listige Weltchronik
jr
In der Schatzkammer eines Emdener Bankhauses hatten
kürzlich einige Arbeiter Reparaturen an dem Tresor zu ver-
richten. Als die Mittagsstunde kam, ließ der verantwortliche Bank-
beamte ahnungslos das Sicherheitsgitter vor der Schatzkammer nieder
und ging heim. Auch die Arbeiter blieben zunächst ahnungslos, bis
ihre Frauen kamen, um ihnen das Mittagessen zu bringen/ da war
guter Rat teuer. Zum Glück paßten die Löffel und Gabeln durch die
Maschen des Gitters, so daß eine Art von Fütterung vorgenommen
werden konnte. Die Frauen sollen dabei nicht unerhebliche Verspre-
chungen von ihren Ehemännern erpreßt haben. (Die armen Männer!
In solcher Lage beißt es artig sein und das Sauerkraut loben!)
Zwei Spanier hatten in Paris eine originelle Form von Buchhandel
eingerichtet: was der eine stahl, setzte der andere ab. Sie beschränkten
sich dabei mit weiser Zurückhaltung auf kostbare Lurusbände. Der
Handel blühte, wuchs und gedieh, bis eines Tages der »Chef der Ber-
kaufsabteilung" in verhängnisvoller Unkenntnis der Umstände mit einer
Schweinslederbibel vor das Antlitz des Buchhändlers trat, dem sie
am Tage vorher gemaust worden war. Man kann sich das Entsetzen
ausmalen, das den swlzen Spanier zugleich mit der festen Faust des
Buchhändlers packte, als dieser sein Kleinod so überraschend wiedersah.
Eines Abends wollen in Berlin zwei schwere Brüder eine kleine
Sache drehen. Aber wie die Polizei halt ist, sie merkt alles. Drei
Kriminalbeamte stürzen sich auf die Komplizen. Kaum aber sind sie
mit den Verhastungspräliminarien beschäftigt, als sich drei andere
Kriminalbeamte auf die freundliche Gruppe stürzen und ihrerseits
zur Verhaftung schreiten. Die ersten drei ziehen lächelnd ihre Aus-
weismarken hervor. Die zweiten drei lächelnd ebenfalls. Eine dunkle
Affäre, in die selbst die vereinten geistigen Leuchten von sechs Geheim-
polizisten kein Licht bringen können! Endlich trabt man vereint zur
nächsten Wache. Dort ziehen die sechs Herren vor dem Beztrkskom-
missar die Marken aus dem Busen, und während langsam klar wird,
daß hier von der Oberleitung ein kleiner Fehler begangen wurde, in-
dem man eine doppelte Patrouille auf die Gauner aussandte — sind
diese hinter dem Rücken der sechs Kriminalbeamten leise durch eine
Seitentür entwichen. Br-«s<hneid<-r
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m&n s
Ach Gott, wie ift Jas heben grau,
'Wenn man kein Schätylein hat',
Ein jeder Mann hat feine Frau,
fJeder Spats, feine Spätzin, hat.
Lind will kein Mägdlein her zu mir,
Weil es zu ftolz fein tut,
So tu ich mir, fo tu ich mir
Was an - und damit gut!
Ich tu mir an einen Seidenfrack
Gleichwie die Schieberherrn,
Lind ’nen gold’nen Ring fürs Siegellack,
Fas ham die Mädchen gern.
So tu ich mir ’n Hufaren an
Mit Stiefeln und mit Schnür’n,
Dann komm’n fie gleich in Scharen an,
Das tut fie imponier n.
So tu ich mir ’n Portföllje zu
Alit einer Million
Lind b/af’ mich auf wie ’n Kakadu,
Dann kommen fie mir fchon.
So laff ich mir ein Schloß erbau n
Vo/7 lauter Schokolad’
Lind tu fie durch ein Zuckerrohr anfchau n.
Gleich fteh’n fie all’ parat.
Doch weil ich gar kein Porto fühl
Lind auch kein n Frack nicht half,
So werde idi ein Maurergefell
Lind mauf ein fteinern Grab.
Drin fperr ich ein fie alle/amt,
Gleich fchrei’n fie: „laß mich aus!'7
Dann lang’ ich ’nein mit meiner Hand
Lind hol’ mir die Sdiönfte 'raus.
Die Schönfte wird dann meine Frau.
Die andern lehr ei’ n verbölt:
„Ach Gott, wie ift das Leben grau,
Wenn midi kein Schatj erlöftF/
Dann haben fie es er ft gewißt
Auf ihrem Lebenspfad,
Wie laurig ’s ift, wie traurig ’s ift,
Wenn man kein’n Schatj nicht hat.
Wilhelm Poeck
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In der Schatzkammer eines Emdener Bankhauses hatten
kürzlich einige Arbeiter Reparaturen an dem Tresor zu ver-
richten. Als die Mittagsstunde kam, ließ der verantwortliche Bank-
beamte ahnungslos das Sicherheitsgitter vor der Schatzkammer nieder
und ging heim. Auch die Arbeiter blieben zunächst ahnungslos, bis
ihre Frauen kamen, um ihnen das Mittagessen zu bringen/ da war
guter Rat teuer. Zum Glück paßten die Löffel und Gabeln durch die
Maschen des Gitters, so daß eine Art von Fütterung vorgenommen
werden konnte. Die Frauen sollen dabei nicht unerhebliche Verspre-
chungen von ihren Ehemännern erpreßt haben. (Die armen Männer!
In solcher Lage beißt es artig sein und das Sauerkraut loben!)
Zwei Spanier hatten in Paris eine originelle Form von Buchhandel
eingerichtet: was der eine stahl, setzte der andere ab. Sie beschränkten
sich dabei mit weiser Zurückhaltung auf kostbare Lurusbände. Der
Handel blühte, wuchs und gedieh, bis eines Tages der »Chef der Ber-
kaufsabteilung" in verhängnisvoller Unkenntnis der Umstände mit einer
Schweinslederbibel vor das Antlitz des Buchhändlers trat, dem sie
am Tage vorher gemaust worden war. Man kann sich das Entsetzen
ausmalen, das den swlzen Spanier zugleich mit der festen Faust des
Buchhändlers packte, als dieser sein Kleinod so überraschend wiedersah.
Eines Abends wollen in Berlin zwei schwere Brüder eine kleine
Sache drehen. Aber wie die Polizei halt ist, sie merkt alles. Drei
Kriminalbeamte stürzen sich auf die Komplizen. Kaum aber sind sie
mit den Verhastungspräliminarien beschäftigt, als sich drei andere
Kriminalbeamte auf die freundliche Gruppe stürzen und ihrerseits
zur Verhaftung schreiten. Die ersten drei ziehen lächelnd ihre Aus-
weismarken hervor. Die zweiten drei lächelnd ebenfalls. Eine dunkle
Affäre, in die selbst die vereinten geistigen Leuchten von sechs Geheim-
polizisten kein Licht bringen können! Endlich trabt man vereint zur
nächsten Wache. Dort ziehen die sechs Herren vor dem Beztrkskom-
missar die Marken aus dem Busen, und während langsam klar wird,
daß hier von der Oberleitung ein kleiner Fehler begangen wurde, in-
dem man eine doppelte Patrouille auf die Gauner aussandte — sind
diese hinter dem Rücken der sechs Kriminalbeamten leise durch eine
Seitentür entwichen. Br-«s<hneid<-r
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o
m&n s
Ach Gott, wie ift Jas heben grau,
'Wenn man kein Schätylein hat',
Ein jeder Mann hat feine Frau,
fJeder Spats, feine Spätzin, hat.
Lind will kein Mägdlein her zu mir,
Weil es zu ftolz fein tut,
So tu ich mir, fo tu ich mir
Was an - und damit gut!
Ich tu mir an einen Seidenfrack
Gleichwie die Schieberherrn,
Lind ’nen gold’nen Ring fürs Siegellack,
Fas ham die Mädchen gern.
So tu ich mir ’n Hufaren an
Mit Stiefeln und mit Schnür’n,
Dann komm’n fie gleich in Scharen an,
Das tut fie imponier n.
So tu ich mir ’n Portföllje zu
Alit einer Million
Lind b/af’ mich auf wie ’n Kakadu,
Dann kommen fie mir fchon.
So laff ich mir ein Schloß erbau n
Vo/7 lauter Schokolad’
Lind tu fie durch ein Zuckerrohr anfchau n.
Gleich fteh’n fie all’ parat.
Doch weil ich gar kein Porto fühl
Lind auch kein n Frack nicht half,
So werde idi ein Maurergefell
Lind mauf ein fteinern Grab.
Drin fperr ich ein fie alle/amt,
Gleich fchrei’n fie: „laß mich aus!'7
Dann lang’ ich ’nein mit meiner Hand
Lind hol’ mir die Sdiönfte 'raus.
Die Schönfte wird dann meine Frau.
Die andern lehr ei’ n verbölt:
„Ach Gott, wie ift das Leben grau,
Wenn midi kein Schatj erlöftF/
Dann haben fie es er ft gewißt
Auf ihrem Lebenspfad,
Wie laurig ’s ift, wie traurig ’s ift,
Wenn man kein’n Schatj nicht hat.
Wilhelm Poeck
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Lustige Weltchronik"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsdatum
um 1925
Entstehungsdatum (normiert)
1920 - 1930
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 162.1925, Nr. 4146, S. 30
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg