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X, ein junger Mann, der wegen eines
geringen Vergehens von der Polizei ge-

sucht wurde, fand zu seiner großen Freude
kurz vor seiner Entdeckung Ausweis-
papiere, die auf den Namen eines ge-
wissen U. lauteten. Als die Polizei kam,
schob er diese Papiere vor und glaubte sich hinter ihnen in bester
Deckung. Aber wehe! Der gewisse U. war ein langgesuchter
Schwerverbrecher. 2n seiner Angst gab X alle Kapitalver-
brechen zu und saß für seinen „Wahlvcrwandten" an die sieben
Monate ab. Aber doppelt wehe! Als die Strafzeit fast herum
ist, wird der richtige 2. gefaßt, der Tatbestand klargelegt unD
X für seine eigenen Delikte zu zwei weiteren Monaten ver-
knackt. Darum, junger Freund, mache der hohen Dbrigkeit nie
eilt U für ein 2C vor!

&

3n Newark sollte der erste Sticrkampf äuf dem Boden der
Vcreiitigten Staaten stattfinden. Bekanntlich ist man für Tiere
iit Amerika sehr zartfühlend, und nur gegen das Versprechen,
daß die Stiere höchstens gekitzelt, nie aber verletzt, geschweige
denn getötet werden dürften, gab die Behörde ihre Einwilli-
gung. Aber iticht genug hiermit: hinterrücks erwirkte der Tier-
schutzverein eilten Haftbefehl gegen die Teilnehmer und Vcr-
anstalter für beit Fall, daß einem Stier eilt Haar gekrümmt
werde. Diese Maßnahme brachte dem Tierschutzverein reichen
Erfolg. Mittel, iin Kampf, als die Situation für die Stiere
bedrohlich wurde, stürzte sich eilt großer Polizeitrupp auf die
Cowboys und Picadores/ einige tausend Zuschauer, meist
Spanier, rucftcit voll Wut und Enttäuschung gegen die Polizei
vor/ die Stiere begaitnen ali dem fröhlichen Raufen auch Freude
zu kriegen und ergriffen Partei für das Publikum — die Polizei
schießt scharf — und am Eitde liegt neben Veit vom Tierschutz-
verein so ängstlich gehüteten Ockslein eine nicht kleine Anzahl
erblicktener Kälitpfcr in der Arena.

ZÄr _ _ r-S-,

Mr. Spleen aus London war eilt brennender Dickens Ver-
ehrer, besuchte alle Dickens-Museen und sammelte Dickens-
Erinncrungen. Zn London machte er eine Reihe zufälliger
Fultdc, die ihn hoch entzückten nnb auf den Gedanken brachten,
auch außerbalb Londons den Spuren Dickens zu folgen. So
wandelte er die Themse aufwärts, immer Den Blick auf den
Boden geheftet, die Ufer des Flusses nach Dickens-Erinnerungen
absuchend. Dabei tat er einen Fehltritt, glitt aus und fiel ins
Wasser. Entgegen anderen Nacbrichtcn kann mitgeteilt werden,
daß er sich auf einem dicken Dickens-Folianten so lange schwim-
mend erhielt, bis ein alter ehrlicher Seemann ihn herauszog
und — beim nächsten Dickens-Museum ablicferte. Bre»sch»-ider
4V


Aneköoten

Der Abbe Rollet las einst in einer Gelehrtenvereinigung
eine höchst langweilige Abhandlung über die Preise der Lebens-
mittel vor. Als sich das Thema immer mehr erbreiterte, sagte
der Mathematiker Fontaine kopfschüttelnd zu seinem Nachbarn:
„Der gute ^tollet kennt den Wert aller Dinge, nur den Wert
der Zeit kennt er nicht."

Der berühmte EpigrammatikerKacstncr,Mathematikeran der
Göttinger Universität, und sein Kollege Murray waren stadt-
bekannte Rivalen.

Als der Kurator der Universität starb, mußteit ausgerechnet
Kaestner und Murray die Gedächtnisreden bei der Trauerfeier
halten. Sie kamen natürlich sofort in Meinungsverschiedenheiten,
wer dabei ben Vorrang haben sollte, bis schließlich Murray ärger-
lich wurde und zu Kaestner sagte: „Schön - ich habe sowieso
noch ein Geschäft zu verrichten. Sie können also zuerst reden." Er
entfernte sich, ließ aber unvorsichtigerweise sein Manuskript liegen.

Kaestner benutzte diese Gelegenheit, um den Anfang von
Murrays Rede kennen zu lernen. Dann trat er auf, sprach über die
Verdienste des Verstorbenen uitd schloß mit den Worten: „Aber
beweiset Seelenstärke und weinet nicht, Ihr Brüder!"

Gleich darauf trat Murray in die Versaminlung und be-
gann im böchsten Pathos zu deklamieren: „Weinet, Ihr
Brüder!"

Die Zuhörer brachen augenblicklich in derartiges Gelächter
aus, daß Murray mit seiner Gedächtnisrede wieder abtreten
mußte. B-

480
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Lustige Weltchronik" "Geöffnet hat sich nur das Grab"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Virl, Hermann
Entstehungsdatum
um 1924
Entstehungsdatum (normiert)
1919 - 1929
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 161.1924, Nr. 4130, S. 480

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