Die neugierige Prinzessin.
Lines Tages nach dem Mahle saß Prinz Aladar behaglich in
seinem Stuhle. Lr rauchte und hörte seiner jungen Gemahlin zu,
welche wieder einmal in wenig sanften Worten davon sprach, daß
die Männer rauchen müssen und doch nicht sagen können, warum
sie es tun. Der Prinz dachte, er müsse schon wegen des Respekts
vor seiner würde als Prinz und Gatte mehr wissen als ein ge-
wöhnlicher Lhemann und darum ließ er sein Pferd satteln; er
begab sich auf die Reise, um zu erfahren, warum die Männer
eigentlich rauchen. Sein Freund begleitete ihn ein Stück weg vor
das Schloß und als es ans Abschiednehmen kam, steckte sich der
freund eine Zigarre an.
„Das ist sehr günstig, daß Du rauchst, lieber Freund," meinte
der Prinz, „da kann ich ja gleich bei Dir beginnen, warum
rauchst Du?"
„Za, gibt es denn etwas Besseres," antwortete der Freund,
„als nach Tisch zu rauchen? Mein Arzt hat mir sogar gesagt, es
befördere die Verdauung."
„Also schön, wegen der Verdauung," dachte der Prinz, ver-
abschiedete sich von dem Freunde und ritt weiter. Nach einiger
Zeit sah er auf der Landstraße einen alten Mann, der auf einer
Geige spielte und dazu aus seinem kurzen Pfeifchen schmauchte.
Der Prinz hielt an, beschenkte den Musikanten und fragte: „Sag'
doch, Alter, warum rauchst Du?" — „Entschuldigen Sie, guter
Herr, ich habe heute noch nichts gegessen und wenn ich rauche,
dann spüre ich den Hunger weniger." — Über diese Auskunft war
der Prinz sehr erstaunt; denn sie stand in vollkommenem Wider-
spruch zu der Mitteilung seines Freundes. Dieser rauchte, um
besser zu verdauen, der Bettler wieder, um den Hunger nicht zu
fühlen.
Gegen Abend traf der Prinz in dem Hofe ein, wo sein voraus-
geschickter Diener das Nachtquartier für den Prinzen bestellt hatte.
Erfreut, einen so hohen Gast beherbergen zu können, erwartete
der Wirt den Prinzen selbst vor dem Torweg; dort ging er rauchend
auf und ab. Als der Prinz in Sicht kam, warf der Wirt die
Zigarre fort und eilte herbei. Der Prinz wies auf die Zigarre in
der Ecke und fein erstes Wort war: „Sagen Sie, Herr Wirt,
warum haben Sie geraucht?" — „Verzeihung, hoher Herr," ließ
sich der Wirt vernehmen, „ich fürchtete, schläfrig zu werden, und
das Rauchen hat mich schon oft wachgehalten, wenn es nötig war,
den Schlaf zu vertreiben."
Der Prinz bedankte sich und nahm sich vor, auch diese Aus-
kunft nicht zu vergessen.
Am nächsten Tage gegen Abend überschritt er die Grenze
seines Landes und traf bei einem Pascha ein, der für diesen Tag
sein Gastgeber war. Beim Abendessen bewunderte der Prinz den
Pascha, der mit viel Behagen rauchte, und fragte den Pascha,
warum er dies denn tue.
„Dabei denke ich mir sonst wenig", antwortete der Pascha.
„Jetzt aber, da ich bald schlafen gehen werde, dient mir das
Rauchen zur Beruhigung; ich schlafe dann besser."
„Da kann ich ja morgen wieder nach Hause reiten", dachte
der Prinz, „wenn der eine raucht, um besser zu verdauen, der
andere, um keinen Hunger zu fühlen, der dritte wieder, um gut zu
schlafen und der vierte, um den Schlaf zu vertreiben, dann ist das
Rauchen eben nicht zu erklären. Meine Gemahlin wird sich zwar
über mich lustig machen, aber wo; ich tun konnte, das habe ich
getan."
Ziemlich verlegen betrat er am nächsten Tage das Gemach
der Prinzessin. Sie flog freudig an seinen Hals und wollte ihn
küssen, doch der Prinz 'trat erstaunt einen Schritt zurück. — „Ich
glaube gar, Du hast geraucht?" forschte er.
„Ja", gab die Prinzessin verschämt zu. „Meine Sehnsucht
nach Dir war so groß, und um auf andere Gedanken zu kommen,
um mich zu zerstreuen, ließ ich mir eine von Deinen Zigaretten
geben." pold, Schmidt.
Beruhigung.
Mann: „Da haben wir'sl Wegen eines elenden Klaviers
müssen wir die Wohnung räumen!" — Frau: „Na, tröste Dich,
Adam und Eva mußten wegen eines Apfels hinaus."
Hchwgmmerl-Irsgödie.
ks sieht ein Schwamm IM Walde,
Ein sanfter kleiner ssiann,
Den man nach Der Sotanik
Sesahrlos esse» kann.
siechts steht die Schwammeline,
des Schwammes khefrau,
Auch sanft und auch genießbar.
Sie gleicht dem silann genau.
Vach leider, ach! Zur Linken,
Sn purpurrotem Hut,
das schlanke Schwammelinchen,
befällt dem Schwamme gut.
das giftete die Sattin.
Sie fand es unerhört,
daß er, der ftusgefchamte,
frech fröhne fremdem flirt.
der Satte replisierte
silit manchem giftigen Wort,
der Zank ward immer wilder,
Sedieh beinah' >um silord.
da kam jedoch die Säuerin,
die hat mit einem Schwupp
Sebrockt die kheleute
Und tat sie in die Supp'.
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Lines Tages nach dem Mahle saß Prinz Aladar behaglich in
seinem Stuhle. Lr rauchte und hörte seiner jungen Gemahlin zu,
welche wieder einmal in wenig sanften Worten davon sprach, daß
die Männer rauchen müssen und doch nicht sagen können, warum
sie es tun. Der Prinz dachte, er müsse schon wegen des Respekts
vor seiner würde als Prinz und Gatte mehr wissen als ein ge-
wöhnlicher Lhemann und darum ließ er sein Pferd satteln; er
begab sich auf die Reise, um zu erfahren, warum die Männer
eigentlich rauchen. Sein Freund begleitete ihn ein Stück weg vor
das Schloß und als es ans Abschiednehmen kam, steckte sich der
freund eine Zigarre an.
„Das ist sehr günstig, daß Du rauchst, lieber Freund," meinte
der Prinz, „da kann ich ja gleich bei Dir beginnen, warum
rauchst Du?"
„Za, gibt es denn etwas Besseres," antwortete der Freund,
„als nach Tisch zu rauchen? Mein Arzt hat mir sogar gesagt, es
befördere die Verdauung."
„Also schön, wegen der Verdauung," dachte der Prinz, ver-
abschiedete sich von dem Freunde und ritt weiter. Nach einiger
Zeit sah er auf der Landstraße einen alten Mann, der auf einer
Geige spielte und dazu aus seinem kurzen Pfeifchen schmauchte.
Der Prinz hielt an, beschenkte den Musikanten und fragte: „Sag'
doch, Alter, warum rauchst Du?" — „Entschuldigen Sie, guter
Herr, ich habe heute noch nichts gegessen und wenn ich rauche,
dann spüre ich den Hunger weniger." — Über diese Auskunft war
der Prinz sehr erstaunt; denn sie stand in vollkommenem Wider-
spruch zu der Mitteilung seines Freundes. Dieser rauchte, um
besser zu verdauen, der Bettler wieder, um den Hunger nicht zu
fühlen.
Gegen Abend traf der Prinz in dem Hofe ein, wo sein voraus-
geschickter Diener das Nachtquartier für den Prinzen bestellt hatte.
Erfreut, einen so hohen Gast beherbergen zu können, erwartete
der Wirt den Prinzen selbst vor dem Torweg; dort ging er rauchend
auf und ab. Als der Prinz in Sicht kam, warf der Wirt die
Zigarre fort und eilte herbei. Der Prinz wies auf die Zigarre in
der Ecke und fein erstes Wort war: „Sagen Sie, Herr Wirt,
warum haben Sie geraucht?" — „Verzeihung, hoher Herr," ließ
sich der Wirt vernehmen, „ich fürchtete, schläfrig zu werden, und
das Rauchen hat mich schon oft wachgehalten, wenn es nötig war,
den Schlaf zu vertreiben."
Der Prinz bedankte sich und nahm sich vor, auch diese Aus-
kunft nicht zu vergessen.
Am nächsten Tage gegen Abend überschritt er die Grenze
seines Landes und traf bei einem Pascha ein, der für diesen Tag
sein Gastgeber war. Beim Abendessen bewunderte der Prinz den
Pascha, der mit viel Behagen rauchte, und fragte den Pascha,
warum er dies denn tue.
„Dabei denke ich mir sonst wenig", antwortete der Pascha.
„Jetzt aber, da ich bald schlafen gehen werde, dient mir das
Rauchen zur Beruhigung; ich schlafe dann besser."
„Da kann ich ja morgen wieder nach Hause reiten", dachte
der Prinz, „wenn der eine raucht, um besser zu verdauen, der
andere, um keinen Hunger zu fühlen, der dritte wieder, um gut zu
schlafen und der vierte, um den Schlaf zu vertreiben, dann ist das
Rauchen eben nicht zu erklären. Meine Gemahlin wird sich zwar
über mich lustig machen, aber wo; ich tun konnte, das habe ich
getan."
Ziemlich verlegen betrat er am nächsten Tage das Gemach
der Prinzessin. Sie flog freudig an seinen Hals und wollte ihn
küssen, doch der Prinz 'trat erstaunt einen Schritt zurück. — „Ich
glaube gar, Du hast geraucht?" forschte er.
„Ja", gab die Prinzessin verschämt zu. „Meine Sehnsucht
nach Dir war so groß, und um auf andere Gedanken zu kommen,
um mich zu zerstreuen, ließ ich mir eine von Deinen Zigaretten
geben." pold, Schmidt.
Beruhigung.
Mann: „Da haben wir'sl Wegen eines elenden Klaviers
müssen wir die Wohnung räumen!" — Frau: „Na, tröste Dich,
Adam und Eva mußten wegen eines Apfels hinaus."
Hchwgmmerl-Irsgödie.
ks sieht ein Schwamm IM Walde,
Ein sanfter kleiner ssiann,
Den man nach Der Sotanik
Sesahrlos esse» kann.
siechts steht die Schwammeline,
des Schwammes khefrau,
Auch sanft und auch genießbar.
Sie gleicht dem silann genau.
Vach leider, ach! Zur Linken,
Sn purpurrotem Hut,
das schlanke Schwammelinchen,
befällt dem Schwamme gut.
das giftete die Sattin.
Sie fand es unerhört,
daß er, der ftusgefchamte,
frech fröhne fremdem flirt.
der Satte replisierte
silit manchem giftigen Wort,
der Zank ward immer wilder,
Sedieh beinah' >um silord.
da kam jedoch die Säuerin,
die hat mit einem Schwupp
Sebrockt die kheleute
Und tat sie in die Supp'.
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Schwammerl-Tragödie"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1920
Entstehungsdatum (normiert)
1910 - 1930
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 153.1920, Nr. 3930, S. 166
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg