Der gute Ausweg
Professor H., der Leiter der Anatomie derUnl-
versität, war ein wirklichkeitsferner Gclcbrter,
so recht der zerstreute Professor, vergeßlich und
in praktischen Dingen ein Wundertier von
Ahnungslosigkeit. Eines Tages sollten vier
kleine Tische der Sezicrsäle mit Glas belegt
werden. Der Glasermeister, der die Arbeit
an Ort und Stelle ausführcn mutzte, ließ an-
fragen, wieviel Material er mitbringen mutzte,
und erschien, da man die Quadratmeter ein-
fach addiert hatte, mit einer riesigen Glas-
platte. Erst hier erfuhr er, das, eS ftdh nicht um
eilten großen Tisch handelte, sondern um meh-
rere kleine.
.Das ist aber dumm", meinte der Meister.
.Die große Platte ist doppelt so teuer wie die
vier kleiitcrcn Stücke zusammen. Wenn icb
gewußt hätt', daß Ihnen mit kleineren Glas-
stückcn gedient ist,
hätt' icb docb nicht
die große Scheibe
initgrschleppt. Nun
inuß ich sie wieder
initnehincn und die
kleineren holen."
Da lachte der gute
Professor und sagte:
.Wie umständlich
dock oft Männer der
Praxis sind! Zer-
schneiden Sie
dock einfack die gro-
ße Platte, die so
teuer ist. Dann ha-
ben Sic doch die
vier kleinen, billi-
geren . . ." Ri-Ri
-o
Schließlich wird ))ammrlmann so aufdringlich, daß ihn Vcr Chrf hinauswerfen laszl
'' r
h
?lack einer Weile kommt Hammelmann vurck eine ^ttiteNure wiever Keeein. .Da
hört« vo» aber auf', ruft entrüste, brr Cbef. .Ick^enke. ^ babe 5kne o°rb n 0eu
I.» genug zu verstehen gegeben, baft ick mit ber «irma Sckren, A «Mt}»
tun Kaben will." - .Ja,' rrwivert tzammelmann, .ick komme «a letzt auck für Vic Almut
Voldigel A (Eo., Vi, t» auck vertrete.'
Hammelmann stellt sich als Vertreter der fifrmrt Schrenz A Xruschke vor. Man lehnt ab.
Sic weiß sich zu
helfen
Ein Dienstmäd-
chen tritt zu ihrem
Dienstherrn ins
Zimmer und hält
einen versiegelten
Brief zwischen den
Fingern der einen
Hand, während sic
tritt der anderen ver-
legen ihre Sckürze
zusaminenrollt und
wieder glättet. „Ach,
werter Herr," sagt
sic schüchtern,- .ich
hätte eine recht große
Bitte." — »Nun,
Marie," erwidert der Hausherr freundlich,
.was gibt cS denn?" — »Ja, sehen Sie —
wissen Sic — ich habe — einen Bekannten —
einen so guten Jungen-einen solchen gibt
cS in der ganzen Well nicht wie meinen Hein-
rich." - .Nun und ...." — .Ja, sehen Sie,
er hat mir geschrieben — — — und ich habe
doch dieSchule nicht so weit besucht,daß ich . .."
— .Ich weiß und versiehe schon. Du kannst den
Brief nickt lesen und möchtest gern wissen, waS
Dir Dein Heinrich schreibt. Nun, gib nur her,
ich will ihn Dir vorlcsrn." — »Ja, das ist schon
gut," erwidert daS Mädchen, „aber wissen Sie,
man bat dock seine Geheimnisse, die nicht jeder
zu wissen braucht, und wenn Sir ihn lesen,
so . . . .' — „Za, was ist dabei zu machen?"
— . Ich wüßte schon," stottert Marie noch
schüchterner, „aber ich weiß nicht.... wenn
Sir mir erlaubten, Ihnen Kier mit der Schürze
die Ohren zuzuhalten, und dann den Brief
läsen,- dann köre ich nur allein, waS
mein Heinrich mir schreibt."
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Professor H., der Leiter der Anatomie derUnl-
versität, war ein wirklichkeitsferner Gclcbrter,
so recht der zerstreute Professor, vergeßlich und
in praktischen Dingen ein Wundertier von
Ahnungslosigkeit. Eines Tages sollten vier
kleine Tische der Sezicrsäle mit Glas belegt
werden. Der Glasermeister, der die Arbeit
an Ort und Stelle ausführcn mutzte, ließ an-
fragen, wieviel Material er mitbringen mutzte,
und erschien, da man die Quadratmeter ein-
fach addiert hatte, mit einer riesigen Glas-
platte. Erst hier erfuhr er, das, eS ftdh nicht um
eilten großen Tisch handelte, sondern um meh-
rere kleine.
.Das ist aber dumm", meinte der Meister.
.Die große Platte ist doppelt so teuer wie die
vier kleiitcrcn Stücke zusammen. Wenn icb
gewußt hätt', daß Ihnen mit kleineren Glas-
stückcn gedient ist,
hätt' icb docb nicht
die große Scheibe
initgrschleppt. Nun
inuß ich sie wieder
initnehincn und die
kleineren holen."
Da lachte der gute
Professor und sagte:
.Wie umständlich
dock oft Männer der
Praxis sind! Zer-
schneiden Sie
dock einfack die gro-
ße Platte, die so
teuer ist. Dann ha-
ben Sic doch die
vier kleinen, billi-
geren . . ." Ri-Ri
-o
Schließlich wird ))ammrlmann so aufdringlich, daß ihn Vcr Chrf hinauswerfen laszl
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?lack einer Weile kommt Hammelmann vurck eine ^ttiteNure wiever Keeein. .Da
hört« vo» aber auf', ruft entrüste, brr Cbef. .Ick^enke. ^ babe 5kne o°rb n 0eu
I.» genug zu verstehen gegeben, baft ick mit ber «irma Sckren, A «Mt}»
tun Kaben will." - .Ja,' rrwivert tzammelmann, .ick komme «a letzt auck für Vic Almut
Voldigel A (Eo., Vi, t» auck vertrete.'
Hammelmann stellt sich als Vertreter der fifrmrt Schrenz A Xruschke vor. Man lehnt ab.
Sic weiß sich zu
helfen
Ein Dienstmäd-
chen tritt zu ihrem
Dienstherrn ins
Zimmer und hält
einen versiegelten
Brief zwischen den
Fingern der einen
Hand, während sic
tritt der anderen ver-
legen ihre Sckürze
zusaminenrollt und
wieder glättet. „Ach,
werter Herr," sagt
sic schüchtern,- .ich
hätte eine recht große
Bitte." — »Nun,
Marie," erwidert der Hausherr freundlich,
.was gibt cS denn?" — »Ja, sehen Sie —
wissen Sic — ich habe — einen Bekannten —
einen so guten Jungen-einen solchen gibt
cS in der ganzen Well nicht wie meinen Hein-
rich." - .Nun und ...." — .Ja, sehen Sie,
er hat mir geschrieben — — — und ich habe
doch dieSchule nicht so weit besucht,daß ich . .."
— .Ich weiß und versiehe schon. Du kannst den
Brief nickt lesen und möchtest gern wissen, waS
Dir Dein Heinrich schreibt. Nun, gib nur her,
ich will ihn Dir vorlcsrn." — »Ja, das ist schon
gut," erwidert daS Mädchen, „aber wissen Sie,
man bat dock seine Geheimnisse, die nicht jeder
zu wissen braucht, und wenn Sir ihn lesen,
so . . . .' — „Za, was ist dabei zu machen?"
— . Ich wüßte schon," stottert Marie noch
schüchterner, „aber ich weiß nicht.... wenn
Sir mir erlaubten, Ihnen Kier mit der Schürze
die Ohren zuzuhalten, und dann den Brief
läsen,- dann köre ich nur allein, waS
mein Heinrich mir schreibt."
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Hammelmann"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1924
Entstehungsdatum (normiert)
1919 - 1929
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 161.1924, Nr. 4129, S. 463
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg