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„Schau, Mutti, der Herr dort har gar keine Haare auf dem Kopf!" — „Still doch, Kind, er kann Dick ja hören!"
— „Weift er denn das nock nicht?"

wolle sie mir entgegenkommend Sie bot mir trotz der überaus
schlechten Geschäftsgänge dreieinhalb Mark.

Da schritt ick zur Rache, d. h. zur Konkurrenz.

Aber die Konkurrenz hatte leider selber g'rad' gnua solchene
Buidln. Oder sagte: „Was wollen S' für'n Rahma? As
Buid schenk' i Eahna!" Oder wunderte sich: „Was? A Rott-
mann soll dös sei'? Gengan S' zua!" Und ein gewisser Let-
tenmaier aus dör Westenriederstrafte schaute mich durchbohrend
an, drehte sich um und brummte: „Buiderschwindler!" Ich er-
widerte sachlich: „Banause!"

Da kehrte er sich wieder, zwinkerte mit dem rechten Auge
und sagte: „Wann i jetzt mei' Torpedopfeiscrl ohsetz' — sehr
billig: a Mark snchzeah! — und lass' ait Schutzmann oh-
schwirren, nachert werden S' ei'g'spirrt!" — Ich warumte. —
„Warum? Soo? Soso, „warum" fragen Sie! Soso !" Herr
Lettenmaier drückte das rechte Auge zu, worauf der Mundwinkel
nach oben ging und nachsah, wo das Auge hingekommen sei.
„Soso . . „warum" ? ?" Und ein dicker Zeigefinger drückte
sich auf der Bildecke fest: „Da steht: Karl Rottmann!" -
„Stimmt." — „Iawoi, Herr! Aber dös stimmt net! Dös
hat der Rottmantz niemals g'schrieben!" — „Das wird der
Rottmann oft geschrieben haben." — „Gib i zua. Aber nöt
auf dös Buid. Die Unterschrift is falsch!" — „Oho! Zwei t,
zwei n — sie ist richtig." — Herr Lettenmaier brüllte: „Aber
net echt!" — „Die Unterschrift ist echt — ich weift nur nicht

von wem — und das Bild ist auch echt!" — „Sosooo — Sie
wissen net von weecm??" — „Nein. Das ist aber doch gleich-
gültig. Ob das der Rottmann selig selber oder Sic oder der
Bibbenplätschner geschrieben hat, das ändert doch nichts an dem
Bild! Es ist ganz das gleiche Kunstwerk, so oder so." — Herr
Lettenmaier zwickte wieder ein Auge zu, als er verachtungsvollst
sagte: „Sie san so a Kunstkenner, Sie! Wissen S' vielleicht
no' net, daft a Schmierfeherl, wo der Lenbach sein Nama drauf-
g'schrieben hat, vui mehr« wert is als as schönste Gemälde von
afi Maler, wo koa professer is? .. Kurz und guat, Herr: Sie
geben zua, daft dös Schundbuidl net von Rottmann is — und is
doch „Rottmann" singniert. Das is eine Fälschung, Herr, eine
glatte Fälschung! Das Bild gehört vernichtet — mit Ausnahm'
vom Rahma — der is drei Mark! wert. Also geben S' mir dös
Ding um drei Mark! oder soll i an Schutzmann pfeifen auf
meiner Torpedo? Wie S' wollen, Herr. Geben Sie's her
oder net?"

Ich weift nicht warum, lieber Leser — doch ich gab es ihm
um die drei Mark. Er war so ein ehrwürdiger Mann.

Gestern sah ich den Rahmen samt Gemälde in der Westen-
riederstrafte ausgestellt. Die falsche Signatur war aber gewissen-
haft entfernt.

Es stand jetzt „Claude Lorrain" an ihrer Stelle.

Claude Lorrain steht böher im Preise als Karl Rottmann
(geb. 1798, gest. 1850).

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Keine Haar auf dem Kopf"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Scharf, Theo
Entstehungsdatum
um 1924
Entstehungsdatum (normiert)
1919 - 1929
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 161.1924, Nr. 4119, S. 298

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Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
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