„KÖNNT IHR LATEIN?"
Kam da im strengsten Winter ins Obertoggenburxi ein m 3undj
vohnender „studierter" Herr, der sich die hartnäckige - , un5
gesetzt hatte, den Schnee unter die Wissenschaftsklpe Z Eisen-
ihn dann mit demjenigen seines Zürich zu verglei hcn. - ^
H» nur W JlrU Mr, »er Herr
in Wildhaus seine Forschungen ausnehmen wo , möglich,
Berg. Der Schnee lag halbmeterhoch,- daher war•««mj Tg
ab Netzlau das Auto zu benutzen, der Verkehr wurde Z
Vostschlitten einigermaßen hergestellt. Der Zürcher err h^ann
alles verständnislos, fügte sich aber in »a-.U^l^^b^
die Weiterfahrt. Der prächtige Säntis links, die steben
vorn und der Speer rechts vermochten nicht, seme ^
Und die Gelegenheit, den Schnee im Toggenburg unt *
nehmen, wurde mit bestem Gewissen versäumt. en ^ ^
«che Kälte behagte dem Herrn nicht. Einziges 3iel ^
Gasthaus! Schon in einer der ersten Stationen nach b ^nd
abgcstiegen, in ein nahes Restaurant hinter den fc nuf ^^end
natürlich sofort die Weinkarte verlangt, und da euw tz ch
m Form der hübschen Wirtin vorhanden war, wählte man
Burgunder. So bracktc der „studierte" Zürichherr vier volle Stunden
beim Weine zu, so daß er am Nachmittage ganz selbstverständlich den
Postschlitten, mit dem er schleunigst die Heimreise anzutreten gedachte,
verfehlte. Das wurmte den Herrn gewaltig, und da er auch nicht einen
halben Tag länger im Obertoggenburg bleiben wollte — die Liebe
zum Schnee war ihm gründlich vergangen —, so ersuckte er den Wirt,
ihn sofort zur Bahnstation zu fahren. Nach längerer Debatte willigte
schließlich der Wirt ein, ließ sich zum voraus gut bezahlen und die
Schlittenfahrt begann. Durch die vierstündige Burgunderprobe hatte
der Herr „Gstudierte" doch etwas an Nüchternheit eingebüßt und so
begann er, der neben dem Wirte auf dem Zweisitzer saß, sich mit seinem
Wissen vor seinem Begleiter zu brüsten. Er betonte in grellsten Farben
seine Ideale, seine Werke, seine Gelahrtheit und schilderte schließlick
sein einziges Zürich wie eine paradiesenstadt. Lange schwieg der Wirt,-
nun aber widerten ihn die Prahlereien des Fremden an, und plötzlich
hielt er mit seinem Fuhrwerk an und meinte:
„Ihr müßt ja ein wirklich großerGelehrter sein,- sagt, könntIhrLatein ?"
Als der „studierte" Herr staunend und lächelnd bejahte, fuhr der
Wirt in seiner Rede fort und sagte trocken:
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Kam da im strengsten Winter ins Obertoggenburxi ein m 3undj
vohnender „studierter" Herr, der sich die hartnäckige - , un5
gesetzt hatte, den Schnee unter die Wissenschaftsklpe Z Eisen-
ihn dann mit demjenigen seines Zürich zu verglei hcn. - ^
H» nur W JlrU Mr, »er Herr
in Wildhaus seine Forschungen ausnehmen wo , möglich,
Berg. Der Schnee lag halbmeterhoch,- daher war•««mj Tg
ab Netzlau das Auto zu benutzen, der Verkehr wurde Z
Vostschlitten einigermaßen hergestellt. Der Zürcher err h^ann
alles verständnislos, fügte sich aber in »a-.U^l^^b^
die Weiterfahrt. Der prächtige Säntis links, die steben
vorn und der Speer rechts vermochten nicht, seme ^
Und die Gelegenheit, den Schnee im Toggenburg unt *
nehmen, wurde mit bestem Gewissen versäumt. en ^ ^
«che Kälte behagte dem Herrn nicht. Einziges 3iel ^
Gasthaus! Schon in einer der ersten Stationen nach b ^nd
abgcstiegen, in ein nahes Restaurant hinter den fc nuf ^^end
natürlich sofort die Weinkarte verlangt, und da euw tz ch
m Form der hübschen Wirtin vorhanden war, wählte man
Burgunder. So bracktc der „studierte" Zürichherr vier volle Stunden
beim Weine zu, so daß er am Nachmittage ganz selbstverständlich den
Postschlitten, mit dem er schleunigst die Heimreise anzutreten gedachte,
verfehlte. Das wurmte den Herrn gewaltig, und da er auch nicht einen
halben Tag länger im Obertoggenburg bleiben wollte — die Liebe
zum Schnee war ihm gründlich vergangen —, so ersuckte er den Wirt,
ihn sofort zur Bahnstation zu fahren. Nach längerer Debatte willigte
schließlich der Wirt ein, ließ sich zum voraus gut bezahlen und die
Schlittenfahrt begann. Durch die vierstündige Burgunderprobe hatte
der Herr „Gstudierte" doch etwas an Nüchternheit eingebüßt und so
begann er, der neben dem Wirte auf dem Zweisitzer saß, sich mit seinem
Wissen vor seinem Begleiter zu brüsten. Er betonte in grellsten Farben
seine Ideale, seine Werke, seine Gelahrtheit und schilderte schließlick
sein einziges Zürich wie eine paradiesenstadt. Lange schwieg der Wirt,-
nun aber widerten ihn die Prahlereien des Fremden an, und plötzlich
hielt er mit seinem Fuhrwerk an und meinte:
„Ihr müßt ja ein wirklich großerGelehrter sein,- sagt, könntIhrLatein ?"
Als der „studierte" Herr staunend und lächelnd bejahte, fuhr der
Wirt in seiner Rede fort und sagte trocken:
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Könnt Ihr Latein?"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1925
Entstehungsdatum (normiert)
1920 - 1930
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 162.1925, Nr. 4147, S. 39
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg