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f&J Ein,, Hexenmeister" istvon Einwohnern
Niederrheinischen Städtchens Kamp
gestellt worden. Schon lange stand er we-
gen seltsamer Dinge im bösen Ruf,- zum
Ausbruch kam der Volksverdacht, als ein
junges Mädchen in Kamp ohne ersicht-
liche Ursache erkrankte. Ein Arzt wurde nicht befragt — der Bruder
des Mädchens und mit ihm die tapferen Burschen von Kamp
waren überzeugt, daß der Nachbar „Hexenmeister" daran schuld
jei. Die anschließende Lynchdemonstration wurde durch die Poli-
zei gestört. — Nun wurde festgestellt, daß der angebliche Hexen-
meister nicht etwa im Besitz neuer Todesstrahlen, sondern eines
alten, nicht funktionierenden Radio-Apparates war, an dem er
seit Monden unter Ausschluß der Öffentlichkeit herumtüstelte.
Das Mädchen hatte, noch ungewohnt mit dem Gebrauch von

Fetzt ist auch unser liebes München reif für die Weltchronik
geworden und zwar durch Eharly, den Elefanten. Auf der There-
sienwiese hielt ein Zirkus seinen Einzug. Während nun mit Hilfe
der Elefanten die Baustückc an Ort und Stelle getragen wur-
den, stand ein Filmoperateur in der Nähe und kurbelte die Szene.
Eharly sieht kaum den Mann an dem Kurbclkastcn drehen, als
er schon mit zwei Sprüngen dort ist, den erschrockenen Operateur
sanft aber energisch beiseite schiebt und mit dem Rüsselende zu
kurbeln beginnt. Leider hatte der Apparat nicht den stabilen Bau
Charlies und fiel daher um. Leider! Sonst hätte die Welt den
ersten von .Elefantenhand" gedrehten Mm besessen.

/A

RUNDREISE

Sitzen wir zu Haus,
Träumen wir uns gerne
In die weite Ferne.

Sind wir in der Ferne,
Träumen wir uns gerne
Adi! nach Haus!

A. S.

Alan kann es sich nicht vorstellen, man kann es nicht glauben,
nicht fassen,- aber dennoch: Der amerikanische Flieger Russol
I. Maughan hat laut New Yorker Meldung „den Wettkampf
gegen die Sonne gewonnen".Die Sonne startete in Long Is-
land 4 Uhr 7 Min., Maughan nach einem kräftigen Frühstück
4 Uhr 44 Min. Dann ging s in rasendem Tempo quer über den
Kontinent. Das Ziel war San Franzisko. Unterwegs soll sich die
Sonne mehrmals umgesehen haben. Nun ging sie zwar 20 Mm.
früher über Frisko nieder — aber eine einfache Rechnung zeigt,
daß er die Sonne um 17 Min. geschlagen hat. Tausend Kränze
und ein fabelhaftes Souper erwarteten ihn. — Die Sonne hätte
natürlich in den Mond geguckt, wenn sie gesiegt bätte. BrrEn»»»

a ° .

Pater Cyprian

Pater Cyprian stand in dem Gerüche, bei Krankheiten der
Biecher ein mächtiger Helfer zu sein. Aus weitem Umkreis holte»
ihn die Bauern herbei, wenn im Stalle was nicht richtig war,
und Pater Cyprian setzte ein heiliges Gesicht auf, zog aus der
Kutte ein altes abgegriffenes Büchl und las daraus mit dröhnen-
der Stimme einen Segen. Für jede Art Biecher und jede Art
Krankheit hatte er seinen besonderen Segen, der den Bauern
gewaltigen Eindruck machte, weil sic ihn nicht verstanden. Ein-
mal holte ihn die Lettenbäuerin, weil der Teufel in ihren Hühner-
hof gefahren war. Pater Cyprian kam, gute vier Stund' hatte
er zu laufen gehabt. Die Hühner ließen die Köpf' schon bedenk-
lich hängen und die Lettenbäuerin war ganz „dernepst". Der
Pater kratzte sich bedenklich hinterin Ohr, aber er mußte doch
seinen guten Willen zeigen und so legte er halt los mit seinem
Segen Nr.2Z. Auf dem Heimweg hatteer schon ein arg schlechtes
Gewissen. Diesmal ging sei» gut's Renommee zum Teufel, das
war sicher. Aber der Herr hatte Erbarmen mit ihm und gab ihm
einen herrlichen Gedanken ein, den er gleich am nächsten Tag
ausführte. In aller Früh' machte er sich auf die Socken und
stiefelte wieder hinüber die vier geschlagenen Stunden zur Letten-
bäucrin. Die kam ihm schon von der Weiten entgegen, ganz ver-
heult und berichtete: „O mei' Pater Cyprian — nix hat's g'nutzt,
alle san s' hi'wor'n! O mei' schön's Hennavolk!" Der Pater
aber tat den Mund auf und er sprach also: „Ho' mir's scho'
denkt, Lettenbäuerin, daß dös net guat 'nausgeht! Woaßt aber
aa, was schuld is g'wen? Z'haus bin i draufkemma, und da
hat's mi nünmer q'litten dahoam und i bin glei' wieder surt
und her zu Dir, daß i's Dir sag'
und daß i's wieder ei'richken ko',
wann's net eppa scho z'spat waar.
Fa, denk d'r nur, der Herr
hat mich verblendet, ja mit
Blindheit hat er mi' g'schlag'»
gesting, wia-r-i da war. Und
da Hab' i an Ochsenseg'n ver-
wischt — und der is z'stark
g'we'n für d' Henna!"

3bW


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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Lustige Weltchronik" "Pater Cyprian"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Hentrich, Gerhard
Entstehungsdatum
um 1924
Entstehungsdatum (normiert)
1919 - 1929
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 161.1924, Nr. 4121, S. 336

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
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