Unter Studenten
„ Mensch, deine Braut muß
doch stundenlang in deinem
Gesicht zu lesen haben." —
„Wieso?" — „Na, du trägst
doch von deiner letzten Mensur
ein kompliziertes Kreuzwort-
rätsel im Gesicht."
Er kennt sich aus
„Es ist nichts Besonderes,
Herr Huber,- ein leichtesFieber
hat sich eingestellt, Sie werden
ein gewisses Durstgefühl be-
merken ..." — „Oh, Herr
Doktor, zweng dem brauch'n
S' mir nir zu verschreib'«,!"
Ein Schlaumeier
Unser kleiner Bub fürchtet
sich in letzter Zeit sehr im Fin-
stern. Ich rede ihin zu, erkläre
ihm die Sache, und er ver-
spricht Besserung.
„Also gut," sage ich,„nungeh
mal ins Schlafzimmer, Frih-
„Ihre Fräulein Braut ist aber ein winziges Püppchen, Herr Weinzierl." — „Ja,
wissen Sie, ich habe sie in der Liliput-Bahn kennengelernt."
__«gr-5*
chen, und bring' «nir die Haus-
schuhe." — „Ja, Vatti," er-
widert der Schlank! nach eini-
gemNachdenken„,aber du mußt
mitkommen, damit du siehst,
daß ich mich nicht fürchte."
Macht der Gewohnheit
Wobltätigkeitskonzert. Eine
Dame bemüht sich krampfhaft,
eine schwierige Koloratur-Arie
zumVortrag zu bringen, plötz-
lich ertönt aus den Reihen der
andächtig lauschenden Zuhörer
eine mächtige Stimme: „Balst'
net endli' aufhörst mit dei'm
damischenGeplärr-"
Allgemeines Entsetzen, die
Säirgerin fällt in Ohnmacht.
Aber auch der Sprecher ist
in Ohnmacht gesunken, als sich
alles nach ihm umdrehte.
Wie er wieder aufwacht,
reibt er sich die Augen und sagt
beschämt zu den Umstehenden:
„O mei, i Hab' g'rad' 'dacht,
r waar beim Radio."
•5c
■ Ichc
ommerlcnerz
4, Ein Sat>mit
'FLIEGENDE BLÄTTER'
Nein, wieviel Fliegende
Blätter teigbretzeln umlagern!
Für jeden veröffentlichten Sommerfcherz
Z&hlen die Fließenden Bl'&tter Mk. 20.-
Sommerfcherz
Ein S&ty mit
WANDERPREIS
Wanderpreis kimmt, is Schluß mit
der bayerildien Gemütlichkeit
Für jeden veröffentlichten Sommerfcherz
Zählen die Fließenden Blätter Mk. 20.-
Sommerfcherz
Ein mit
“KOPFKISSEN“
Ach, könnt' ich jeden
Bubi KopfkilTen!
Für jeden veröffentlichten Sommerfcherz
Zählen die Fließenden Blätter Mk. 20.-
Sommerfcherz
Ein Satj mit
RHÄTIEN -
Kreuzworträtfel find eine ein-
fache Sache: man Rhätientweder
oder nicht
Für jeden veröffentlichten Sommerfcherz
Zählen die Fließenden Blätter Mk. 20.-
DER GAST / Von Sepp Loibl
Herr Mölpap warf den Federhalter von sich, daß die Kleckse stoben. „Him-
mel-Dom,erwetter!" meldete er ins wohllautdurchflutete Nebenzimmer —
„Jetzt Hab' i scho' wieder a Sau g'macht! Kann denn gar koa Ruah net sei'
mit dei'm damischen Klavier? An Ruah gibst'! Woaßt net, daß i so an sau-
dumma Briaf schreiben muaß?"
Fräulein Eilly unterdrückte ihr Bedauern darüber, daß ihr Vater aus-
gerechnet saudumme Briefe schreiben mußte,- sie schloß stillschweigend das so
schwer insultierte Musikinstrument und näherte sich wiegenden Schrittes
Herrn Mölpap. «AberVater", sagte sie mit ihrer sanftesten Stimme, „i Hab'
halt net dran denkt." Und dabei legte sie ihm die geschmeidige Rechte aufs
Haupt, als wolle sie beten, daß Gott ihn erhalte, so schön, so rein, so hold.
Herr Mölpap konnte der lieblichen Stimme und dem schmeichelnden Händ-
chen auf seiner schweißvedeckten Glatze nur schwach widerstehen. „Freili ~
net dran denkt — natürli net! Wer wird denn an mi' denken! Jetzt därs
i 'n no' amal schreibeit, den ganzen Schmarrn!"
Cillys Häitde giitgen über Vaters Glatze, Cillys Augen über Vaters Brief.
„Lieber Freund!" stand da geschrieben: „Auch ich freue mich herzlich, den
Sohn meines alten Spezi Lohmeier nach so lange Jahre einmal wieder zu
sehen. Du, ich glaube schon, ich darf du sagen zum Sohn von meinen besten
Freund und das war er, also du bist mir herzhaft willkommen und wohnst
natürlich nirgends anderst als wie bei mir und die meinen in meinen eigenen
Haus, wo so nichts tragt als nur bloß lauter Arger. Natürlich bist du mein
Gast und mußt du gestatten, daß ich alles für dich bezahle auch wenn wir
in die Ausstellung gehen, wo du uitbedingt sehn mußt, und vielleicht ins
Isar-" Der Rest war — mit Herrn Mölpap zu reden — Sau.
„Du, Vater," sagte zögernd Fräulein Eilly, „schön hast fei g'schrieben,
gel? Aber... du, Vater... wennst's doch noch amal schreibst ...gel, nacher
schreibst „nach so langen Jahren" und „von meinem besten Freund", gel?
Weißt,- net, daß er meint, mir sin ungebildete Leut!"
Da schob der Vater sie von sich. „So! Ungebildet! Mhm! Bin i wieder
net nobel gnua, muaß si's Fräulein wieder schaama mit ihr'n g'scheerten Papa?
Muaß i eahm vielleicht in mei'm Briaf Rechtschreibunterricht geben, dem
Herrn stud. jur., ha?"
„Student is er?" fragte Eilly sehr eifrig. „Auf der Karten is a sog'stan-
den, die wo er vor drei Jahr einig'schmissen hat, wie er uns b'sucht hat und mir
in den blödsiniü'n Norderney g'wesensan." — „Dannis er vielleicht jetzt schon
Rechtsanwalt oder so was ?" mutmaßte Fräulein Eilly mit leuchtenden Augen.
„Mhm, oder vielleicht Minister — und kimmt eigens auf Brautschau — und
suacht a gebildet's Fräulein, wo d' Rechtschreibung deklinieren kann und an
Mozart klimpert. Moan scho' aa! Aber wann er di' so interessiert, nacher
schreib eahm doch du mit deiner gebildeten Rechtschreibung!" Herr Mölpap
drückte sich eilig von seinem saudummen Brief.
Fräulein Lilly aber schrieb „in Verhinderung ihres Vaters", daß dieser
sich sehr darauf freue, den Sohn seines besten Freundes usw. —
Tine Woche später standen Herr und Fräulein Mölpap wartend im Haupt-
bahnhof. Herr Mölpap verkürzte die Zeit mit sinnigem Geplauder: „Alle
(Fortsetzung Seite 58)
56
„ Mensch, deine Braut muß
doch stundenlang in deinem
Gesicht zu lesen haben." —
„Wieso?" — „Na, du trägst
doch von deiner letzten Mensur
ein kompliziertes Kreuzwort-
rätsel im Gesicht."
Er kennt sich aus
„Es ist nichts Besonderes,
Herr Huber,- ein leichtesFieber
hat sich eingestellt, Sie werden
ein gewisses Durstgefühl be-
merken ..." — „Oh, Herr
Doktor, zweng dem brauch'n
S' mir nir zu verschreib'«,!"
Ein Schlaumeier
Unser kleiner Bub fürchtet
sich in letzter Zeit sehr im Fin-
stern. Ich rede ihin zu, erkläre
ihm die Sache, und er ver-
spricht Besserung.
„Also gut," sage ich,„nungeh
mal ins Schlafzimmer, Frih-
„Ihre Fräulein Braut ist aber ein winziges Püppchen, Herr Weinzierl." — „Ja,
wissen Sie, ich habe sie in der Liliput-Bahn kennengelernt."
__«gr-5*
chen, und bring' «nir die Haus-
schuhe." — „Ja, Vatti," er-
widert der Schlank! nach eini-
gemNachdenken„,aber du mußt
mitkommen, damit du siehst,
daß ich mich nicht fürchte."
Macht der Gewohnheit
Wobltätigkeitskonzert. Eine
Dame bemüht sich krampfhaft,
eine schwierige Koloratur-Arie
zumVortrag zu bringen, plötz-
lich ertönt aus den Reihen der
andächtig lauschenden Zuhörer
eine mächtige Stimme: „Balst'
net endli' aufhörst mit dei'm
damischenGeplärr-"
Allgemeines Entsetzen, die
Säirgerin fällt in Ohnmacht.
Aber auch der Sprecher ist
in Ohnmacht gesunken, als sich
alles nach ihm umdrehte.
Wie er wieder aufwacht,
reibt er sich die Augen und sagt
beschämt zu den Umstehenden:
„O mei, i Hab' g'rad' 'dacht,
r waar beim Radio."
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4, Ein Sat>mit
'FLIEGENDE BLÄTTER'
Nein, wieviel Fliegende
Blätter teigbretzeln umlagern!
Für jeden veröffentlichten Sommerfcherz
Z&hlen die Fließenden Bl'&tter Mk. 20.-
Sommerfcherz
Ein S&ty mit
WANDERPREIS
Wanderpreis kimmt, is Schluß mit
der bayerildien Gemütlichkeit
Für jeden veröffentlichten Sommerfcherz
Zählen die Fließenden Blätter Mk. 20.-
Sommerfcherz
Ein mit
“KOPFKISSEN“
Ach, könnt' ich jeden
Bubi KopfkilTen!
Für jeden veröffentlichten Sommerfcherz
Zählen die Fließenden Blätter Mk. 20.-
Sommerfcherz
Ein Satj mit
RHÄTIEN -
Kreuzworträtfel find eine ein-
fache Sache: man Rhätientweder
oder nicht
Für jeden veröffentlichten Sommerfcherz
Zählen die Fließenden Blätter Mk. 20.-
DER GAST / Von Sepp Loibl
Herr Mölpap warf den Federhalter von sich, daß die Kleckse stoben. „Him-
mel-Dom,erwetter!" meldete er ins wohllautdurchflutete Nebenzimmer —
„Jetzt Hab' i scho' wieder a Sau g'macht! Kann denn gar koa Ruah net sei'
mit dei'm damischen Klavier? An Ruah gibst'! Woaßt net, daß i so an sau-
dumma Briaf schreiben muaß?"
Fräulein Eilly unterdrückte ihr Bedauern darüber, daß ihr Vater aus-
gerechnet saudumme Briefe schreiben mußte,- sie schloß stillschweigend das so
schwer insultierte Musikinstrument und näherte sich wiegenden Schrittes
Herrn Mölpap. «AberVater", sagte sie mit ihrer sanftesten Stimme, „i Hab'
halt net dran denkt." Und dabei legte sie ihm die geschmeidige Rechte aufs
Haupt, als wolle sie beten, daß Gott ihn erhalte, so schön, so rein, so hold.
Herr Mölpap konnte der lieblichen Stimme und dem schmeichelnden Händ-
chen auf seiner schweißvedeckten Glatze nur schwach widerstehen. „Freili ~
net dran denkt — natürli net! Wer wird denn an mi' denken! Jetzt därs
i 'n no' amal schreibeit, den ganzen Schmarrn!"
Cillys Häitde giitgen über Vaters Glatze, Cillys Augen über Vaters Brief.
„Lieber Freund!" stand da geschrieben: „Auch ich freue mich herzlich, den
Sohn meines alten Spezi Lohmeier nach so lange Jahre einmal wieder zu
sehen. Du, ich glaube schon, ich darf du sagen zum Sohn von meinen besten
Freund und das war er, also du bist mir herzhaft willkommen und wohnst
natürlich nirgends anderst als wie bei mir und die meinen in meinen eigenen
Haus, wo so nichts tragt als nur bloß lauter Arger. Natürlich bist du mein
Gast und mußt du gestatten, daß ich alles für dich bezahle auch wenn wir
in die Ausstellung gehen, wo du uitbedingt sehn mußt, und vielleicht ins
Isar-" Der Rest war — mit Herrn Mölpap zu reden — Sau.
„Du, Vater," sagte zögernd Fräulein Eilly, „schön hast fei g'schrieben,
gel? Aber... du, Vater... wennst's doch noch amal schreibst ...gel, nacher
schreibst „nach so langen Jahren" und „von meinem besten Freund", gel?
Weißt,- net, daß er meint, mir sin ungebildete Leut!"
Da schob der Vater sie von sich. „So! Ungebildet! Mhm! Bin i wieder
net nobel gnua, muaß si's Fräulein wieder schaama mit ihr'n g'scheerten Papa?
Muaß i eahm vielleicht in mei'm Briaf Rechtschreibunterricht geben, dem
Herrn stud. jur., ha?"
„Student is er?" fragte Eilly sehr eifrig. „Auf der Karten is a sog'stan-
den, die wo er vor drei Jahr einig'schmissen hat, wie er uns b'sucht hat und mir
in den blödsiniü'n Norderney g'wesensan." — „Dannis er vielleicht jetzt schon
Rechtsanwalt oder so was ?" mutmaßte Fräulein Eilly mit leuchtenden Augen.
„Mhm, oder vielleicht Minister — und kimmt eigens auf Brautschau — und
suacht a gebildet's Fräulein, wo d' Rechtschreibung deklinieren kann und an
Mozart klimpert. Moan scho' aa! Aber wann er di' so interessiert, nacher
schreib eahm doch du mit deiner gebildeten Rechtschreibung!" Herr Mölpap
drückte sich eilig von seinem saudummen Brief.
Fräulein Lilly aber schrieb „in Verhinderung ihres Vaters", daß dieser
sich sehr darauf freue, den Sohn seines besten Freundes usw. —
Tine Woche später standen Herr und Fräulein Mölpap wartend im Haupt-
bahnhof. Herr Mölpap verkürzte die Zeit mit sinnigem Geplauder: „Alle
(Fortsetzung Seite 58)
56
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Ihr Fräulein Braut"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1925
Entstehungsdatum (normiert)
1920 - 1930
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 163.1925, Nr. 4174, S. 56
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg