er aa net raus wollen, also is er sitzen blieben in seiner Wanna
und hat si' denkt, wenn's mi Verwischen soll, derwischt's mi
überall. Da tut's a scho an Schlag, daß er meint, alles is hin.
Die Wanna mitsamt 'm Hinterhuber drin fliegt an die Wand
und die Steiner und Brocken hat's nur so rumg'haut in der
Luft. Des war sogar an Hinterhuber z'vicl, mit oan Satz is er
unter seiner Badwanna raus und naus beim Tempel, was er
könna hat. Der nächste Weg auf d' Straßen is durch die
Krankenstuben gangen, da Ham die Sanitäter ihren Christbaum
drin g'haht, g'rad' vor der Tür. Also packt 'n der Hinterhuber
mit der einen Hand, mit der andern reißt er die Tür auf und
ist draußen. Den Christbaum hat er glei gar nimmer loslaffen
in sei'm Schrecken. Und so rennt er splittcrnackert mit m Christ-
baum in der Hand nach sei'm Ouartier. Wie er a Zeitlang
g'rennt is, merkt er, daß die Franzosen mit 'm Schießen auf-
g'hört Ham und jetzt hat er erst drandcnkt, in was für an Auf-
zug er daherkommt. Gut, daß er wenigstens den Christbaum
g'habt hat, der hat sei scbenierliche Borderansicht ganz schön ver-
deckt. Weit war's ja nimmer bis zum Ouarticr und kein Mensch
auf der Straßen, der ihn g'schcn bätt' in sei'm Dekoltee. Wie
er neigeht in sei' Zimmer, waren seine Kameraden drin g'hockl
no ganz dasig und Ham sie ang'schaut und Ham nir g'red't. Wie
auf a mal des nackerte Mannsbild mit 'm Christbaum zur Tür
reinkommt, schreit der Mooshamcr: „Iessas, as Christkind!"
und der Altmann, der sonst keiner von die Frommen war, hat
ganz laut bet': „Komm, Herr Jesus, sei unser Gast und segne,
was du bescheret hast!" Des hat zwar net ganz paßt für den
Augenblick, aber der Altmann Kat net soviel Auswahl g'habt
inGebeter, daß ihm glei was anders eing'fall'n wär'. „Amen!",
hat der Hinterhuber g'sagt und hat si' nach was z' essen um-
g'schaut.Auf'nTisch waren die offenenWcihnachtskistcln g'standcn
mit Würst drin und Lebkuchen und Schnupftabak und was ma
Kalt so g'schenkt kriegt an Weihnachten. Da hat der Hinterhuber
sein Christbaum hing'stellt und hat die Wurst voin Lenggricscr
packt, weil des die größte war. Auf des hat si' die Spannung
langsam g'löst und der Altmann hat g'sagt: „As Christkindl
wird net so haarat sein, scheint mir. Und de Pratzen und der
Schädel und des versoffene G'schau, des is as Christkindl net!
Warum frißt uns nacha as Sach weg, wennst 's Christkindl »et
bist?" „Und des is der Hinterhuber!" schreit da der Lcnggricser,
„Laßd'Wurst aus, du Ärack, und i sag', laß d' Wurst aus!"
„Bo, no," sagt der, „habt's mi ihr net aufg'fordcrt, daß i euer
Gast sei soll?" „Halt 's Mäui!" gift si' der Lenggriescr, „des
woaßt du ganz gut, daß des Sprüchl net ernst gmeint is, indem
daß er nie net kommt und außerdem bist du der Herr Jesus net,
du vcrfressen's Luder. Wie kommst denn du überhaupt dazu so
umanandz'laufcn?" „Du willst uns g'wiß den ganzen Abend
mitdeincrSchönheit beglücken, weilst di' gar nimmeranziagst7"
brummt der Mooshamcr, „die is fei net so rar, da derfst scho
a Decken drübcrhänga." „Gel, wer net beleidigend," tut da der
Hknkerhuberaufbegehr'n, „vielleichttätmanchcfeineDam'aMaß
zahl'n,weitns'mi a so seh n könnt', oder a Kunstmaler." Ba bat er
sich aber doch anzogen und hat ihna dabei erzählt, wie die ganze
G'schicht' herganga is und am Schluß hat er g'sagt: G'schicht mir
ganz recht, deck iS die Straf' dafür, daß i euch nach'gcb'n Hab'.
Was brauch' ml l bad'n, i bin koa jung's Madl net, de wo an
Schatz hat, für euch bin i' schön g'nua, und Überhaupts, was
brauchts mi ihr anschaug'n, wenn i euch net g'fall' ?"
Cäsar konnte sechs- oder siebenerlei gleichzeitig erledigen? Ich kann's auch: im Kahn sitzen, mich umschaucn, pfeifen rauchen,
meinem Mädl zulachen, an die Regatta denken und — nichts tun!
578
und hat si' denkt, wenn's mi Verwischen soll, derwischt's mi
überall. Da tut's a scho an Schlag, daß er meint, alles is hin.
Die Wanna mitsamt 'm Hinterhuber drin fliegt an die Wand
und die Steiner und Brocken hat's nur so rumg'haut in der
Luft. Des war sogar an Hinterhuber z'vicl, mit oan Satz is er
unter seiner Badwanna raus und naus beim Tempel, was er
könna hat. Der nächste Weg auf d' Straßen is durch die
Krankenstuben gangen, da Ham die Sanitäter ihren Christbaum
drin g'haht, g'rad' vor der Tür. Also packt 'n der Hinterhuber
mit der einen Hand, mit der andern reißt er die Tür auf und
ist draußen. Den Christbaum hat er glei gar nimmer loslaffen
in sei'm Schrecken. Und so rennt er splittcrnackert mit m Christ-
baum in der Hand nach sei'm Ouartier. Wie er a Zeitlang
g'rennt is, merkt er, daß die Franzosen mit 'm Schießen auf-
g'hört Ham und jetzt hat er erst drandcnkt, in was für an Auf-
zug er daherkommt. Gut, daß er wenigstens den Christbaum
g'habt hat, der hat sei scbenierliche Borderansicht ganz schön ver-
deckt. Weit war's ja nimmer bis zum Ouarticr und kein Mensch
auf der Straßen, der ihn g'schcn bätt' in sei'm Dekoltee. Wie
er neigeht in sei' Zimmer, waren seine Kameraden drin g'hockl
no ganz dasig und Ham sie ang'schaut und Ham nir g'red't. Wie
auf a mal des nackerte Mannsbild mit 'm Christbaum zur Tür
reinkommt, schreit der Mooshamcr: „Iessas, as Christkind!"
und der Altmann, der sonst keiner von die Frommen war, hat
ganz laut bet': „Komm, Herr Jesus, sei unser Gast und segne,
was du bescheret hast!" Des hat zwar net ganz paßt für den
Augenblick, aber der Altmann Kat net soviel Auswahl g'habt
inGebeter, daß ihm glei was anders eing'fall'n wär'. „Amen!",
hat der Hinterhuber g'sagt und hat si' nach was z' essen um-
g'schaut.Auf'nTisch waren die offenenWcihnachtskistcln g'standcn
mit Würst drin und Lebkuchen und Schnupftabak und was ma
Kalt so g'schenkt kriegt an Weihnachten. Da hat der Hinterhuber
sein Christbaum hing'stellt und hat die Wurst voin Lenggricscr
packt, weil des die größte war. Auf des hat si' die Spannung
langsam g'löst und der Altmann hat g'sagt: „As Christkindl
wird net so haarat sein, scheint mir. Und de Pratzen und der
Schädel und des versoffene G'schau, des is as Christkindl net!
Warum frißt uns nacha as Sach weg, wennst 's Christkindl »et
bist?" „Und des is der Hinterhuber!" schreit da der Lcnggricser,
„Laßd'Wurst aus, du Ärack, und i sag', laß d' Wurst aus!"
„Bo, no," sagt der, „habt's mi ihr net aufg'fordcrt, daß i euer
Gast sei soll?" „Halt 's Mäui!" gift si' der Lenggriescr, „des
woaßt du ganz gut, daß des Sprüchl net ernst gmeint is, indem
daß er nie net kommt und außerdem bist du der Herr Jesus net,
du vcrfressen's Luder. Wie kommst denn du überhaupt dazu so
umanandz'laufcn?" „Du willst uns g'wiß den ganzen Abend
mitdeincrSchönheit beglücken, weilst di' gar nimmeranziagst7"
brummt der Mooshamcr, „die is fei net so rar, da derfst scho
a Decken drübcrhänga." „Gel, wer net beleidigend," tut da der
Hknkerhuberaufbegehr'n, „vielleichttätmanchcfeineDam'aMaß
zahl'n,weitns'mi a so seh n könnt', oder a Kunstmaler." Ba bat er
sich aber doch anzogen und hat ihna dabei erzählt, wie die ganze
G'schicht' herganga is und am Schluß hat er g'sagt: G'schicht mir
ganz recht, deck iS die Straf' dafür, daß i euch nach'gcb'n Hab'.
Was brauch' ml l bad'n, i bin koa jung's Madl net, de wo an
Schatz hat, für euch bin i' schön g'nua, und Überhaupts, was
brauchts mi ihr anschaug'n, wenn i euch net g'fall' ?"
Cäsar konnte sechs- oder siebenerlei gleichzeitig erledigen? Ich kann's auch: im Kahn sitzen, mich umschaucn, pfeifen rauchen,
meinem Mädl zulachen, an die Regatta denken und — nichts tun!
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Cäsar konnte sechs- oder siebenerlei gleichzeitig erledigen"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsdatum
um 1924
Entstehungsdatum (normiert)
1919 - 1929
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 161.1924, Nr. 4136, S. 578
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg