kamen liebliche Töne: »Sti.. ille Naaacht, hei. • lige Naacht
3a, zum Teufel, schreiben wir denn nicht November ? Hat das Christkind
sich bei uns im Datum verrechnet? Leise öffnete ich die Tür. Meine
Frau saß hingeschmolzen am Flügel. Auf der Zimmerpalme waren drei
Wachskerzen kunstvoll angebracht,- aus dem großen Tische aber — ja,
Herrschaft, was lag denn da? Ich erkannte schaudernd eine Pelzstola,
zwei paar seidener Kombinations, Stefan Georges gesammelte Werke,
eine Fünfpsund-Kiste mit Pralinen, ein Kaviar-Tönnchen, Parfüms
und jenen Bymphenburgcr Porzellanhund, dessen Anschaffung ich auch
in den Träumen kühnster Ausschweifung als mit den Einnahmen eines
Beamten, Klasse 11, unvereinbar weit von mir gewiesen hatte. Ja,
war denn Knecht Ruprecht selber hier? Wirkte hier Zauber, wenn
nicht gar fauler Zauber?
»Schah," sagte meine Gattin und schien mit den schmeichlerischen
Umgarnungsarmen auf mildernde Umstände zu plädieren, »Du weißt
doch: mein Weihnachtsgedicht... Ich mußte doch in die rechte Stim-
mung konlmen. Da Hab' ich eben die paar Kleinigkeiten gekauft. Denn
ohne einen Gabentisch kommt man eben nicht in die rechte Stimmung.
Und wo ich doch jetzt so viel Geld verdienen werde...."
Anderntags kamen die Rechnungen. Sie addierten sich auf nur
365 Mark, aber meine Frau erklärte sich bereit, ihr Honorar selbst-
redend beizusteuern.
Anderntags sandte sie ihr Wcihnachtsgedicht ab. ?3ach einer Woche
kam der übliche dicke Brief.
„Man sei mit minderwertigen Weihnachtsversen bereits so stark
eingedeckt, daß man untröstlich sei, dieses Meisterwerk."
Meine Frau hat sich den ganzen Bormittag vor inir nicht blicken
lassen. Aber mittags gab's wieder Leberknöd'l und Zwetschgenkuchen.
Und die Hab' ich nicht zurückgcsandt, sondern inich mit den Meister-
werken eingedeckt.... Mahlzeit!
»Warum dauert denn das so lange dort am Schalter?" — »Ja, wissen S', dkcLeute holen alle Altbesitz an leihe Umtausch antragsform ula re"!
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3a, zum Teufel, schreiben wir denn nicht November ? Hat das Christkind
sich bei uns im Datum verrechnet? Leise öffnete ich die Tür. Meine
Frau saß hingeschmolzen am Flügel. Auf der Zimmerpalme waren drei
Wachskerzen kunstvoll angebracht,- aus dem großen Tische aber — ja,
Herrschaft, was lag denn da? Ich erkannte schaudernd eine Pelzstola,
zwei paar seidener Kombinations, Stefan Georges gesammelte Werke,
eine Fünfpsund-Kiste mit Pralinen, ein Kaviar-Tönnchen, Parfüms
und jenen Bymphenburgcr Porzellanhund, dessen Anschaffung ich auch
in den Träumen kühnster Ausschweifung als mit den Einnahmen eines
Beamten, Klasse 11, unvereinbar weit von mir gewiesen hatte. Ja,
war denn Knecht Ruprecht selber hier? Wirkte hier Zauber, wenn
nicht gar fauler Zauber?
»Schah," sagte meine Gattin und schien mit den schmeichlerischen
Umgarnungsarmen auf mildernde Umstände zu plädieren, »Du weißt
doch: mein Weihnachtsgedicht... Ich mußte doch in die rechte Stim-
mung konlmen. Da Hab' ich eben die paar Kleinigkeiten gekauft. Denn
ohne einen Gabentisch kommt man eben nicht in die rechte Stimmung.
Und wo ich doch jetzt so viel Geld verdienen werde...."
Anderntags kamen die Rechnungen. Sie addierten sich auf nur
365 Mark, aber meine Frau erklärte sich bereit, ihr Honorar selbst-
redend beizusteuern.
Anderntags sandte sie ihr Wcihnachtsgedicht ab. ?3ach einer Woche
kam der übliche dicke Brief.
„Man sei mit minderwertigen Weihnachtsversen bereits so stark
eingedeckt, daß man untröstlich sei, dieses Meisterwerk."
Meine Frau hat sich den ganzen Bormittag vor inir nicht blicken
lassen. Aber mittags gab's wieder Leberknöd'l und Zwetschgenkuchen.
Und die Hab' ich nicht zurückgcsandt, sondern inich mit den Meister-
werken eingedeckt.... Mahlzeit!
»Warum dauert denn das so lange dort am Schalter?" — »Ja, wissen S', dkcLeute holen alle Altbesitz an leihe Umtausch antragsform ula re"!
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Meine Frau, die Lyrikerin" "Warum dauert denn das so lange dort am Schalter?"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1925
Entstehungsdatum (normiert)
1920 - 1930
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 163.1925, Nr. 4193, S. 282
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg