vergessen. Auch
derBote warmit
Schreibmaterial
nicht ausgerü-
stet. Während sie
noch berieten,kam
ein Weinsber-
ger Bürger vor-
über, den Kerner
kannte. «Habt
Ihr nicht Papier
und Bleistift bei
Euch, Hans-
jörg?" fragte er
sogleich.
«Das nicht,
Herr Doktor,
aber ein Stück
Kreide."
„Gut,gebther,
es muß nun auch
mal so gehen",
meinteKerner be-
friedigt. «Kommt,
Hansjörg, haltet
Euren breiten
Rücken her,- auf
Eurem blauen
Wams läßt sich
prächtig ein Re-
zept schreiben.
So! Jetzt geht
zusammen in die
Apotheke und du,
Bote, sorgst da-
für. daß niemand
dem Hansjörg aus den Buckel klopft!" — Die
beiden zogen ab und erfüllten getreulich den
Auftrag deS Arztes. Der Apotheker aber hat
später gesagt, er habe von Or. Kerner noch nie
ein so deutlich geschriebenes Rezept zu lesen be-
kommen. F.W.
Das Aufsatzthema
In der Vorbereitungsstunde zu einem Auf-
satz über das Schlittschuhlaufen erklärt der
Lehrer, daß in Deutschland die Eislaufkunst
sich spät einführte. Erst durch die begeisternden
Lobpreisungen Klopstocks gewann der Schlitt-
schuhsport auch bei uns große Verbreitung.
Ullrich schreibt daraufhin in seinem Auf-
satz: «Das Publikum hatte zuerst für den
Schlittschuhsport geringes Interesse. Als aber
Klopstock den Sport besang und selber viel
auf dem Eise lief, da war das Eis ge-
brochen!"
„Arbeit wollen Sie, ja da kommen Sie mir gerade recht! Sehen Sie die Stämme in der Ecke,
die können Sie mir verkleinern!" - „Oh nein. Hochwürden wissen selbst, .Was Gott zusammengefügt
hat, das soll der Mensch nicht scheiden!!'"
EINGESPONNEN
Leihelei leilel
Störe nicht heimliche Tr eile!
Laulche nach innen -
Tühlft cfuy daß eben
Taufend kleine Spinnen
Aiillionen feine f äden weben
Von dir zu mir.
Von
mir zu
dir.
Hin und her>
Immer mehr f-
Lind leile träumend^ lächelnd
verfonnen
Sind wir nun beide ganz ein-
gefpomjen.
Fritz Michel
Definition
BeiFrau Gold-
berger ist Jour.
Man sprach über
die Begriffe Un-
endlichkeit, Zeit
und Ewigkeit.
Einer der Gäste,
der bekanntepro-
fessor der Philo-
sophie Sinnierer
hatte sehr inter-
essant zum Ge-
genstand gespro-
chen,-zwei Stun-
den lang. Da
sagte Frau Gold-
berger: «Also,
was ist eigentlich
Unendlichkeit?"
«Das ist die
Zeit, gnädige
Frau," erwiderte
der alte Herr,
«die ich brauchen
würde, um es
Ihnen zu erklä-
ren."
Ein
S ch l a u ch e r l
Ich war krank
gewesen,Grippe,-
drei Wochen im
Bett liegen, das
spürt man schon. Ganz schwach wird man. Kaum
könnt' ich das Glas Wein zum Munde führen,
das mir der Doktor zur Stärkung verordnet
batte,- so zitterte meine Hand.
„So hilf mir doch", sagte ich zu meinem
Reffen, der auf Besuch da war.
«Bitte,Onkel", erwiderte er, sagte «Prosit",
nahm daS Glas und — trank es aus.
Wide r s p r u ch
In einer kleinen Stadt Oberösterreichs ent-
deckte ich auf einem Bummel den dicht neben der
Kirche befindlichen alten pfarrhof. Ein gegen die
Gartenseite zu gelegenes Tor im Barockstil war
wunderbar erhalten und trug in den Stein ge-
meißelt die Worte:
Kommet alle zu mir,
die Ihr mühselig und beladen seid!
An einem verrosteten Ragel in der Tür hing
darunter eine Tafel mit der Aufschrift:
Eintritt verboten!
26
derBote warmit
Schreibmaterial
nicht ausgerü-
stet. Während sie
noch berieten,kam
ein Weinsber-
ger Bürger vor-
über, den Kerner
kannte. «Habt
Ihr nicht Papier
und Bleistift bei
Euch, Hans-
jörg?" fragte er
sogleich.
«Das nicht,
Herr Doktor,
aber ein Stück
Kreide."
„Gut,gebther,
es muß nun auch
mal so gehen",
meinteKerner be-
friedigt. «Kommt,
Hansjörg, haltet
Euren breiten
Rücken her,- auf
Eurem blauen
Wams läßt sich
prächtig ein Re-
zept schreiben.
So! Jetzt geht
zusammen in die
Apotheke und du,
Bote, sorgst da-
für. daß niemand
dem Hansjörg aus den Buckel klopft!" — Die
beiden zogen ab und erfüllten getreulich den
Auftrag deS Arztes. Der Apotheker aber hat
später gesagt, er habe von Or. Kerner noch nie
ein so deutlich geschriebenes Rezept zu lesen be-
kommen. F.W.
Das Aufsatzthema
In der Vorbereitungsstunde zu einem Auf-
satz über das Schlittschuhlaufen erklärt der
Lehrer, daß in Deutschland die Eislaufkunst
sich spät einführte. Erst durch die begeisternden
Lobpreisungen Klopstocks gewann der Schlitt-
schuhsport auch bei uns große Verbreitung.
Ullrich schreibt daraufhin in seinem Auf-
satz: «Das Publikum hatte zuerst für den
Schlittschuhsport geringes Interesse. Als aber
Klopstock den Sport besang und selber viel
auf dem Eise lief, da war das Eis ge-
brochen!"
„Arbeit wollen Sie, ja da kommen Sie mir gerade recht! Sehen Sie die Stämme in der Ecke,
die können Sie mir verkleinern!" - „Oh nein. Hochwürden wissen selbst, .Was Gott zusammengefügt
hat, das soll der Mensch nicht scheiden!!'"
EINGESPONNEN
Leihelei leilel
Störe nicht heimliche Tr eile!
Laulche nach innen -
Tühlft cfuy daß eben
Taufend kleine Spinnen
Aiillionen feine f äden weben
Von dir zu mir.
Von
mir zu
dir.
Hin und her>
Immer mehr f-
Lind leile träumend^ lächelnd
verfonnen
Sind wir nun beide ganz ein-
gefpomjen.
Fritz Michel
Definition
BeiFrau Gold-
berger ist Jour.
Man sprach über
die Begriffe Un-
endlichkeit, Zeit
und Ewigkeit.
Einer der Gäste,
der bekanntepro-
fessor der Philo-
sophie Sinnierer
hatte sehr inter-
essant zum Ge-
genstand gespro-
chen,-zwei Stun-
den lang. Da
sagte Frau Gold-
berger: «Also,
was ist eigentlich
Unendlichkeit?"
«Das ist die
Zeit, gnädige
Frau," erwiderte
der alte Herr,
«die ich brauchen
würde, um es
Ihnen zu erklä-
ren."
Ein
S ch l a u ch e r l
Ich war krank
gewesen,Grippe,-
drei Wochen im
Bett liegen, das
spürt man schon. Ganz schwach wird man. Kaum
könnt' ich das Glas Wein zum Munde führen,
das mir der Doktor zur Stärkung verordnet
batte,- so zitterte meine Hand.
„So hilf mir doch", sagte ich zu meinem
Reffen, der auf Besuch da war.
«Bitte,Onkel", erwiderte er, sagte «Prosit",
nahm daS Glas und — trank es aus.
Wide r s p r u ch
In einer kleinen Stadt Oberösterreichs ent-
deckte ich auf einem Bummel den dicht neben der
Kirche befindlichen alten pfarrhof. Ein gegen die
Gartenseite zu gelegenes Tor im Barockstil war
wunderbar erhalten und trug in den Stein ge-
meißelt die Worte:
Kommet alle zu mir,
die Ihr mühselig und beladen seid!
An einem verrosteten Ragel in der Tür hing
darunter eine Tafel mit der Aufschrift:
Eintritt verboten!
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Arbeit wollen Sie, ja da kommen Sie mir gerade recht!"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1926
Entstehungsdatum (normiert)
1921 - 1931
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 164.1926, Nr. 4198, S. 26
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg