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„Als im Walde in Ihrer Nähe plötzlich der Schuß fiel, da fuhren Sic wohl
recht zusammen?" — „Im Gegenteil, wir fuhren auseinander!"

Drr Schlllrrfrruild.

heben Abend schleppt der Liaufmann
lhillrr

Linen schweren, dicken Land van Schiller
isn sein Schlafgrmach, als ob er spüre
Sehnsucht nach solch klassischer Lektüre.

Leise waltend, ohne viel Getrampel.

Laib entkleidet, knipst er ans die Ampel
Sind schon schnarcht er. Wie, hat er in-
deffen,

Was er mit dem Schiller will, vergessen?

Im Mietauto.

Am Marienplatz in München stand
schläfrig, mit seinen Laternen nur noch
schwach blinzelnd, den erlösenden Schlag
der Mittcrnachtstnnde erwartend, ein Miet-
auto. Sein Lenker war eingenickt und
träumte von der seligen Zeit, da im Bier,
im Brot, in der Wurst noch was drin war.
Ta wurde der rechte Wagenschlag aufge-
risscn von einem Herrn, der es offenbar
sehr eilig hatte. Gleichzeitig wurde der
linke Wagenschlag aufgerissen von einem
Herrn, der es ebenso eilig hatte. Beide
gewahrten einander, als sic in der Mitte
des stockfinstern Wagens mit den Köpfen
aneinanderstießen.

Was macht nian in einem solchen Falle?
Zunächst natürlich ein dummes Gesicht;
dann ein zorniges Gesicht; und das übrige
ist dem Spiel der Kräfte überlassen, der
körperlichen oder der geistigen; ist Sache
der Persönlichkeit, der Initiative, des Tem-
peraments. Man denke sich einen tempera-
mentvollen, mit opiritus vini überheizten
Opernsänger und einen stillen Gelehrten,
einen Berufsathletcn und einen Blicmchcn-
gaffeereisenden — die Entscheidung der
schwierigen Rechtslage wird einfach sein.
Wenn's aber ein Russe und ein Tscheche
oder wie in unserm Fall ein norddeutscher
und ein süddeutscher Student ist, dann
hängt's vom Autolcnker ab, was geschieht
und was nicht geschieht. Der also trat
schlichtend, gebieterisch zwischen die Strei-
tenden: „Fürs crschte, meine Herrn, will
ich Jhna amal was sag'n. Herr da herin
bin i', verstanden! Wann koa' Ruah'
net geb'n und Eahna net vertrag'n, na'
fahr' i' Überhaupts net und wann S' Eahna
auf 'n Kopf stell'n. Wo will der Herr
hin?"

„Ich muß nach dem Hauptbahnhof, aber
man fix, zum Pasingcr Zuch."

„Und der Herr?"

„Schwabing, Siegfriedstraß'."

„Also, dem Herrn nach 'm Bahnhof
pressiert's. Da fahr' ma z'erscht hin alle
drei; der andere Herr werd sein' Anschluß
in Schwabing no' früah gnua derwischen,
den fahr' i' danach hin, um a paar Markln
billiger dafür. Einverstanden? Oder i'
fahr' gar koan."

„Fahr' zual" kommandierte der baye-
rische Student.

Am Bahnhof fand der Autolenker die
beiden Antipoden in lustiger Unterhaltung.
Nord und Süd verträgt sich ja immer, wenn
nur erst 'mal die einleitenden Zeremonien
überwunden sind w. j.

Mer dies glauben »löchte, sieht Gespenster.
Sein, auch heute hat er schon im fsrnster
Lingrklrmmt den Schiller, bah, beileibe,
Wer rin Spalt für frische Aachtlnft bleibe!
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Als im Walde in Ihrer Nähe..."
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Stubenrauch, Hans
Entstehungsdatum
um 1920
Entstehungsdatum (normiert)
1910 - 1930
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Mann <Motiv>
Junge Frau <Motiv>
Gespräch <Motiv>

Literaturangabe

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Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 153.1920, Nr. 3922, S. 106

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