Der Platz lst beseht
„Kann ich den Herrn Direktor sprechen?" - „Bin ich selber." — „Oh, dann kann ich wohl wieder gehen,- ich hatte mich als dummen
August vorstellen wollen."
Die Uhr
Nicht nur Menschen, sondern auch Gemeinden sind mit mehr oder
weniger „Gemüt" belastet. Eine solche Gemütsgemeinde gab neulich
in einer kommunalen Zeitschrift folgendes freundliche Angebot auf -
„Turmuhr,
nicht mehr ganz richtig gehend, dann und wann auch ganz aussetzcnd, ist
billig abzugeben. Kann für kleinere Gemeinden noch gute
Dienste tun." Stadtgemeinde H.
1*1
Auflehnung
„Daß gerade du so viel von Geld schwätzest, du, ein Künstler-!"
„Gerade ich, gerade ein Künstler! Kannst du laicht begreifen, daß
jemand, der an „Schönheitssinn", der an „reichem Innenleben", der
an „Idealismus" leidet zuungunsten seines materiellen Wohler-
gehens — —, daß so ein Jemand eine sinnlose Wut gegen alles be-
kommen kann, was Kunst heißt, daß so ein Jemand die Bezeichnung
„Künstler" als Hohn empfindet, daß — — oh! Geld! Geld! Geld!
Das ist das Geheimnis aller Erfolge! Das ist der Schlüssel zum
Glück! O Freund! — Ich hänge die Kunst an den Nagel und mache
ein Bankgeschäft auf!"
„Sachte, mein Lieber, sachte! Womit denn? Mtt'm Stemm-
eisen??" h. R.
Der preisgekrönte Wagen
Levi will sich ein Auto kaufen. Es soll was Feines, was Impo-
nierendes, was Billiges — kurzum, ein Gelegenheitskatif sein. Er
steckt also sein Scheckbuch in die Tasche und gebt zum Freund Baruch,
der Autos, Motorräder, Nähmaschinen und andere Fahrzeuge kom-
missionsweise und auf eigene Rechnung verkauft.
Kaum hat Levi den Laden betreten, so hak er schon einen kleinen,
schnittigen Wagen spitz. Er fragt also hintenherum vorsichtig vor.
„Den da?" lacht Baruch belustigt, „den kannst du nicht kaufen,-
der iS viel zu teuer für dich !" Er lobt den Wagen über alle Maßen,-
Levi verächtelt, macht schlecht. Baruch gerät in Wut und bringt Be-
weise über Beweise für die Güte des Wagens vor,- als aber Levi
immer noch kalt bleibt, greift er zum Äußersten und schreit: „Zwei
Preise, sag' ich dir, zwei Preise hat der Wagen: einen ersten von Fern-
fahrt Baden-Baden und einen zweiten vom Harzer Rennklub!" —
„Nu, wenn schon!" zuckt Levi gleichgültig die Schultern, „was wer',,
das for Preise sein!" — „Fünftausend Mark von Baden-Baden, zwei-
tausend vom Harzer-"
„Da is mir der Preis vom Harzer Rennklub bedeutend sym-
pathischer," fällt ihm Levi ins Wort, „telegraphiere sofort: Wagen
für zweitausend Mark verkauft. Geld folgt abzüglich Prozente um-
gehend." t.
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„Kann ich den Herrn Direktor sprechen?" - „Bin ich selber." — „Oh, dann kann ich wohl wieder gehen,- ich hatte mich als dummen
August vorstellen wollen."
Die Uhr
Nicht nur Menschen, sondern auch Gemeinden sind mit mehr oder
weniger „Gemüt" belastet. Eine solche Gemütsgemeinde gab neulich
in einer kommunalen Zeitschrift folgendes freundliche Angebot auf -
„Turmuhr,
nicht mehr ganz richtig gehend, dann und wann auch ganz aussetzcnd, ist
billig abzugeben. Kann für kleinere Gemeinden noch gute
Dienste tun." Stadtgemeinde H.
1*1
Auflehnung
„Daß gerade du so viel von Geld schwätzest, du, ein Künstler-!"
„Gerade ich, gerade ein Künstler! Kannst du laicht begreifen, daß
jemand, der an „Schönheitssinn", der an „reichem Innenleben", der
an „Idealismus" leidet zuungunsten seines materiellen Wohler-
gehens — —, daß so ein Jemand eine sinnlose Wut gegen alles be-
kommen kann, was Kunst heißt, daß so ein Jemand die Bezeichnung
„Künstler" als Hohn empfindet, daß — — oh! Geld! Geld! Geld!
Das ist das Geheimnis aller Erfolge! Das ist der Schlüssel zum
Glück! O Freund! — Ich hänge die Kunst an den Nagel und mache
ein Bankgeschäft auf!"
„Sachte, mein Lieber, sachte! Womit denn? Mtt'm Stemm-
eisen??" h. R.
Der preisgekrönte Wagen
Levi will sich ein Auto kaufen. Es soll was Feines, was Impo-
nierendes, was Billiges — kurzum, ein Gelegenheitskatif sein. Er
steckt also sein Scheckbuch in die Tasche und gebt zum Freund Baruch,
der Autos, Motorräder, Nähmaschinen und andere Fahrzeuge kom-
missionsweise und auf eigene Rechnung verkauft.
Kaum hat Levi den Laden betreten, so hak er schon einen kleinen,
schnittigen Wagen spitz. Er fragt also hintenherum vorsichtig vor.
„Den da?" lacht Baruch belustigt, „den kannst du nicht kaufen,-
der iS viel zu teuer für dich !" Er lobt den Wagen über alle Maßen,-
Levi verächtelt, macht schlecht. Baruch gerät in Wut und bringt Be-
weise über Beweise für die Güte des Wagens vor,- als aber Levi
immer noch kalt bleibt, greift er zum Äußersten und schreit: „Zwei
Preise, sag' ich dir, zwei Preise hat der Wagen: einen ersten von Fern-
fahrt Baden-Baden und einen zweiten vom Harzer Rennklub!" —
„Nu, wenn schon!" zuckt Levi gleichgültig die Schultern, „was wer',,
das for Preise sein!" — „Fünftausend Mark von Baden-Baden, zwei-
tausend vom Harzer-"
„Da is mir der Preis vom Harzer Rennklub bedeutend sym-
pathischer," fällt ihm Levi ins Wort, „telegraphiere sofort: Wagen
für zweitausend Mark verkauft. Geld folgt abzüglich Prozente um-
gehend." t.
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der Platz ist besetzt"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1925
Entstehungsdatum (normiert)
1920 - 1930
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 162.1925, Nr. 4146, S. 26
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg