Idylle.
(5» nebenstehtnden, Bild.)
Zwölf Uhr war's und hungrig eilte
Ich zum Mittagessen heim.
Da begegnet einem Rat ich
Und der Rat, der war geheim.
Und er zeigte nach dem Stadtturm,
wo vier Wetterfahnen sreh'n,
Südwärts schauten drei; doch eine
wollt' sich nicht nach Süden dreh'n.
Wohl plädierte für den Nordwind
Selbst des Turmes Wetterhahn;
Doch auch solche Stimmenmehrheit
Focht die vierte gar nicht an.
Und das „ob" und „wie" ergründend
Standen lange wir am Ort
Und das „ob" und „wie" ergründend
Schritten wir dann langsam fort.
Und das „ob" und „wie" ergründend
Blieben wir noch einmal steh'n.
Bis mein grimmer Hunger endlich
Mich gezwungen hcimzugeh'n.
Ob es fand noch der Geheimrat,
weiß ich nicht; doch immerhin
weiß ich nun, daß ich im Städtchen
Nicht der einzige Denker bin.
©. Max.
Unverfroren.
In einer hochalpinen Hütte reißt ein Tourist
verzweifelt an einem Kalbsschnitzl herum. „Hat
sich was von Kalb," murrt er endlich, „von
einer alten Kuh ist das!" — „Naa, naa, lieber
Herr," versichert da der Hüttenwirt, „wia's da
Sepp drunt'n mitg'nomma hat, war's ganz
g'wiß no' a Kalbfleisch. Aba bedenken S' nur
den malafizisch wcit'n Weg da herauf!"
So geht's.
Wer zu viel Rücksicht übt, der Mann
Wird selten allzuviel erreichen:
Am meisten rempelt jener an,
Der stets bemüht ist, auszuweichen.
ffl. S. W.
Vom Licht.
Nur Kerzen gab's vor vielen Jahren,
Die oft ein kleiner Leuchter trug.
Und wie wir auch beschäftigt waren,
Ls war uns immer hell genug. —
Elektrisch sind wir jetzt belichtet,
Durch Gas, Petrol und anderes mehr,
Doch oft wird Lies nur hell gesichtet;
Es ist recht dunkel rings umher.
Alb. Roüeri'ch
Unfinnfpruch.
Das ist so paradox nicht, wie man wohl denkt —
Wann ein Nachtwächter einen Tagedieb fängt. 9( 9;
Im Warenhaus. Herr: „Wie hoch muß ich fahren? Ich will einen Zylinder
und Strümpfe!" — Liftführer: „Zum Anziehen oder znm Brennen?"
Versprechen. Kurt: „Ach, Vater, schenke mir doch znm Geburtstag eine Trom-
mel!" — Vater: „Gibt's nicht, ich kann den Lärm nicht hören!" — Kurt: „Ach, bitte,
Vater, ich tromm'le auch nur, wenn Du schläfst!"
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(5» nebenstehtnden, Bild.)
Zwölf Uhr war's und hungrig eilte
Ich zum Mittagessen heim.
Da begegnet einem Rat ich
Und der Rat, der war geheim.
Und er zeigte nach dem Stadtturm,
wo vier Wetterfahnen sreh'n,
Südwärts schauten drei; doch eine
wollt' sich nicht nach Süden dreh'n.
Wohl plädierte für den Nordwind
Selbst des Turmes Wetterhahn;
Doch auch solche Stimmenmehrheit
Focht die vierte gar nicht an.
Und das „ob" und „wie" ergründend
Standen lange wir am Ort
Und das „ob" und „wie" ergründend
Schritten wir dann langsam fort.
Und das „ob" und „wie" ergründend
Blieben wir noch einmal steh'n.
Bis mein grimmer Hunger endlich
Mich gezwungen hcimzugeh'n.
Ob es fand noch der Geheimrat,
weiß ich nicht; doch immerhin
weiß ich nun, daß ich im Städtchen
Nicht der einzige Denker bin.
©. Max.
Unverfroren.
In einer hochalpinen Hütte reißt ein Tourist
verzweifelt an einem Kalbsschnitzl herum. „Hat
sich was von Kalb," murrt er endlich, „von
einer alten Kuh ist das!" — „Naa, naa, lieber
Herr," versichert da der Hüttenwirt, „wia's da
Sepp drunt'n mitg'nomma hat, war's ganz
g'wiß no' a Kalbfleisch. Aba bedenken S' nur
den malafizisch wcit'n Weg da herauf!"
So geht's.
Wer zu viel Rücksicht übt, der Mann
Wird selten allzuviel erreichen:
Am meisten rempelt jener an,
Der stets bemüht ist, auszuweichen.
ffl. S. W.
Vom Licht.
Nur Kerzen gab's vor vielen Jahren,
Die oft ein kleiner Leuchter trug.
Und wie wir auch beschäftigt waren,
Ls war uns immer hell genug. —
Elektrisch sind wir jetzt belichtet,
Durch Gas, Petrol und anderes mehr,
Doch oft wird Lies nur hell gesichtet;
Es ist recht dunkel rings umher.
Alb. Roüeri'ch
Unfinnfpruch.
Das ist so paradox nicht, wie man wohl denkt —
Wann ein Nachtwächter einen Tagedieb fängt. 9( 9;
Im Warenhaus. Herr: „Wie hoch muß ich fahren? Ich will einen Zylinder
und Strümpfe!" — Liftführer: „Zum Anziehen oder znm Brennen?"
Versprechen. Kurt: „Ach, Vater, schenke mir doch znm Geburtstag eine Trom-
mel!" — Vater: „Gibt's nicht, ich kann den Lärm nicht hören!" — Kurt: „Ach, bitte,
Vater, ich tromm'le auch nur, wenn Du schläfst!"
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Idylle"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsdatum (normiert)
1920 - 1920
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 154.1921, Nr. 3961, S. 205
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg