Fliegende Blätter (158.1923 (Nr. 4040-4065))

lantippc.

Drs loDes wartet Sotratfs
beruhig in Der Zelle;

Da stürmt Ser Schüler jange Schar
Vati Eifer durch Sie Schwelle.

Unö krltoa flüstert: .Meister, steil!

Die wächler stnü bestachen!

Die flucht ist frei, mit Deinem Weib
Jfl weg unS Ziel besprochen."

Darum.

Ein leises Lächeln übersieht
Des weisen welke Lippe:

„stab'Dank! Dach lieber iaDenloö,
Als nochmals ju Lantippe!"

CO. StrmpHngrr.

„Meine Schwiegermutter ist ein Juwel." — „Darum wird sic wohl so ost von Dir verseht."

Wer ist der Schuldige'?

Ein Herr mit einer verdächtig roten Nase läßt sich im Barbicrladen rasieren. Der Bar-
bier ist gleichfalls kein Freund vom Wasser: bei ihm hat sich's aber nicht auf die Nase, sondern
auf die Hände geworfen: der Mann hat nämlich einen gehörigen Tatterich. Es dauert auch
nicht lange, und dem Herrn rinnt das Blut tropfenweise von der Backe herunter. „Sehen Sic
wohl!" — rust der Herr ärgerlich: — „das kommt von dem verdammten Saufen!" — „Frei-
lich, freilich," erwidert der Barbier eilfertig, „da» macht immer die Haut so spröde".

Go war er.

Unser freund Lori, der Zahnarzt — Gott Hab' ihn selig — jetzt ist er da. wo keinem
mehr ein Zahn weh tut. wie man sagt. Also kann er ganz gewiß ansruhen von seinen:

arbeitsreichen Leben. Aber er wird sor-
gen dafür, daß cs da droben luftig zu-
geht; ja. daß die Sterne wackeln vor
Lachen über dieses „Viech". Dieses Wort
ist südlich der Mainlinie kein Schimpf-
wort, sondern eine Auszeichnung höch-
sten Lobes, Was man darunter versteht,
werden wir ja gleich sehen.

Einmal mußte Lori nach Berlin
hinaus und benutzte die Gelegenheit,
eine Familie zu besuchen, die ihn in der
Somnrcrfrischc kennen gelernt und herz-
lich eingcladen hatte, sic doch aufzu-
suchen, wenn ihn sein Weg mal in die
Nähe führen würde. Lori mußte in:
Salon etwas warten. Als die Dame
des bfauscs erschien, überreichte er ihr
feierlich einen schönen Blumenstock. Die
Beschenkte war hocherfreut. — „Bein,
wie lieb und aufmerksam . . . und ge-
rade meine Licblingsblunicn .'.." Und
man holte eine extrafeine Flasche aus
den: Keller. Ulan war recht vergnügt
und trank auf frohes Wiedersehen in
den Bergen usw. Beim Abschied sagte
Lori trocken, nun könnten sic ja de»
Blumenstock wieder auf die Krippe in:
Salon stellen, wo c r ihn gcnominc»
habe, der hätte nun seinen Zweck er-
füllt.

Liner seiner Freunde hatte plötzlich
gemerkt, es sei Zeit zun: lsciratcn, und
klagte Lori seine Ungeschicklichkeit und
gänzlichen Mangel an geeigneten Da-
mcnbckanntschaftcn. Da habe cr's doch
viel besser. Lr lerne in seiner Praxis
viele nette junge Damen kennen; — ob
er ihn: denn keine wüßte, die für ihn
passe. Lr könne ihn ja unauffällig mit
der für ihn Auserwähltcn zur gleichen
Stunde in die Sprechstunde bestellen, da
wolle er dann ein Gespräch anknüpfen
und dann sehe er schon, ob sie ihm ge-
fällt oder nicht. „Ja. gern," sagte Lori
„das will ich schon machen. Komm'
nur am an: a„> nächsten Don-

nerstag nachmittag um «> Uhr!" Als
der Freund, frisch gewaschen und ge-
bügelt. die «iiir zum Wartezimmer 8ff
»etc. sah er aus den Stühlen an der
Kunde ein halbes Dutzend triefäugiger
alter lvciber sitzen, die Lori aus dem
nächsten Aitweiberspital. dessen Leiterin
er kannte, herbestellt hatte. Bis sich
der Freund von seiner Überraschung
erholt hatte, hatte er die ganze Ge-
sellschaft schon in: lvartczimmcr ein-
gesperrt und war verschwunden. Lrst
nach einer halben Stunde öffnete er und
fragte: „Na. hast Du Dir die Schönste
rausg'sucht?" ^