£ listige Weltchronik
Eines Tages trafen in London vier Professoren aus Sidney
ein, die eine Weltreise von elftausend Meilen gemacht hatten,
um an dem englischen Reichs-Universitäts-Kongreß teilzunehmen. Viele
Hindernisse hattengedroht, die Reise zu verzögern ,-aber schließlich hatten
die vier Gelehrten doch unter Dransehung aller Energie erreicht, daß
sie rechtzeitig im Juli ankamen. Wer beschreibt ihr Erstaunen, als sie im
Büro der Kongreßleitung erfuhren, daß der Kongreß zwar im Juli, aber,
wie in allen Prospekten deutlich zu lesen wäre, erst — 1926 stattfände.
Man hat schon gehört, daß ein Goldfischglas in einem Zimmer die
Sonnenstrahlen so konzentrierte, daß ein Brand davon entstand und
ein ganzes Haus eingeäschcrt wurde. Das ist ein simpler kleiner Haus-
brand gegen jenen, der kürzlich in Komomu in Deutsch-Böhmen von
einem Bierglas veranlaßt wurde. Durch das Fenster einer Wohnung
sah eine Tschechin im Zimmer eines Deutschen ein Bierglas mit Em-
blemen stehen, das die deutschen Farben zeigte. Dies Glas versetzte das
Hirn der guten Frau in Flammen: sie verlangte allen Ernstes von den
staatlichen Behörden, daß der Bierkrug konfisziert wurde. — Hier hat
also ein Bierglas die Wetshettsstrahlen so konzentriert, daß im Kopf
der Dame ein staatsgefährlicher Brand entstand. Möge er mit Kalt-
wasserbehandlung gelöscht werden.
Eine reisende Engländerin hatte in Zürich 17 000 Franken ver-
loren. Ein ehrlicher Schweizer brachte sie der Dame zurück und erhielt
von ihr zum Lohn — ein Glas Bier. Darüber empört, warf ihr der
Schweizer das Bierglas an den Kopf und bekam infolgedessen als
weitere Vergütung für seine Ehrlichkeit vierzehn Tage Gefängnis.
Nebenher allerdings wurde polizeilicherseits die Auszahlung von zehn
Prozent Finderlohn an ihn veranlaßt. Bis hierher verläuft die Geschichte
ganz normal und unseren Erfahrungen entsprechend. Nun aber kommt
eine hübsche Pointe. Als der Gatte der Engländerin von dem Vorfall
erfuhr, ließ er dem mutigen Schweizer eine Sondervergütung von
zweitausend Franken zukommen. Man fragt: wofür? BEch»«,»-*
PO S TKA R TENOR USSE
AUS DER SOMMERFRISCHE
Jch bin im Bad, Wohin ich fuhr,
Vom Rheuma zu gefunden;
Doch hat bisher Erleicht ’rung nur
Mein - Portemonnaie gefunden !
3m Mopfen bringt man ’s bei der Kur
Kur Virtuoftäl:
Teils mopft man mich mit der Diät,
Teils mir die - Uhr!
Eng und niedrig unterm Dach
Liegt mein Kimmer, fchräg und flach;
Lang muh ich mich dreh ’n und winden,
Um den Weg ins Bett zu Enden !
Das — entdeck ’ ich hinterher -
Fällt den-Wanzen wen ’ger fchwer !
F
Unerfchwinglich ift das Elfen,
Dafür äußerft knapp bemeffen,
Und ich werde niemals fatt,
Was, anftatt mich zu verdrießen,
Da der - Fraß nicht zu genießen,
Immerhin fein Gutes hat!
Unaufhörlich trieft der Regen,
Sturm durchfröftelt meine Bruft,
Fiebernd, huftend, niefend mußt
Jch mich gleich zu Bette legen.
Doch im ungeheizten Kimmer
Ward mein Schnupfen nur noch fchlimmer!
Mag’re Backen, fteife Glieder
Bring’ ich mit nach Tfaus .... !
Da furier’ ich mich dann wieder
Von den-Ferien aus!
Kurd Schräder
90
Eines Tages trafen in London vier Professoren aus Sidney
ein, die eine Weltreise von elftausend Meilen gemacht hatten,
um an dem englischen Reichs-Universitäts-Kongreß teilzunehmen. Viele
Hindernisse hattengedroht, die Reise zu verzögern ,-aber schließlich hatten
die vier Gelehrten doch unter Dransehung aller Energie erreicht, daß
sie rechtzeitig im Juli ankamen. Wer beschreibt ihr Erstaunen, als sie im
Büro der Kongreßleitung erfuhren, daß der Kongreß zwar im Juli, aber,
wie in allen Prospekten deutlich zu lesen wäre, erst — 1926 stattfände.
Man hat schon gehört, daß ein Goldfischglas in einem Zimmer die
Sonnenstrahlen so konzentrierte, daß ein Brand davon entstand und
ein ganzes Haus eingeäschcrt wurde. Das ist ein simpler kleiner Haus-
brand gegen jenen, der kürzlich in Komomu in Deutsch-Böhmen von
einem Bierglas veranlaßt wurde. Durch das Fenster einer Wohnung
sah eine Tschechin im Zimmer eines Deutschen ein Bierglas mit Em-
blemen stehen, das die deutschen Farben zeigte. Dies Glas versetzte das
Hirn der guten Frau in Flammen: sie verlangte allen Ernstes von den
staatlichen Behörden, daß der Bierkrug konfisziert wurde. — Hier hat
also ein Bierglas die Wetshettsstrahlen so konzentriert, daß im Kopf
der Dame ein staatsgefährlicher Brand entstand. Möge er mit Kalt-
wasserbehandlung gelöscht werden.
Eine reisende Engländerin hatte in Zürich 17 000 Franken ver-
loren. Ein ehrlicher Schweizer brachte sie der Dame zurück und erhielt
von ihr zum Lohn — ein Glas Bier. Darüber empört, warf ihr der
Schweizer das Bierglas an den Kopf und bekam infolgedessen als
weitere Vergütung für seine Ehrlichkeit vierzehn Tage Gefängnis.
Nebenher allerdings wurde polizeilicherseits die Auszahlung von zehn
Prozent Finderlohn an ihn veranlaßt. Bis hierher verläuft die Geschichte
ganz normal und unseren Erfahrungen entsprechend. Nun aber kommt
eine hübsche Pointe. Als der Gatte der Engländerin von dem Vorfall
erfuhr, ließ er dem mutigen Schweizer eine Sondervergütung von
zweitausend Franken zukommen. Man fragt: wofür? BEch»«,»-*
PO S TKA R TENOR USSE
AUS DER SOMMERFRISCHE
Jch bin im Bad, Wohin ich fuhr,
Vom Rheuma zu gefunden;
Doch hat bisher Erleicht ’rung nur
Mein - Portemonnaie gefunden !
3m Mopfen bringt man ’s bei der Kur
Kur Virtuoftäl:
Teils mopft man mich mit der Diät,
Teils mir die - Uhr!
Eng und niedrig unterm Dach
Liegt mein Kimmer, fchräg und flach;
Lang muh ich mich dreh ’n und winden,
Um den Weg ins Bett zu Enden !
Das — entdeck ’ ich hinterher -
Fällt den-Wanzen wen ’ger fchwer !
F
Unerfchwinglich ift das Elfen,
Dafür äußerft knapp bemeffen,
Und ich werde niemals fatt,
Was, anftatt mich zu verdrießen,
Da der - Fraß nicht zu genießen,
Immerhin fein Gutes hat!
Unaufhörlich trieft der Regen,
Sturm durchfröftelt meine Bruft,
Fiebernd, huftend, niefend mußt
Jch mich gleich zu Bette legen.
Doch im ungeheizten Kimmer
Ward mein Schnupfen nur noch fchlimmer!
Mag’re Backen, fteife Glieder
Bring’ ich mit nach Tfaus .... !
Da furier’ ich mich dann wieder
Von den-Ferien aus!
Kurd Schräder
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Lustige Weltchronik"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsdatum
um 1925
Entstehungsdatum (normiert)
1920 - 1930
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 163.1925, Nr. 4177, S. 90
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg