Der mißverftandene Ausverkaufs^Preis
Aus Mangel an den nötigen Devisen
Tat „Ausverkauf'' man als Devif'
erkiesen.
Es ift derWert, um den Heb alles dreht.
DieNotiftgroßundDallesihrProphet.
An Läden fteht es riefengroß gefchrieben: W®' „Gewiß!" sagt der Kommis, „ich fdineide
„Preisabbau, bis zum Äußersten zwanzig!"
getrieben: Da ruft derBauer: „Zwanzig will nicht ga n z ich.
Hineingetreten! — Schnell! — Die Stunde drängt. Ich möchte gern — Ihr müßt mich recht verfteh'n —
Wer heute kauft, kriegt alles halb gefchenkt!" Nur die geschenkte Hälfte, nämlich zehn..."
Ein Bäuerlein, das Kaufgelüfte lenkten,
Das lieft die Nachricht von dem „Halb-
geschenkten"
Und fordert — nur aus Einfalt, wie ich hoff' —
Im Laden zwanzig Meter Kleiderstoff.
Ri-Ri
Sanskrit.
Von Fritz Mü lier-Partenkirchen.
Die Grenzen waren wieder auf. Italien winkte.
Mar, mein einer Fahrtgenotze, kraute sich am Brenner seinen
Hinterkopf: .Ob wir italienisch drüben sprechen sollen?'
.Oder gar einmal aus unsrem Deutsch besteben?' sagte ich.
Da gab'sFreund Karl einen Riß: .Sagt, wie war es früher,
wenn der Deutsche in die Fremde reiste? In ihren eignen
Zungen habt ibr vor dem Kriege sie begrüßt und ward ver-
höhnt dafür: .Oberkellner sind sie.' Im Kriege habt ihr es mit
Deutsch probiert und wurdet beinah totgeschlagen — ihr könntet
jetzt wahrhaftig wissen, was zu tun ist.'
Zwei Köpfe von den dreien wiegten sich: Sie wußten'S
nicht. .Weißt'ö denn du, Freund Karl?'
Er lackte, wie man lacht im Hofbräuhause nach dem dritten
£iter, diebisch schlau und hochvergnügt: .Ich habe einen plan.'
.Laß hören.'
.Hören? ihn erleben ist viel schöner. Ihr sollt sehen, zünftig
wird es."
Wenn Freund Karl zünftig sagt, so wird es mehr als zünftig.
es wird zerm. Und wenn etwas zerin wird, gibt es eine
Bieckerei. In München Wenigstens. WaS es in Italien geben
würde, stand dahin.
Bei unsrer Ankunft vor der Bahnhofshalle das Geschrei der
Träger und der Kamps um das Gepäck, alles nock wie früher.
Breit und freundlick lackte uns der Sieger, der's an sick ge-
rissen hatte, ins Gefickt: „ In quäl' albergo, Signori, in welchen
Gasthof, bitte?'
.Schmeck s!" (Riech es) sagte Freund Karl.
Der Träger stutzte: „you speak English, don'r you?"
.3 moan scko aa', derbleckte (verspottete) ihn Freund Karl.
»Ab, vous etes Fran<;ais, Monsieur — oder sprechen Sie
deutsch?'
Sieh mal einer an, dackte ick, nun haben sie das dock gelernt.
Jetzt fei'S genug, gab ick Freund Karl einen Rippenstoß, und
damit könnten wir zufrieden sein.
Er war nickt zufrieden. Er erklärte dem Faccinno weiter auf
müncknerisch: .Deiftdividomini, Hamm mir anDursckt harnt!'
(Sorlseyung Sette 412)
dlO
Aus Mangel an den nötigen Devisen
Tat „Ausverkauf'' man als Devif'
erkiesen.
Es ift derWert, um den Heb alles dreht.
DieNotiftgroßundDallesihrProphet.
An Läden fteht es riefengroß gefchrieben: W®' „Gewiß!" sagt der Kommis, „ich fdineide
„Preisabbau, bis zum Äußersten zwanzig!"
getrieben: Da ruft derBauer: „Zwanzig will nicht ga n z ich.
Hineingetreten! — Schnell! — Die Stunde drängt. Ich möchte gern — Ihr müßt mich recht verfteh'n —
Wer heute kauft, kriegt alles halb gefchenkt!" Nur die geschenkte Hälfte, nämlich zehn..."
Ein Bäuerlein, das Kaufgelüfte lenkten,
Das lieft die Nachricht von dem „Halb-
geschenkten"
Und fordert — nur aus Einfalt, wie ich hoff' —
Im Laden zwanzig Meter Kleiderstoff.
Ri-Ri
Sanskrit.
Von Fritz Mü lier-Partenkirchen.
Die Grenzen waren wieder auf. Italien winkte.
Mar, mein einer Fahrtgenotze, kraute sich am Brenner seinen
Hinterkopf: .Ob wir italienisch drüben sprechen sollen?'
.Oder gar einmal aus unsrem Deutsch besteben?' sagte ich.
Da gab'sFreund Karl einen Riß: .Sagt, wie war es früher,
wenn der Deutsche in die Fremde reiste? In ihren eignen
Zungen habt ibr vor dem Kriege sie begrüßt und ward ver-
höhnt dafür: .Oberkellner sind sie.' Im Kriege habt ihr es mit
Deutsch probiert und wurdet beinah totgeschlagen — ihr könntet
jetzt wahrhaftig wissen, was zu tun ist.'
Zwei Köpfe von den dreien wiegten sich: Sie wußten'S
nicht. .Weißt'ö denn du, Freund Karl?'
Er lackte, wie man lacht im Hofbräuhause nach dem dritten
£iter, diebisch schlau und hochvergnügt: .Ich habe einen plan.'
.Laß hören.'
.Hören? ihn erleben ist viel schöner. Ihr sollt sehen, zünftig
wird es."
Wenn Freund Karl zünftig sagt, so wird es mehr als zünftig.
es wird zerm. Und wenn etwas zerin wird, gibt es eine
Bieckerei. In München Wenigstens. WaS es in Italien geben
würde, stand dahin.
Bei unsrer Ankunft vor der Bahnhofshalle das Geschrei der
Träger und der Kamps um das Gepäck, alles nock wie früher.
Breit und freundlick lackte uns der Sieger, der's an sick ge-
rissen hatte, ins Gefickt: „ In quäl' albergo, Signori, in welchen
Gasthof, bitte?'
.Schmeck s!" (Riech es) sagte Freund Karl.
Der Träger stutzte: „you speak English, don'r you?"
.3 moan scko aa', derbleckte (verspottete) ihn Freund Karl.
»Ab, vous etes Fran<;ais, Monsieur — oder sprechen Sie
deutsch?'
Sieh mal einer an, dackte ick, nun haben sie das dock gelernt.
Jetzt fei'S genug, gab ick Freund Karl einen Rippenstoß, und
damit könnten wir zufrieden sein.
Er war nickt zufrieden. Er erklärte dem Faccinno weiter auf
müncknerisch: .Deiftdividomini, Hamm mir anDursckt harnt!'
(Sorlseyung Sette 412)
dlO
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der mißverstandene Ausverkaufs-Preis" "Sanskrit"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsdatum
um 1924
Entstehungsdatum (normiert)
1919 - 1929
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 161.1924, Nr. 4126, S. 410
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg