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(Z-Forts.)

(Herr vonThaller,Leutnant und Flötenkünstler, ist in die Hofdame MaVelcine gefordert und verwundet. Die Angelegenheit ist in Gefahr, durch Madeleine selbst

Gräfin Tauffkirchen verliebt und hat einen Franzosen aus Eifersucht zum Duell vor den Kurfürsten zu kommen.)

dem Dachauer Moos wölbte sich ein gold-

fJL flimmernder Iulitag. Die weiche grüne Ebene war wie ein Stück

( Sammet, in dessen Mitte als leuchtende Kostbarkeit der Dachauer

Berg mit dem weißen Schlosse aufgebaut war, und darüber hatte man
X die gläserne Himmelsglocke gestülpt. Es war heiß genug unter diesem
Glassturz, und auf dem Moose zitterte die Luft wie rieselndes Kristall.

Oben aber auf dem Schloßberg wehte ein frischerer Sommerwind von
den Alpen her, die sich fern am Horizonte hinzackten, unsäglich klar und rein
und in gottgroßcr Erhabenheit. Wie eine erstarrte Flut wellten sich die Bor-
bergc in die weite Ebene herein, auf der weiße Dörfer schimmerten und die
braunen Türme der Frauenkirche aufragtcn.

Im Garten hinter dem Schlosse, hoch über dem sonnigen Land, war ein
großes Blühen und Rauschen — ein Freudenfest, zu dem der gesegnete

Sommer seine leuchtendsten Farben ausgesteckt hatte. Und zu all der Bunt-
heit kamen die lichten Kleider der Damen, wie märchengroße Tulpen auf
dem Rasen und in den schattigen Lindengängen verstreut. Man war fröhlich
und sanft, von einer leisen ländlichen Ungebundenheit, promenierte, vergnügte
sich mit Reifenspielen und blickte mit dem angenehmsten Schauder zwischen
den Zinnen der Gartenmauer in die Tiefe des Steilhangs hinab.

Die Kurfürstin saß, mit der Oberhosmeisterin plaudernd, unter einer alten
Blutbuche und sah den Vergnügten zu. „Aber unsere kleine Tauffkirchen ist
trübselig," sagte sie, „was halten Sie davon? Welche Veränderung in den
letzten Monateil! Und sie hat noch immer die Absicht, den Schleier zu nehmen?
Ein sonderbarer Einsall — je nun, wenn sie durchaus will-"

Durch den Garten klangen kriegerische Sporenschritte heran. In der Mün-
dung eines Laubengangcs erschien derLeutnant von Thaller, stellte sich, grüßte
und machte seine Meldung: „Leutnant von Thaller mit sechs Mann, vom Herrn
Generalwachtmeister beauftragt, den Wagen Ihro kurfürstlichen Gnaden auf
der Heimfahrt zu eskortieren."

„Unser Flötenkünstler," sagte die Kurfürstin freundlich, „wie aufmerksam
von dem Grafen. .. schade, daß man nicht früher gekommen ist, wir hätten
ein kleines Gartenkonzert zustande gebracht. — Ich denke, wir brechen gegen
Sonnenuntergang auf, wenn die Hitze nachgelassen hat. Man wird für Sie
und Ihre Leute im Schloß sorgen, Herr von Thaller - und wenn Sie trotz
Ihrer Spore» Ball schlagen wollen — man wird sich freuen."

Thaller salutierte und verschwand im Laubengange. Zu anderen Zeiten
hätte er sich einen stillen kühlen Winkel gesucht und sich dort angelegentlich
mit einem Bierkrug unterhalten. Aber diesmal hatten seine einsamen Wege
durch die abgelegeneren Teile des Schloßgartens kein einsames, sondern ein
zweisames Ziel. Es dauerte nicht lange, so fand er wirklich die Gräfin Tauff-
kirchen auf einem versteckten Bänklein, offenbar damit beschäftigt, sich ihrem
Schmerze zu überlassen/ weiß Gott, wo sie mit ihren Gedanken gewesen sein
mochte — denn auf das
leise silberne Sporen-
geklirr des Leutnants
schrak sie hestig auf.

„Gräfin —!"

„HerrvonThaller!"
sagte sie, bebend vor
Empörung. „Nicht ge-
nug damit, daß Sic
inich unglücklich ma-
chen — nein. Sie sind
unbarmherzig und takt-
los genug, mich zu ver-

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Das glückselige Flötenspiel"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Stockmann, Hermann
Entstehungsdatum
um 1925
Entstehungsdatum (normiert)
1920 - 1930
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 163.1925, Nr. 4189, S. 237

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Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
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