Der Unauffindbare
Mein Freund, der bekannte Schriftsteller
Erwin Ziegenmilch (wer kennt ihn nicht!)
begegnete mir gestern in unerhörter Er-
regung :
„ Lieber Freund/"sagte er zu mir, „ tun Sie
mir einen Gefallen und leihen Sie mir vier-
unddreißig Mark und fünfzig Pfennige."
„Ausgerechnet vierunddreißig Mark und
fünfzig Pfennige?"
„Iawohh" antwortete er, „wenn ich das
Geld nicht bezahle, an die Post bezahle, ist
alles futsch."
„Ja, was ist denn los? Sie sind ja ganz
aufgelöst!"
Ziegenmilch ballte die Faust und sagte:
„Jetzt, wo ich vor dem Abschluß mit dem
Verleger stehe, wo mein humoristischer No-
man alle Aussicht Hatz ein Welterfolg zu
werden, jetzt, wo ich mir einen Sechssitzer
kaufen möchte, neues Möbel, eine Frau
heimführen möchte, was doch auch zu dem
Möbel gehört, jetzt erlebe ich diesen Zu-
sammenbruch .... Wo kann ich eine humo-
ristische Pointe hernehmen, ganz am Schluffe
der Geschichte, bei einem solchen Trauer-
spiel!"
„Ja, was ist denn los?"
„Man hat mir mein Telephon gesperrt!"
Ich langte in die Tasche und gab ihm den
kleinen Betrag, damit er Karriere mache.
„Und die Nummer, lieber Freund?"
„131 300."
KripperI = Lied
Kinder, Kinder, glei' derfts 'rein,
's Kripperl wird bald ferti' fein!
GTchwind an alt'n Kilt'ndedc'l,
Stift'n, Hammer, Latt'n, Pflödc'l! —
Steht amal das Unterg'ftell,
Geht das andre wunderfchnell.
Kinder, schon gedeiht jetzund
Hintergrund und Vordergrund.
Kranawitt'n, schlank wie Federn,
Sin' vom Libanon die Zedern,
Vorn her kommt aus Moos und Sand
's übrige Gelobte Land.
Kinder, Kinder, feids nur brav !
Jetza weid'n schon die Schaf'.
Der Herr Hirt', der hat kei' Kapp'n,
Muß ma f' Ichfeunig auffipapp'n.
Und fei'm Hundl fehlt a Hax,
Das kurier'n ma leicht mit Wax,
Kinder, machts net Io Krawall!
Rechts in's Edk, da g'hört der Stall,
Vor das Tor von feiner Villa
Der St. Jofeph, gelb und lila,
Und dabei die holde Frau
In an Kleids rot und blau.
Kinder, Kinder, oh! feids g'fpannt:
Ochs und Efel fieh'n bei'nand',
Oben an an feinen Stängerl
Stecht das gold'ne Weihnachtsengerl,
Und am Zaun der Bett'lmo
Bett'ft, was er bett ln ko.
Kinder, Kinder, jetz' kommts 'rein !
Still! Da liegt das Jefulein !
Liegt mit lachend hellen Lipp'n
In der Pappendeck'lkripp'n
Weich und warm und lehr bequem,
— BelTer als in Bethlehem !
D. A. H.
Er umarmte mich und ging dankend
von mir. Drei Wochen später telephonierte
ick an:
„Fräulein, bitte, 131 300."
Nach einer längeren Pause erwiderte die
Dame vom Amt:
„Verzeihen Sie, die Nummer haben wir
nie gehabt. Die Nummer existiert nicht!"
E. H.St.
Neuer Beruf
Heinz, der junge Malersmann hat sei-
nen Beruf aufgegcben. Er tritt jetzt als
Schlangenmensch im Spczialitäten-
Theater auf.
Als ihn ein Bekannter auf der Straße
fragt, was er jetzt treibe, erwidert er:
„Ich schlängele mich halt so durch."
Igh
LI mstellung
Lottchen hat einen BackkurS mitgemacht.
Unter anderen hat sie auch gelernt, nach Art
der Konditoren zierliche Bauten aus Tra-
gant herzustellen. „Jetzt werde ich euch inal
eine Burg backen", erklärt sie am Weih-
nachtstage voller Stolz den Eltern.
Die Eltern lassen sie im Backherd nach
Herzenslust hantieren. Es dauert eine kleine
Ewigkeit, bis Loktchen wieder aus der.Kücke
zum Vorschein kommt.
„Na, was macht die Burg?" fragt miß-
trauisch der Vater.
„Ach, weißt du, Papa," bringt dasMäd-
chen zögernd vor, „ich Hab' mir's überlegt.
Ick habe eine ffiuinc gebacken." Jgl.
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Mein Freund, der bekannte Schriftsteller
Erwin Ziegenmilch (wer kennt ihn nicht!)
begegnete mir gestern in unerhörter Er-
regung :
„ Lieber Freund/"sagte er zu mir, „ tun Sie
mir einen Gefallen und leihen Sie mir vier-
unddreißig Mark und fünfzig Pfennige."
„Ausgerechnet vierunddreißig Mark und
fünfzig Pfennige?"
„Iawohh" antwortete er, „wenn ich das
Geld nicht bezahle, an die Post bezahle, ist
alles futsch."
„Ja, was ist denn los? Sie sind ja ganz
aufgelöst!"
Ziegenmilch ballte die Faust und sagte:
„Jetzt, wo ich vor dem Abschluß mit dem
Verleger stehe, wo mein humoristischer No-
man alle Aussicht Hatz ein Welterfolg zu
werden, jetzt, wo ich mir einen Sechssitzer
kaufen möchte, neues Möbel, eine Frau
heimführen möchte, was doch auch zu dem
Möbel gehört, jetzt erlebe ich diesen Zu-
sammenbruch .... Wo kann ich eine humo-
ristische Pointe hernehmen, ganz am Schluffe
der Geschichte, bei einem solchen Trauer-
spiel!"
„Ja, was ist denn los?"
„Man hat mir mein Telephon gesperrt!"
Ich langte in die Tasche und gab ihm den
kleinen Betrag, damit er Karriere mache.
„Und die Nummer, lieber Freund?"
„131 300."
KripperI = Lied
Kinder, Kinder, glei' derfts 'rein,
's Kripperl wird bald ferti' fein!
GTchwind an alt'n Kilt'ndedc'l,
Stift'n, Hammer, Latt'n, Pflödc'l! —
Steht amal das Unterg'ftell,
Geht das andre wunderfchnell.
Kinder, schon gedeiht jetzund
Hintergrund und Vordergrund.
Kranawitt'n, schlank wie Federn,
Sin' vom Libanon die Zedern,
Vorn her kommt aus Moos und Sand
's übrige Gelobte Land.
Kinder, Kinder, feids nur brav !
Jetza weid'n schon die Schaf'.
Der Herr Hirt', der hat kei' Kapp'n,
Muß ma f' Ichfeunig auffipapp'n.
Und fei'm Hundl fehlt a Hax,
Das kurier'n ma leicht mit Wax,
Kinder, machts net Io Krawall!
Rechts in's Edk, da g'hört der Stall,
Vor das Tor von feiner Villa
Der St. Jofeph, gelb und lila,
Und dabei die holde Frau
In an Kleids rot und blau.
Kinder, Kinder, oh! feids g'fpannt:
Ochs und Efel fieh'n bei'nand',
Oben an an feinen Stängerl
Stecht das gold'ne Weihnachtsengerl,
Und am Zaun der Bett'lmo
Bett'ft, was er bett ln ko.
Kinder, Kinder, jetz' kommts 'rein !
Still! Da liegt das Jefulein !
Liegt mit lachend hellen Lipp'n
In der Pappendeck'lkripp'n
Weich und warm und lehr bequem,
— BelTer als in Bethlehem !
D. A. H.
Er umarmte mich und ging dankend
von mir. Drei Wochen später telephonierte
ick an:
„Fräulein, bitte, 131 300."
Nach einer längeren Pause erwiderte die
Dame vom Amt:
„Verzeihen Sie, die Nummer haben wir
nie gehabt. Die Nummer existiert nicht!"
E. H.St.
Neuer Beruf
Heinz, der junge Malersmann hat sei-
nen Beruf aufgegcben. Er tritt jetzt als
Schlangenmensch im Spczialitäten-
Theater auf.
Als ihn ein Bekannter auf der Straße
fragt, was er jetzt treibe, erwidert er:
„Ich schlängele mich halt so durch."
Igh
LI mstellung
Lottchen hat einen BackkurS mitgemacht.
Unter anderen hat sie auch gelernt, nach Art
der Konditoren zierliche Bauten aus Tra-
gant herzustellen. „Jetzt werde ich euch inal
eine Burg backen", erklärt sie am Weih-
nachtstage voller Stolz den Eltern.
Die Eltern lassen sie im Backherd nach
Herzenslust hantieren. Es dauert eine kleine
Ewigkeit, bis Loktchen wieder aus der.Kücke
zum Vorschein kommt.
„Na, was macht die Burg?" fragt miß-
trauisch der Vater.
„Ach, weißt du, Papa," bringt dasMäd-
chen zögernd vor, „ich Hab' mir's überlegt.
Ick habe eine ffiuinc gebacken." Jgl.
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Kripperl-Lied"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1925
Entstehungsdatum (normiert)
1920 - 1930
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 163.1925, Nr. 4195, S. 302
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg