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Stabt, die freilich immer mehr ein Tummelplatz ber hungrigen kleinen
kjofräte geworben war, unb jetzt, wo ihm sogar bie Primat pannovcr
ben Aufenthalt, freilich mit gehörigen Einschränkungen, in ihrem
Lanbe gewährte unb ihn enblich eigner perb wärmte, jetzt staub er
wieber auf ber kalten, einsamen Lanbstraßc, bie sich grau ins Enblose
behnte, unb kein Lanbsknechtlieb wollte mehr klingen. Unb trübe
hing ber Pimmel über Deutfchlanb. Die Saat, bie sie gläubig gesät,
mar nicht aufgegangen, bas schwarz-rot-golbene 25a,ib, bas sie um-
schlungen, lag zerrissen am Loben. Das Reich sollte ein Dom sein,
Gesterreich unb Preußen bie ragenben Türme über ben Türmchen
unb Wimpergen ber kleineren Staaten, hatte Uhlanb in ber Pauls-
kirche fröhlich prophezeit, Tin preußischer pelmablcr brohic statt
bessen über bem Lanbe unb statt ber Fialen unb Krabben blitzten
bie Kettenschuxpen, bie ber Genbarm stramm unter bem bärtigen
Kinn festbanb. La liberte s’en va, les rois restent!

Dunkle Welt! Doch hatte nicht )ean Paul von bem Immergrün
unsrer Gefühle geschrieben? Ach, er wußte vom verschießen mensch-
licher Gefühle zu sagen, unb was einst für ihn grünte, war jetzt ver
jchosien, bleich unb aschgrau geworben, war's nicht, als ob er alles,
was ein Menschenleben Süßes unb Litteres, Löfes unb Gutes Hai-

selbst burchleben solle? — Der winb warf knatternb bie grauen
Leinengarbincn hoch. Sonne rang mit blauschwarzcn Wolken. Ruch
junger Saat strich bctörcnb herein. Er bog sich weit über bas kunst-
volle Eisengitter bcs ehemaligen Sommersaalcs ber Torveyer Abte.
Unten fuhren bie Kinber eine alte Strohpuppe, mit Lappen unb
Flicken behängen, über bie roten Sollingplatten bes Weges. Sein
Junge voran, ber Kleine bes Kammerrats in blauer Kittelschürze
hinterher, beibe weibcnkätzchcn in ben runben, festen Fäustchen, „wir
wollen ben Winter begraben", ruft s herauf, „tu mit, Vater! Unter
ben Eschen auf bem Pos machen wir eine tiefe Kuhle »nb schaufeln
sie mit Erbe über bem garstigen Winter wieber zu. Unb bann pflan-
zen mir Schneeglöckchen unb Anemonen braus, past Du schon ge
sehen, wie bick sie unter bcincm Fenster blühen?"

Er nickt abwcscnb. Der winb fegt burch seinen grauen Schopf.
Eine frühe Schwalbe wirst sich aufjauchzenb in bie zerrissene» Wellen
von Sonne unb feuchter Wärme unb vom pof her stapft tapfer
sein Lieb ins Dröhnen ber Ulärzlüftc:

Winter, abc! Daß mir bas ljerze lacht.

Scheibe» tut weh. Winter, abe,

Aber bei» Scheiben macht, Scheiben tu! weh.

P r a k t i s ch.

„Aber, Fritz, was machst Tu denn da mit Deiner Suppe?" - .Ja. Mama, wenn Ä.jjjwtct schlch.. pustet er inin
so — und da kann er mir meine heiße Suppe ein bißchen blasen!"
Bildbeschreibung

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Titel/Objekt
"Praktisch"
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Fliegende Blätter
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Aufbewahrungsort/Standort (GND)
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Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Schendel, Otto
Entstehungsdatum
um 1923
Entstehungsdatum (normiert)
1918 - 1928
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

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Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 159.1923, Nr. 4085, S. 156

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