Haustheater.
(Gegenstück zur „I-ylle" in Nr. 3946.)
Wer stört öes Hauses friedensfrohe Stille?
Gibt's Nord unö Einbruch, Revolution?
Kommandorufe hör' ich, hastig-schrille,
Der Hund raüaut, die Katze flitzt davon.
Ich eil' ins Zimmer, draus der Gattin Stimme
So hilfeheischend wilüverzweifelt klingt.
Ich seh', wie sie mit zielbewußtem Grimme
2n eines Schrankes tiefste Tiefen dringt.
Die dicke Köchin, was Geheimes suchend,
Kroch unters Bett — nur halb — nun steckt
sie fest,
Kann nimmer vor, zurück noch, rüttelt fluchend.
Ich muß erst seh'n, was sich da machen läßt.
Das Zimmermädchen hat den Kleiderkasten,
Papierkorb, Teppich dreimal umgekehrt.
Ich seh', wie sie in wild-nervösem Hasten
Blit kühnem Griffe in den Waschkorb fährt.
Das kommt davon — und wird sich nimmer
bessern.
Bis das geschieht, was längst ich angeregt:
Bis alle Schlüssel zu der Wohnung Schlössern
Die Frau an einem Nasenringe trägt.
®. 0.
Wiegenlied.
Schlaf', Kindlein, schlaf' l
Das Leben ist 'ne Straf'.
Weißt du, daß du 'ne Schuldenlast
Bon sechzigtausend Markeln hast?
Daß Menschen sind, die Luft und Licht
Und Wärme, Milch dir gönnen nicht?
Schlaf', Kinülein, schlaf' l
Denk' dran! Dann wirst du brav l
Das M n d ch c n für A l l c s.
„Heizen Tie doch nicht so unvernünftig viel
ein. Sie müssen sich doch auch etwas nach der
Temperatur draußen richten." „Ja nee
is denn draußen voch 'ne Tenrheratnr?"
Das neue Gesetz.
Lin neues Gesetz ist jüngst erschienen —
Da gab es viele Zweifelmienen:
Bollzugsvorschriften gab man drauf —
Es wuchs dadurch der Zweifler Häuf:
Nun hat ein Fachmann es erklärt
Und all' die Zweifel noch vermehrt;
Dann kam ein Kommentar heraus —
Jetzt kennt sich keine Katz' mehr aus!
<V.L. W.
Kinder»!» »d.
Karlchen hört, daß infolge der Zeiten Ungunst unserem zoolo-
gischen Gartest die Auslösung droht. „Mutti," bittet der Kleine,
„zeige mir noch einmal den Elefanten, ehe er aufgelöst wird."
A it s c i n e »i !)> o m a ».
... Die Frau Apotheker verfiel in ein minutenlanges Schwcigdn,
dann sank sie, von der furchtbaren Anstrengung ermattet, hinten-
über auf das Sofa.
Unverzagt.
No' alleweil, wenn'« g'regn't hat.
Hat d' Sunna wieder g'lacht;
No' alleweil iö's Tag word'n,
Aa' nach der längsten Nacht.
Und nach dem strengsten Winter Drum, Michel, blas' net Trüabsal
Js'o wieder Summer word'n. Und geht's aa' kreuz und quer;
Und wenn s' lang gnua hab'n Äriag g'fnhrt. Denn jed's Ding hat zwoa Seiten
Hab'n s' wieder Frieden g'schwor'n. Und oft oano hat no' mehr.
Und is dei' Häusl abbrennt.
So bau' an anders auf-
Und io der Dachftuhl firti'.
So setz' a Baamerl drauf.
Und stell' aufs Postament!
An heil'gen Florian!
Und bet': Schon' unser Häusl
Und zünd' an anders an!
Eberl.
/T 5T/4 HL
133
(Gegenstück zur „I-ylle" in Nr. 3946.)
Wer stört öes Hauses friedensfrohe Stille?
Gibt's Nord unö Einbruch, Revolution?
Kommandorufe hör' ich, hastig-schrille,
Der Hund raüaut, die Katze flitzt davon.
Ich eil' ins Zimmer, draus der Gattin Stimme
So hilfeheischend wilüverzweifelt klingt.
Ich seh', wie sie mit zielbewußtem Grimme
2n eines Schrankes tiefste Tiefen dringt.
Die dicke Köchin, was Geheimes suchend,
Kroch unters Bett — nur halb — nun steckt
sie fest,
Kann nimmer vor, zurück noch, rüttelt fluchend.
Ich muß erst seh'n, was sich da machen läßt.
Das Zimmermädchen hat den Kleiderkasten,
Papierkorb, Teppich dreimal umgekehrt.
Ich seh', wie sie in wild-nervösem Hasten
Blit kühnem Griffe in den Waschkorb fährt.
Das kommt davon — und wird sich nimmer
bessern.
Bis das geschieht, was längst ich angeregt:
Bis alle Schlüssel zu der Wohnung Schlössern
Die Frau an einem Nasenringe trägt.
®. 0.
Wiegenlied.
Schlaf', Kindlein, schlaf' l
Das Leben ist 'ne Straf'.
Weißt du, daß du 'ne Schuldenlast
Bon sechzigtausend Markeln hast?
Daß Menschen sind, die Luft und Licht
Und Wärme, Milch dir gönnen nicht?
Schlaf', Kinülein, schlaf' l
Denk' dran! Dann wirst du brav l
Das M n d ch c n für A l l c s.
„Heizen Tie doch nicht so unvernünftig viel
ein. Sie müssen sich doch auch etwas nach der
Temperatur draußen richten." „Ja nee
is denn draußen voch 'ne Tenrheratnr?"
Das neue Gesetz.
Lin neues Gesetz ist jüngst erschienen —
Da gab es viele Zweifelmienen:
Bollzugsvorschriften gab man drauf —
Es wuchs dadurch der Zweifler Häuf:
Nun hat ein Fachmann es erklärt
Und all' die Zweifel noch vermehrt;
Dann kam ein Kommentar heraus —
Jetzt kennt sich keine Katz' mehr aus!
<V.L. W.
Kinder»!» »d.
Karlchen hört, daß infolge der Zeiten Ungunst unserem zoolo-
gischen Gartest die Auslösung droht. „Mutti," bittet der Kleine,
„zeige mir noch einmal den Elefanten, ehe er aufgelöst wird."
A it s c i n e »i !)> o m a ».
... Die Frau Apotheker verfiel in ein minutenlanges Schwcigdn,
dann sank sie, von der furchtbaren Anstrengung ermattet, hinten-
über auf das Sofa.
Unverzagt.
No' alleweil, wenn'« g'regn't hat.
Hat d' Sunna wieder g'lacht;
No' alleweil iö's Tag word'n,
Aa' nach der längsten Nacht.
Und nach dem strengsten Winter Drum, Michel, blas' net Trüabsal
Js'o wieder Summer word'n. Und geht's aa' kreuz und quer;
Und wenn s' lang gnua hab'n Äriag g'fnhrt. Denn jed's Ding hat zwoa Seiten
Hab'n s' wieder Frieden g'schwor'n. Und oft oano hat no' mehr.
Und is dei' Häusl abbrennt.
So bau' an anders auf-
Und io der Dachftuhl firti'.
So setz' a Baamerl drauf.
Und stell' aufs Postament!
An heil'gen Florian!
Und bet': Schon' unser Häusl
Und zünd' an anders an!
Eberl.
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Es war einmal" Ohne Titel
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1921
Entstehungsdatum (normiert)
1916 - 1926
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 154.1921, Nr. 3952, S. 133
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg