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ernährtes Kind, sah blaß und eingefallen aus zum Heulen, wog vielleicht
fünfzig Pfund, und der Varieteflitter, den es trug, machte es noch
erbarmungswürdiger. Im ersten Parkett saßen die Arzte, die Männer
der Wissenschaft, die Physiker, die beiden Bürgermeister, der Handels-
kammerpräsident und viele angesehene Leute. Daran reihte sich das
gewöhnliche zahlende Publikum Kopf an Kopf.

Der Impresario trat vor und sagte: „Ich habe die Ehre, Ihnen
hier die einzig dastehende Spezial-Kraft-Aktrice Bot in ihrem Kraftakt:
„Bot bricht Eisen" vorzustellen."

selbst beim „dickften Nebel"

Not verbeugte sich — schüchtern linkisch, ergriff dann einige Vorhang-
stangerln und brach sie wie Zündhölzchen ab. Bon Zimmermanns-
nägeln riß sic gewandt die Köpfe ab und präsentierte sie auf der hohlen
Hand. Dann zerpflückte sie nicht ohne Grazie ein Hufeisen wie eine
Zuckerbrezel, säuberte sich die Fingerspitzen und — knack — knack —

knack-brach sie ein halb Dutzend Reckstangen wie dürres Reisig.

Eine große eiserne Kugel nahm sie zierlich — wie man eilte Orange
herrichtet — auseinander, zerlegte sie in acht Schnitzel und bot sie
freundlich lächelnd den Honoratioren im Parkett an.

Kanonenrohre brach sie ab wie spröde Makkaroni,- eine Schnell-
zugslokomotive zerbrach sie in zwei Minuten zu Alteisen, und als
man ihr aus dem Zuschauerraum eine eiserne Stirn heraufreichte,
— knickte sie diese mit Daumen und Mittelfinger graziös entzwei. —
Es war faaabelhast!

Mister Moralin rieb sich die Hände. Aber nicht lange.

Mister Business, der Konkurrenzimpresario, bot der Bor eine
tausendmal höhere Gage.

im rechten Hafen vor Anker zu kommen

Da ging die Bot zu Business.

Auf der schwarzen Liste des Varieteunternehmer-Organs aber steht
fett gedruckt: „Bot bricht Kontrakte!"

Das macht der Bot aber gar nichts. Sie hat jetzt eine Villa m
Mentone, einen Rennstall in Baden-Baden und drei hundertpferdige
Wambi-Wagen. Ihr einziger Kuinmer ist, daß sie jetzt nach und nach
die schlanke Knabenlinie verliert, fett wird und keine Haarnadel mehr
krumm biegen kann.

Wasser und Brot macht Wangen rot

Wasser und Brot hatten durch unerhörtes Sparen und beispiel-
lose Genügsamkeit sich einige hundert Mark zurückgelegt.

Sie steckten ihre Ersparnisse in einen ff. Schönheitssalon und brachten
dieses Etablissement durch Fleiß, Geschicklichkeit und Verbindlichkeit
zu hoher Blüte. Für die Damenkundschaft führten sie die feinsten
Parfüme, Schminken und Puder. Sie hatten auch ein kleines Labora-
torium, in dem sic selbst an kosmetischen Beuigkeiten experimentierten.

Eines Tages war ihnen eine besonders aparte Schminktönung
gelungen: ein ganz zartes Wangenrot, wie es Glück und Verlegenheit
bei ganz jungen Mädchen hervorzaubert. — Es wurde von Damen
zwischen fünfundvierzig und fünfundsechzig besonders gern gekauft.
Der zunehmende Aufschwung des Geschäfts brachte Wasser und Brot
auf den Gedanke», eilt Preisausschreiben um einen zugkräftigen
Reklamevers für ihre Firma zu veranstalten.

Den ersten Preis erhielt Herr Michael Volksmund: „Wasser und
Brot macht Wangen rot." Dieser Firmenvers machte sich so populär,
daß er später sogar in den deutschen Sprichwörterschatz übernommen
wurde.

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Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Sinnreiche Einrichtung"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Storch, Carl
Entstehungsdatum
um 1925
Entstehungsdatum (normiert)
1920 - 1930
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 162.1925, Nr. 4162, S. 231

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
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