Der Schermaussepp.
Ina bat er was- anders g'lernt und nia was anders könna
als Schermausfanga. Nach der Vererbungstheorie hab'n sowohl
sei' Vater wia sei' Großvater scho' Schermaus' g'fangt. So is's
aa' beim Sepp im Bluat g'steckt. Und wenn 's bei dö Manöver
g'hoaß'n bat: „Raus aus dö Aartoffel!" so war der Sepp g'wiß
der letzte, der allerletzte, der 'rausganga is. Natürli' is er ei'g'spcrrt
wor'n, aber — er hat sei' Schermaus g'habt. — Zu a'm rechts-
kundig'« Büargermoaster hält' ma'n wohl net braucha könna. Dumm
aber war der Sepp net — naa, dös war er net! Denn wia s'
während 'm Weltkriag zehn Mark und mehr für a Schermaussell
’fiot’n hab'n, damit dö Damen an molligen pelzmant'l hab'n trag'n
könna, da hat der Sepp sein' Beruf strahlenförmig betrieb'«, so,
was man sagt, en gros und is a reicher Mann wor'n. — Dabei
Adle h ii u ii g.
is's aber net blieb'n. Die Behörd'n hab'n auf oanial entdeckt, daß
die Landwirtschaft ohne Schermaus' gar net existier'» ko', und hab'n
eahm 's Handwerk g'legt. Zur Straf' für seine Lreveltaten is der
guate Mo' heut' wieder arm und hat a bös's !vei'. Alle Tag' stiagt
eahm a pantoff'l an 'n Aopf, bald rechts und bald links. Und
wenn sie aa' selber an Schermauspelz im Versatzamt hat, so sind't
s' doch koan G'schmack an den Tierl'n, wenn s' der Sepp aa' no'
so fei' und knusp'rig 'rausbrat't. — Gamal übers andermal sagt
s': „Lump, arbat was!"
Der Sepp b'sinnt fi' öfter, er woaß aber net, was. An Arbat
mit Pick'I und Schauf'l, moant er, legt st' auf d' Brust, „y bin
zu nix mehr nutz!" schreit er, nimmt an Strick und geht in 'n
Wald. — Drinn suacht er lang, bis er den richtig'« Ast find't, der
zu sei'm letzt'» Unternehmen taugt. —
Da aber rührt st' a vernehmliche Stimm'
in seiner Brust. Ts is sei' G'wiss'n.
„Sepp!" sagt's, „willst denn wirkli' so
was toa?" — „Frei!!'!" antwort't der
Sepp. Und jetzt entwick'lt st' zwischen
eahm und sei'm G'wiss'n a heftiger
kvortwechsel, der an' neugierig'« Raben
hcrlockt. Der Rab' kommt all'weil näher.
Und wia er dö Schling' um sein' Hals
leg'n will (der Sepp, net der Rab'),
schreit der laut: „Naa, naa!" (Der
Rab', net der Sepp). — Glci' drauf
kommt no' an and'rer daherg'fludcrt
und setzt si' aa' ganz nah zum Sepp.
Der aber benimmt si' ganz rabiat (der
Rab', net der Sepp), und schreit: „No'
net! No' net!" — Der erste sitzt rechts,
der zwoate sitzt links und alle zwoa
san s' so zuatrauli', daß der Sepp fragt:
„Gs seids g'wiß Schermaus' g'we'n?
Seit wann san cnk denn Flüg'l und
Schwänz' g'wachs'n?" - Lr packt den
oan' und packt den andern, steckt s' unter
sei' Iopp'n und knöpf'lt zua. An sei'
vorhab'n denkt er gar nimmer, nur
bloß, wia er si' jetzt mit seine Scher-
mausvögel furtbringa ko'. Ganz lebcns-
lusti' steigt er vom Ast und geht hoam.
„Was willst denn mit dö zwoa
Viecher?" schreit sei' 2lltc und langt
scho' 'nunter zum Pantoff'l. — „Halt!"
sagt der Sepp, „lass' 's gnat sei', dös
san meine freund'. Pass' auf Deine
Aug'n auf!" Die Rab'n schaug'n grimmig
und der pantoff'l bleibt lieg'n.
Die ander' Woch' is d' Zakobidult.
— Der Sepp baut auf'ni Marktplatz
um 'ran Baam 'rum a windige Bud'n
und mit 'ram alt'n Zylinder am Aopf
steht er davor und schreit martialisch:
„Hereinspaziert, Gs Herrschaft'»! —
Schaugt's net lang! Scher— Scher—
Schermausrab'n l Wunder der Gelehr-
samkeit! Ganer rcd't französisch, der
ander' englisch. Das muß man gesehen
„Haben Sie nicht den Eindruck, Herr Rittmeister, daß die Reiter von heutzutage sehr
schlecht zu Pferd sitzen?" - „Ganz meine Meinung, Gnädige; ich finde, sie passen aufs Pferd
wie ein Monokel aufs Hühnerauge."
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Ina bat er was- anders g'lernt und nia was anders könna
als Schermausfanga. Nach der Vererbungstheorie hab'n sowohl
sei' Vater wia sei' Großvater scho' Schermaus' g'fangt. So is's
aa' beim Sepp im Bluat g'steckt. Und wenn 's bei dö Manöver
g'hoaß'n bat: „Raus aus dö Aartoffel!" so war der Sepp g'wiß
der letzte, der allerletzte, der 'rausganga is. Natürli' is er ei'g'spcrrt
wor'n, aber — er hat sei' Schermaus g'habt. — Zu a'm rechts-
kundig'« Büargermoaster hält' ma'n wohl net braucha könna. Dumm
aber war der Sepp net — naa, dös war er net! Denn wia s'
während 'm Weltkriag zehn Mark und mehr für a Schermaussell
’fiot’n hab'n, damit dö Damen an molligen pelzmant'l hab'n trag'n
könna, da hat der Sepp sein' Beruf strahlenförmig betrieb'«, so,
was man sagt, en gros und is a reicher Mann wor'n. — Dabei
Adle h ii u ii g.
is's aber net blieb'n. Die Behörd'n hab'n auf oanial entdeckt, daß
die Landwirtschaft ohne Schermaus' gar net existier'» ko', und hab'n
eahm 's Handwerk g'legt. Zur Straf' für seine Lreveltaten is der
guate Mo' heut' wieder arm und hat a bös's !vei'. Alle Tag' stiagt
eahm a pantoff'l an 'n Aopf, bald rechts und bald links. Und
wenn sie aa' selber an Schermauspelz im Versatzamt hat, so sind't
s' doch koan G'schmack an den Tierl'n, wenn s' der Sepp aa' no'
so fei' und knusp'rig 'rausbrat't. — Gamal übers andermal sagt
s': „Lump, arbat was!"
Der Sepp b'sinnt fi' öfter, er woaß aber net, was. An Arbat
mit Pick'I und Schauf'l, moant er, legt st' auf d' Brust, „y bin
zu nix mehr nutz!" schreit er, nimmt an Strick und geht in 'n
Wald. — Drinn suacht er lang, bis er den richtig'« Ast find't, der
zu sei'm letzt'» Unternehmen taugt. —
Da aber rührt st' a vernehmliche Stimm'
in seiner Brust. Ts is sei' G'wiss'n.
„Sepp!" sagt's, „willst denn wirkli' so
was toa?" — „Frei!!'!" antwort't der
Sepp. Und jetzt entwick'lt st' zwischen
eahm und sei'm G'wiss'n a heftiger
kvortwechsel, der an' neugierig'« Raben
hcrlockt. Der Rab' kommt all'weil näher.
Und wia er dö Schling' um sein' Hals
leg'n will (der Sepp, net der Rab'),
schreit der laut: „Naa, naa!" (Der
Rab', net der Sepp). — Glci' drauf
kommt no' an and'rer daherg'fludcrt
und setzt si' aa' ganz nah zum Sepp.
Der aber benimmt si' ganz rabiat (der
Rab', net der Sepp), und schreit: „No'
net! No' net!" — Der erste sitzt rechts,
der zwoate sitzt links und alle zwoa
san s' so zuatrauli', daß der Sepp fragt:
„Gs seids g'wiß Schermaus' g'we'n?
Seit wann san cnk denn Flüg'l und
Schwänz' g'wachs'n?" - Lr packt den
oan' und packt den andern, steckt s' unter
sei' Iopp'n und knöpf'lt zua. An sei'
vorhab'n denkt er gar nimmer, nur
bloß, wia er si' jetzt mit seine Scher-
mausvögel furtbringa ko'. Ganz lebcns-
lusti' steigt er vom Ast und geht hoam.
„Was willst denn mit dö zwoa
Viecher?" schreit sei' 2lltc und langt
scho' 'nunter zum Pantoff'l. — „Halt!"
sagt der Sepp, „lass' 's gnat sei', dös
san meine freund'. Pass' auf Deine
Aug'n auf!" Die Rab'n schaug'n grimmig
und der pantoff'l bleibt lieg'n.
Die ander' Woch' is d' Zakobidult.
— Der Sepp baut auf'ni Marktplatz
um 'ran Baam 'rum a windige Bud'n
und mit 'ram alt'n Zylinder am Aopf
steht er davor und schreit martialisch:
„Hereinspaziert, Gs Herrschaft'»! —
Schaugt's net lang! Scher— Scher—
Schermausrab'n l Wunder der Gelehr-
samkeit! Ganer rcd't französisch, der
ander' englisch. Das muß man gesehen
„Haben Sie nicht den Eindruck, Herr Rittmeister, daß die Reiter von heutzutage sehr
schlecht zu Pferd sitzen?" - „Ganz meine Meinung, Gnädige; ich finde, sie passen aufs Pferd
wie ein Monokel aufs Hühnerauge."
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Ablehnung"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1923
Entstehungsdatum (normiert)
1918 - 1928
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 159.1923, Nr. 4069, S. 30
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg