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war, hatte seit langer Zeit zum erstenmal wieder das Haus seiner
Mutter betreten, als sie im Sterben lag. Er war zeitlebens von der
Zonnerin geplagt und geprügelt worden, aber kurz vor ihrem Ende
hatte sie doch das Bedürfnis gefühlt — ihm zu verzeihen. Ja! ihm
alles zu verzeihen, was er Böses an ihr getan hatte. Die Bauern
mußten trotz der Trauerkunde lachen, als sie dies hörten. Ja, das
war die Zonnerin! Sic war sich im Tode wie im Leben gleich ge-
blieben. Übrigens hatte Corbin im ganzen Haus keinen baren Heller
für die Beerdigung gefunden und mußte nun den Knecht schicken mit
der Bitte, ihm doch auf ein paar Tage hundert oder zweihundert Mark
zu leihen. Das tat man gern,- die Zonnerin sollte eine „scheeneLoach"
werden - sie war doch auch im Leben ein prächtig Weib gewesen.
Als der „Beehm" am Abend die Runde durch die Bachbardörfer
gemacht hatte, konnte er auszählen, daß zum Begräbnis der Zonnerin
sicher an die fünfhundert Leut' nach Reuthenberg kommen würden.

Und sie kamen. Mit einem Haufen von Kränzen, der die große
Wirtsstube vom Boden bis zur Decke hätte füllen können, mit schwarzen
Röcken und ernsten Mienen.

Aber als der erste vorsichtig den Kopf in die Wtrtsstube steckte, um
zu sehen, was los sei (es kam ihnen allen das Dorf und das Haus
so merkwürdig unverändert vor), prallte er mit einem Schrei zurück.
Die hinter ihm Stehenden fingen ihn aus und stießen die Tür auf:
Da stand die Zonnerin auf dem Tisch im Kranz ihrer Gäste und ließ

sich die Waden messen: „Kommt's nur herein, Leut'!" rief sie, „i Hab
mei' Wett' g'wonna, mei' Wad'ln san mehra als suchz'g Zentimeter
— — 's gibt Freibier vom Förster!"

Zuerst schauten die Bauern drein, als sei ihnen ein Blitz in die
Knochen gefahren,- dann fing ein allgemeines Reden und Diskuricren
an, kn dessen Verlauf sich herausstellte:

Der Beehm, der Lump, der miscrablige, war bei allen Freunden
der Zonnerin in den Bachbardörfern herumgegangen und hatte sie um
fünfzig, um hundert, um zwei-, auch um dreihundert Mark, je nach
Schätzung ihres Vermögens, angepumpt „für das Begräbnis der
Zonnerin". Und die Zonnerin lebte! Und mußte auf dem Tisch, wo
ihr eben die Wadl'n gemessen worden waren,
die ersten Kränze und schwarzumrändertcn,

Karten kn Empfang nehmen.Und durste
ausrechnen, wie viel tausend Mark
sie ihren Freunden zurückzahlen
mußte für das Begräbnis,
das nun nicht einmal stattfand.

Denn der „Saubeehm",
der „Krippel", der miserab-
lige,war mit dem schönen Geld
und seiner Babette über alle
Berge. Spieker

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Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Das Pferd im Backofen"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

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Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Krombach, Paul
Entstehungsdatum (normiert)
1925 - 1925
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 163.1925, Nr. 4187, S. 210

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
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