auch ver-
mißt,

Ganz doch weiß ich er[t heute, was du mir
warst und hist.

Dun ich dich wiederfehe, stehe ich wie im träum

Und suche die alten tüegc und find’ sie vor
tränen kaum.

Giebel (ehe ich wieder, daran die Schwalbe
baut,

jRlle deine Lieder klingen so süß vertraut.

So geht kein 6ruß zu Herzen, wie ihn dein
Mund uns beut,

So singt und klingt keine Glocke, Heimat, wie
dein Geläut.

Deine rauschenden UJälder stehen voll Duft und
tau,

Fernher grüß! deiner Berge dämmerndes Ueilchen--
blau;

Die Roggenfelder wogen silbern im Somnier--
baucb,

Und überfchneit von Blüten prangt selbst der
Dornenstrauch.

fln deiner Schwelle steh’ ich, ein Bettler mit
leerer Hand —

Jugend und Frohsinn begrub ich drüben im
Feindesland;

Doch nun ich dich wieder habe, scheint alles
ein träum mir bloß,
Den man vergißt — wie ein Kindlein, das auf-
wacht im Mutt erschoß.

C. Reja.

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