Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
„Aber, des is ja a Schus-
ser!"

„Es schaut freili'a so aus,"
meint der Sepp, „aber es wird
schon sei' Richtigkeit hob'n,der
Bauer wird's schon schluck«
inüass'n!"

Die Bäuerin legt mit einem Seufzer die sonderbare Pille auf den
Löffel, gießt Wasser darauf und gibt das Tränklein dem Toni, Der
reißt erst seine Augen auf, wie er die „elendsgroße Pillen" sieht. Dann
aber, weil er sich halt doch „den G'sund" wünscht, schluckt er und
druckt er — aber es geht beim besten Willen nicht. Zum Glück bringt
er den Kram wieder herauf und in weitem Bogen spuckt er ihn auf
die Gred.

Inzwischen kommt derAhnl herunter,den das Gehuste »md Gepustc
aus dem leichten Greisenschlaf erweckte. Er sieht die Bäuerin ratlos
vor der blaueit Kugel stehen und da fällt
ihin ganz was Gescheites ein.

„Muß man f halt zerhauen, wenn's nicht
anders geht!"

Aus dem Vorhaus holt er sich das Beil.
Der Kleinknecht muß die Pille halten. Der
Ahnl holt zu einem wuchtigen Hieb aus
und trifft — den Daumen des Sepp. Der
brüllt wie ein Stier und führt in seinem
Schmerz einen wahren Indianertanz aus.
Jetzt probiert die Bäuerin ihre Geschicklich-
keit, dann wieder der Ahnl, und
zum Schluß der Bauer selbst.

Dazti heult der Tyras und zerrt
an seiner Kette und auch im Stall
wird's lebendig.

Endlich gelingt cs ihren ge-
meinsamen Bemühungen, die
„Medizin" halbwegs zu zerklei-
nern.

Schweißtriefend kriecht der
Leitenbauer in sein Bett und
schüttet das abscheuliche Zeug
stoßweise hinunter, wobei er je-
den Schluck mit einem Fluch,
den der Pfarrer nicht hören dürfte,
begleitet. Aber, so geht's wenig-
stens leichter.

Am andern Tag, als der Sepp
g'rad' liebevoll einen Reiberknöd'l
zerteilt, kommt der Bezirksarzt.

Er sieht auf den ersten Blick, daß
es mit dem Hofherrn nicht gut

steht und fragt: „Za,
habts denn die „Medi-
zin" net g'nommen?"

„Dös scho'," meint
die Bäuerin, „aber es
is halt so viel schwär
ganga, bis ma die Pille
z'teilt Ham."

Der Bezirksarzt macht
hinter seinen scharfen
Gläsern erstaunte Augen und dann, wie ihm der Kleinknecht den Rest
der Medizin bringt, fangt er an zu lachen, daß seine Bartspitzen zittern
und daß er sein Spekuliereisen 'runternehmen muß, weil ihm die
Hellen Tränen das Schauen leidig machen.

„Ja, Leut'," lacht er und kann sich kaum verfangen, „das war ja
ein Schusser. Um den Hab' ich 's Rezept gewickelt, daß es der Wind
nicht davontragt."

lind er dreht sich um und schaut nach dem Kleinknecht. Der hat sich
aber schön sacht gedrückt, wie er merkte, daß die Geschichte dumm
hinausgeht. Und außerdem flackerte cs in den Augen des Bauern so
eigentümlich wie damals beim Zielwcrfen mit dem Holzpantoffel, von
dein der Sepp immer nocb den Gratisabdruck besitzt.

Allmählich kommt der Doktor wieder zu sich. Er seht sich zum Leiten-
bauern ans Bett und da hört er durch sein Röhrl allerlei, was ihn
vollends recht ernst macht.

Lang hat's gedauert, bis der Bauer wieder gesund und stark auf
seinen Beinen stand. Aber die Sache hat sich im Dorf und in der

Umgebung herumgeredet, woran
freilich der Herr Bezirksarzt nicht
die kleinste Schuld trug.

Wie der Leitenbauer wieder
ausgehen konnte, war's gerade so
weit, daß er seinen Buben zu»
Taufe geleitete.

„Zegerl," schmunzelt der lustige
Kooperator, „ der Pillen-Toni laßt
taufen!"

Der Bauer schluckt und druckt
an dem Schmerz, wenn auch d i e
Pille schier noch bitterer schmeckt
wie der Schusser. Aber der Spitz-
name „Pilleit-Toni" ist ihm zeit-
lebens geblieben.

Unter Schauspielern
„Wie habe ich Ihnen gestern
abend als .König' gefallen?"

„Ra, wissen Sie, seit gestern
abend bin ich für die Republik!"

Vergleichende Pathologie
„Wecste, Garlinchen, an de Zähne gan mer wänichstens geen
Bauchwäh nich' kriech'n, — aber im Bauche genn d'r de Zähne
ooch noch wäheduhn, wennste der Zufall wälche hinunterwärchst!"

140
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Der Pillen-Toni" "Vergleichende Pathologie"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Krombach, Paul
Hesse, Rudolf
Entstehungsdatum (normiert)
1926 - 1926
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 164.1926, Nr. 4207, S. 140

Beziehungen

Erschließung

Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg
 
Annotationen